Bottrop. Die Brost-Stiftung hat die Ergebnisse der Bürgeraktion „Das Ruhrgebiet besser machen“ vorgelegt. Was jetzt mit den Ideen passieren soll.

„Das Ruhrgebiet besser machen“ heißt das ambitionierte Projekt der Brost-Stiftung, das Anfang 2020 mit den „Kneipengesprächen“ begann, als die noch erlaubt waren. In rund 30 Gaststätten der Pilotorte Bottrop, Oberhausen und Herne wurden Bürgerinnen und Bürger eingeladen, Ideen für die Zukunft ihrer Stadt zu sammeln. Diese Visionen wurden in Ideenwerkstätten weiter entwickelt. Wegen Corona konnte die Abschlussveranstaltung nur digital stattfinden, Interessierte konnten sie auf YouTube begleiten.

Mehr als 650 Bürgerinnen und Bürger haben sich 2020 eingebracht und 1249 realitätsnahe Ideen besonders zur Mobilität, der Wiederbelebung der Innenstädte, zu neuen Begegnungsorten in den Quartieren und zum kulturellen Angebot entwickelt. An diesen Ergebnissen „ kommt keiner vorbei“ kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Brost-Stiftung Bodo Hombach. Die Menschen des Ruhrgebiets, die keine Statisten sein wollten, hätten als „Experten des Alltags“ die Veranstaltung getragen. Lothar Dittmer, Vorsitzender der Körber-Stiftung, bezeichnete die Initiative als „gelebte Demokratie“. Bürgerinnen und Bürger würden jetzt gespannt auf Antworten der Politik hoffen: „ Sie erwarten, dass etwas getan wird.“

Tischler: Möglichst viele Ideen umsetzen

Oberbürgermeister Bernd Tischler sagte, die Stadt wolle möglichst viele Ideen aus den Kneipen für ein besseres Bottrop umsetzen. Die Menschen in den Quartieren würden schließlich die Probleme hautnah erleben, begrüßte Tischler die Initiative. Besonders die Idee der Baumpatenschaften sei schnell und kostengünstig umsetzbar. Auch an anderen Forderungen wie der Umgestaltung des Marktplatzes im Fuhlenbrock würde ebenso gearbeitet wie an der Umgestaltung des Trapez in der Innenstadt zu einer „grünen Oase“.

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Bei der Radwegeentwicklung gestand Tischler Defizite in Bottrop zu, aber etliche Projekte seien in Bearbeitung: „Schritt für Schritt machen wir das Ruhrgebiet besser“. Konkret wurde durch den Oberhausener Bürgermeister die sogenannte „Flachglasstrecke“ von Oberhausen über Bottrop bis Gladbeck genannt, die nun zügig fertiggestellt werden sollte. Aus dem Chat kam daraus gleich der Vorschlag der Weiterführung über Kirchhellen bis Dorsten. Städteübergreifend war die Forderung nach einer verbesserten Mobilität und schnellen, vernetzten Verbindungen im Nahverkehr.

Hombach: Ideen brauchen Raum zur Entfaltung

Bei der Übergabe der Ergebnisse an die Oberbürgermeister lobte Bodo Hombach, die Ideen könnten aus sich heraus leben und bräuchten nur Raum zur Entfaltung, oft auch ohne finanziellen Aufwand, sie seien Gemeinsinn im besten Sinne zur Entwicklung eines „Wir“-Gefühls. Dazu passt das Goethe zugeschriebene Zitat auf einem Plakatständer im Hintergrund: „ Erfolg hat drei Buchstaben – TUN“ Der Moderator regte im Gespräch mit Lothar Dittmer an, ob die Stiftungen nicht auch „den HSV und Schalke 04 besser machen könnten“. Der ehemalige Bundesligaprofi, u.a. beim Hamburger SV, sah dafür keine große Chance, aber der HSV sei als Aufstiegskandidat derzeitig in der besseren Position.

Zwei Stiftungen trugen das Projekt

Die Brost-Stiftung, eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Essen, arbeitet bei diesem Projekt kooperativ mit der Körber-Stiftung aus Hamburg zusammen, die bereits ähnliche Projekte in Nord- und Ostdeutschland durchgeführt hat.Die Kneipengespräche fanden von Januar bis März 2020 in Gaststätten im gesamten Stadtgebiet statt,, etwa in der inzwischen geschlossenenZechenkneipe „Heintze“, im „Keglereck“ oder im Klosterstübchen in Kirchhellen.