Styrum. .
Nachdem Mitte Juli vergangenen Jahres die Tengelmann-Filiale an der Leineweberstraße in der Innenstadt geschlossen wurde, steht nun die nächste Schließung eines Tengelmann-Marktes an: Das Geschäft im Markt-Center Styrum wird am morgigen Donnerstag letztmalig öffnen. Dass die Filiale an der Steinkampstraße auf dem Prüfstand steht, war bereits seit vergangenem Jahr bekannt. Zur Begründung sagt das Unternehmen: „Die Umsätze stimmen nicht, die Filiale ist nicht mehr marktfähig.“ 22 Mitarbeiter sind von der Schließung der Styrumer Filiale betroffen. Alle sollen, so erklärte eine Sprecherin auf Nachfrage, künftig in umliegenden Filialen im Mülheimer Stadtgebiet beschäftigt werden.
Als einen Schlag für den Stadtteil empfinden viele den Entschluss des Mülheimer Traditionsunternehmens, sich aus Styrum zurückzuziehen. „Ich war ganz überrascht, dass der Laden schließt“, sagt eine Seniorin, die in unmittelbarer Nähe wohnt: „Bis dahin hatte ich nur fünf Minuten zu laufen.“ Zwar könne sie noch bei Netto im Markt-Center einkaufen, doch die Qualität, sagt die über 80-Jährige, sei nicht die gleiche. Eine andere Anwohnerin, ebenfalls Ur-Styrumerin, meint: „Der Laden war in letzter Zeit immer leer. Das liegt wohl vor allem an den überzogenen Preisen.“ Wer dennoch weiterhin bei Tengelmann einkaufen möchte, dem legt das Unternehmen in einem Aushang im Schaukasten neben dem Eingang nahe, den nächst gelegenen Markt an der Bebelstraße in Oberhausen zu besuchen – drei Kilometer entfernt. „Mit dem Auto ist das ein Katzensprung. Aber zu Fuß?“, sagt die Seniorin aus der Nachbarschaft, die ihre Einkaufsgewohnheiten in Zukunft wohl umstellen wird: „Dann muss es eben auch mit den Produkten vom Discounter gehen.“
Nahversorgung ist ein Thema, das Bewohner nahezu aller Stadtteile unter den Nägeln brennt, ist die Erfahrung von Netzwerk-Koordinator Jörg Marx, der von Seiten des städtischen Sozialamtes regelmäßig Quartierswerkstätten im Stadtgebiet organisiert. Zwar lebten in Styrum prozentual betrachtet eher jüngere Bürger, aber, so Marx: „Für unseren Anspruch, den wir als Stadt haben, ist es ein Armutszeugnis, dass sich eine Traditionsfirma wie Tengelmann zurückzieht.“ Eine funktionierende Nahversorgung sei grundlegend für jedes Gemeinwesen, sagt der Sozialplaner. „Dass die Tengelmann-Filiale im Markt-Center schließt, ist ein Verlust für den Stadtteil“, sagt auch Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon und führt weiter aus: „Ich hoffe, dass ein anderer Einzelhändler die Lücke schließt, um die Angebotspalette weiter vorhalten zu können. Immerhin gab es dort durch Tengelmann und Netto ein preislich durchmischtes Sortiment.“
Ob an dieser Stelle der Mitbewerber Edeka einspringen könnte, ist nach wie vor offen. Das Bundeskartellamt hatte Anfang April der Tengelmann-Gruppe aus Sorge um den Wettbewerb untersagt, ihre 451 Supermärkte an den Marktführer Edeka zu verkaufen. Bis zum kommenden Montag, 4. Mai, muss Kaiser’s Tengelmann klären, ob es gegen die Untersagung der Fusion mit Edeka klagen will.