Mülheim. Allenfalls verhalten positiv ist die Stimmung der Betriebe, die für den IHK-Lagebericht befragt wurden. Welche Faktoren die Konjunktur ausbremsen.
Unternehmen in Mülheim haben eine gedämpfte Erwartung, was die wirtschaftliche Entwicklung in der Zukunft angeht. Die Aufbruchstimmung, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) noch im Herbst vergangenen Jahres bei den befragten Betrieben ausgemacht hatte, scheint verflogen. Wie Mülheimer Firmen ihre Geschäftslage laut des aktuellen Konjunkturberichts einschätzen.
„Die Omikron-Welle, hohe Kosten bei der Energie- und Rohstoffbeschaffung oder auch die Engpässe in den Lieferketten: Die Unternehmen gehen mit gemischten Gefühlen in das Jahr 2022. Sie können nur auf Sicht fahren. Die Planungssicherheit fehlt derzeit in vielen Bereichen“, nennt IHK-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Groß Gründe. Der Entwicklung in den nächsten Monaten stünden viele Betriebe abwartend gegenüber.
Verhalten optimistisch blicken Mülheimer Unternehmen ins neue Jahr
In Mülheim beurteilen die meisten Unternehmen, die von der IHK für den aktuellen Konjunkturbericht befragt worden sind, ihre Geschäftslage mit Blick aufs gerade angebrochene Jahr 2022 überwiegend als befriedigend: 51,4 Prozent der befragten Betriebe äußerten sich entsprechend bei der Umfrage der IHK zum Lagebericht in der MEO-Region, dem IHK-Bezirk für Mülheim, Essen und Oberhausen. Insgesamt 28,6 Prozent der Befragten schätzt die Geschäftslage derzeit als gut ein, 20 Prozent beurteilt sie als schlecht.
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Auch im Jahr 2021 haben die Mülheimer Unternehmen der IHK-Umfrage zufolge ihre Geschäftssituation mehrheitlich befriedigend beurteilt. Eine steigende Tendenz lässt sich an der Statistik ablesen: Gaben Anfang 2021 noch 38,2 Prozent der Mülleimer IHK-Betriebe an, die Geschäftslage sei befriedigend, so waren es im Herbst des vergangenen Jahres bereits 55,8 Prozent. Anfang vergangenen Jahres war der Anteil derjenigen Firmen deutlich größer, für die die Geschäfte schlecht liefen: 40 Prozent. Diese Zahl hat sich zum heutigen Stand halbiert. Im Herbst ‘21 lag sie sogar nur bei 16,3 Prozent.
Mehr als die Hälfte der Firmen erwartet, dass die Geschäftslage eher gleich bleibt
Als gut beurteilten Anfang 2021 noch 21,8 Prozent der Mülheimer Unternehmen ihre Geschäftslage, im Herbst desselben Jahres waren es bereits 27,9 Prozent, die sich verhalten optimistisch zeigten. Mit Blick auf die Zukunft geben im aktuellen Lagebericht 60 Prozent der Unternehmen vor Ort an, dass die Geschäftslage eher gleichbleibend zu erwarten ist, im Herbst lag diese Zahl noch bei 48,9 Prozent.
Damit, dass sich ihre geschäftliche Lage eher ungünstiger entwickeln wird, rechnen mit Ausblick auf 2022 rund 20 Prozent der Befragten – diese Zahl lag mit 30,4 Prozent Anfang 2021 deutlich höher. Von einer günstigeren Entwicklung der Geschäftslage gehen aktuell 20 Prozent der Unternehmen aus – vor genau einem Jahr waren es noch 28,6 Prozent.
Bereitschaft zu Investitionen ist gestiegen
Kaum Bewegung zeichnet sich laut IHK-Bericht beim Personal ab: Rund drei Viertel der Unternehmen gaben an, dass die Anzahl ihrer Beschäftigen voraussichtlich gleich bleiben wird. Nur 17,1 Prozent der befragten Firmen haben vor, mehr Mitarbeiter einzustellen, bei 8,6 Prozent besteht die Möglichkeit, dass die Beschäftigtenzahl zurückgehen wird.
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Die Bereitschaft zu Investitionen im Inland fällt indes laut Lagebericht höher aus als im Vorjahr. Mit Start von 2022 schätzen insgesamt 34,3 Prozent der Mülheimer IHK-Betriebe ihre Investitionsbereitschaft höher ein. Im vergangenen Jahr lagen diese bei 16,1 Prozent zu Anfang des Jahres 2021 und bei 18,6 im Herbst. Das Gros der Unternehmen aber, 48,6 Prozent, prognostiziert, dass ihre Investitionsbereitschaft gleich bleiben wird.
Fachkräftemangel sorgt bei vielen Betrieben für Probleme
Großangelegte Befragung
Die IHK zu Essen, die auch für Mülheimer Unternehmen zuständig ist, befragt gemeinsam mit den Industrie und Handelskammern im Ruhrgebiet zweimal im Jahr die Unternehmen zu konjunkturellen und wirtschaftspolitischen Themen.
Insgesamt fließen so die Rückmeldungen von rund 900 Unternehmen mit rund 119.000 Beschäftigten in den Ruhrlagebericht ein. Der gesamte Konjunkturbericht „Ruhrlage“ ist unter www.essen.ihk24.de abrufbar.
Ein weiterer Faktor, der die Stimmung bei den Betrieben dämpft: Die Sorge um den Fachkräftemangel treibt die Betriebe weiterhin um. 59 Prozent der Unternehmen geben ihn als Risiko für ihr Geschäft an. Damit bleibt der Fachkräftemangel das Sorgenthema Nr. 1 in der MEO-Region.
„Viele Unternehmen konnten ihre Mitarbeiter während der Krise zwar halten. Der demografische Wandel verschärft sich jedoch und erschwert es, neue Fachkräfte zu finden. Das kann sich zu einer echten Gefahr für die großen Transformationsaufgaben entwickeln, vor der die Wirtschaft steht”, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Groß.