Mülheim. Der Büro- und Gewerbepark am Flughafen Essen-Mülheim soll nach zehn Jahren Stillstand Formen annehmen. Es gibt Pläne für ein weiteres Grundstück.

Nach den Investitionen der Werkstattkette Pitstop in eine neue Zentrale und der WDL in eine neue Luftschiffhalle mit Bürotrakt und Hangars steht am Flughafen Essen-Mülheim ein nächstes Bauprojekt auf Start.

In nicht-öffentlicher Sitzung schaffte der Stadtrat zuletzt die Voraussetzungen für ein skizziertes Großbauprojekt zwischen Beykozplatz und Lilienthalstraße. Er erteilte der Stadtverwaltung die Freigabe für den Verkauf der gut 7600 Quadratmeter großen Baufläche, auf der in der Vergangenheit immer wieder ein Zirkus, Tränkler’s Puppentheater oder auch mal ein mobiler Hüpfburg-Park Station gemacht haben.

Mieter sollen in Neubauten am Flughafen Essen-Mülheim bereits Ende 2023 einziehen

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Das Ziel ist ehrgeizig: Schon im vierten Quartal 2023 sollen an Ort und Stelle neue Büroräume bezogen werden können. Projektentwicklerin Dudoq Real Estate (Aachen) und die Firma KRE Grundbesitz FEM (Minden) stehen parat. Dudoq Real Estate ist spezialisiert auf Bauprojekte in den Bereichen Büro, Produktion, Lager, Hotel und Forschung. Aktuelle Projekte hat Dudoq unter anderem in der Nachbarschaft der Jahrhunderthalle in Bochum (Büropark) und am Westfalentor in Dortmund (Hotel).

Lange her: Die Altoberbürgermeister von Mülheim und Essen, Dagmar Mühlenfeld und Wolfgang Reiniger, 2003 bei der Präsentation der Pläne für einen Büro- und Gewerbepark am Flughafen.
Lange her: Die Altoberbürgermeister von Mülheim und Essen, Dagmar Mühlenfeld und Wolfgang Reiniger, 2003 bei der Präsentation der Pläne für einen Büro- und Gewerbepark am Flughafen. © Remo Bodo Tietz | Remo Bodo Tietz

Für das Areal am Flughafen, das Baufeld 1 und 2 des lange auf Vermarktungserfolge wartenden Bebauungsplans für einen Büropark am Flughafen, haben die Projektentwickler schon erste Pläne präsentiert. Diese wurden in vertraulicher Runde des Stadtrates präsentiert, liegen dieser Redaktion aber vor. Demnach sind vier vierstöckige Gebäude geplant, die sich in Campus-Atmosphäre um einen Platz in der Mitte des Baugebietes anordnen.

Bis zu 24.500 Quadratmeter Bruttofläche sollen geschaffen werden

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Bis zu 24.500 Quadratmeter Bruttofläche sind darin laut Stadtverwaltung möglich. Der Name des Projektentwicklers Dudoq ist hergeleitet vom Namen des niederländischen Architekten Willem Marinus Dudok: Seine stark ans Bauhaus angelehnte Architektur steht Pate für die Bauphilosophie des Unternehmens: „Moderne Formensprache und nachhaltige technische Infrastrukturen und Energiekonzepte sind für uns mitentscheidend für zukunftsorientierte Strukturkonzepte für die Nutzung einer Immobilie“, heißt es in einer Selbstdarstellung des Projektentwicklers.

Auch die Ankermieter sollen bereits feststehen, auf ihre Initiative hin soll die Wirtschaftsförderung das Grundstück auch vermittelt haben. Es sind zwei Unternehmen, die bereits in Mülheim ansässig sind und wachsen wollen: Einerseits die Firma Köster Bau, die als Niederlassung ihrer Osnabrücker Zentrale derzeit an der Duisburger Straße in Speldorf firmiert, andererseits das BBRK Bildungszentrum für Brandschutz, Rettungswesen & Kommunikation, aktuell im Haus der Wirtschaft an der Wiesenstraße in Eppinghofen beheimatet.

Mülheims Stadtverwaltung wertet Deal als wegweisend für weitere Vermarktung

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„Beide Unternehmen kooperieren schon seit Längerem“, heißt es im Papier der Verwaltung zum Grundstücksverkauf. Sie würden Hauptmieter in den geplanten Gebäuden. Da alle Projektbeteiligten zwischen den Jahren nicht zu erreichen waren, bleibt unklar, wie viel Fläche die beiden Unternehmen in den Neubauten belegen wollen.

Die Stadtverwaltung sieht in dem Grundstücksverkauf jedenfalls den Startschuss für die Vermarktung weiterer Grundstücke im seit Jahren geplanten Büro- und Gewerbepark. Der Deal sei „wegweisend“ für eine „positive Weiterentwicklung am Flughafen“. Denn mit der Entwicklung der Baufelder 1 und 2 will die Stadt erschließungstechnisch auch die Voraussetzungen schaffen für weitere Grundstücksverkäufe an Investoren.

Für den später erhofften Profit muss die Stadt Mülheim in Vorleistung gehen

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Um später von erhofften Gewerbesteuern und Arbeitsplätzen auf drei weiteren Baufeldern, die der Stadt Essen gehören, profitieren zu können, muss sie allerdings erst einmal tief in die Tasche greifen. 935.000 Euro seien in die Hand zu nehmen, um die Abwasserleitungen des Flughafens um das Verkaufsgrundstück herumzuleiten, Verkehrsflächen zu erstellen und sonstige Versorgungsanschlüsse zukunftsgerecht zu verlegen. Entsprechend weniger vom Verkaufserlös kann der Stadtkämmerer unterm Strich als Einnahme verbuchen.

Lange Stillstand in der Vermarktung

Im Juli 2003 hatte der Planungsausschuss des Stadtrates einstimmig den Grundsatzbeschluss gefasst, gemeinsam mit der Stadt Essen einen interkommunalen Büro- und Gewerbepark am Flughafen zu entwickeln. Dafür wurden Grundstücke der beiden Städte aus dem Pachtvertrag mit der Flughafengesellschaft herausgelöst.

Im Juni 2005 lagen schließlich die Ergebnisse eines städtebaulichen Wettbewerbs für die circa 6,5 Hektar große Fläche vor. Auf Basis des Siegerentwurfes des Stuttgarter Büros „Harris + Kurrle“ in Zusammenarbeit mit „Jetter Landschaftsarchitekten“ wurde ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet, 2009 kam es mit Beschränkungen für die Ansiedlung etwa von Logistik- und flugaffinen Betrieben zum Abschluss.

Bis zum Verkauf eines ersten Grundstücks an die Werkstattkette Pitstop blieben die Vermarktungsbemühungen für den Büro- und Gewerbepark zehn Jahre lang erfolglos.

Die Stadtverwaltung rechnet damit, dass sich durch das jetzt bekannt gewordene Bauprojekt die Vermarktung der restlichen Baufelder „deutlich schneller und einfacher“ gestaltet. Im zweiten Halbjahr 2022 will sie die Vorarbeiten abgeschlossen haben und das Grundstück an die Bauherren übergeben.