Mülheim/München. Tengelmann-Chef Christian Haub hat die Firmenanteile seines für tot erklärten Bruders Karl-Erivan gekauft. Warum seine Macht in der Firma wächst.
Der Erbzwist in der Familie Haub ist beigelegt. Am Donnerstag Vormittag trafen sich die beiden bislang zerstrittenen Stämme bei einem Notar in München, um einen Vertrag zu unterzeichnen, der die Machtverhältnisse im Mülheimer Handelskonzern völlig neu regelt.
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Unternehmenschef Christian Haub hält nun mit 68,67 Prozent eine Zweidrittel-Mehrheit an der Gruppe, zu der die Baumarktkette Obi, der Textildiscounter Kik, Babymarkt.de, zahlreiche Beteiligungen und Immobilien gehören. Er kauft die Firmenanteile seines Bruders Karl-Erivan Haub, den das Amtsgericht Köln zuvor für tot erklärt hatte. Karl-Erivan Haub, der am 7. April 2018 nicht von eine Bergtour zurückgekehrt war, galt seither als verschollen. Die Todeserklärung hat seit Mittwoch Rechtskraft.
Christian Haub kauft Firmenanteil seines Bruders Karl-Erivan
Nach der Satzung der Familie würden Haubs Drittel-Anteil seine beiden Kinder Viktoria und Erivan erben. Die aber verzichteten nun, auch weil sie nicht in der Lage gewesen wären, die hohen Erbschaftssteuerzahlungen an den deutschen und den US-amerikanischen Staat zu zahlen. Karl-Erivan Haub und seine Kinder haben die Staatsangehörigkeiten beider Länder. In Rede standen Steuerforderungen von deutlich mehr als einer halben Milliarde Euro. Durch die Verrechnung von Erbschafts- und Einkommenssteuer sollen beide Seiten nun deutlich sparen, heißt es.
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Ohne die Unterstützung der Tengelmann-Gruppe und ihres Onkels Christian Haub hätten die Endzwanziger Viktoria und Erivan die Summe nicht aufbringen können. Über einen Verkauf der Firmenanteile stritten die beiden Familienstämme über Jahre erbittert. Am Ende gelang es den beiden prominenten Rechtsanwälten Mark Binz und Peter Gauweiler, einen Kompromiss auszuhandeln. „Es war ein langer Weg, den die beiden Familien zurückgelegt haben“, erklärten beide Juristen am Donnerstag. Der Anteilsverkauf sei nach „langwierigen und harten, aber auf Fairness und einem gesteigerten gegenseitigen Verständnis fußenden Verhandlungen“ erzielt worden. Bereits im Mai war ein Vorvertrag geschlossen worden.
Kaufpreis liegt oberhalb von 1,1 Milliarden Euro
Über die Höhe des Kaufpreises machten Binz und Gauweiler keine Angaben. Im WAZ-Interview vom Oktober 2020 hatte Christian Haub selbst bestätigt, dass er seiner Nichte und seinem Neffen rund 1,1 Milliarden Euro für den Tengelmann-Anteil seines Bruders angeboten hatte. Die Zwillinge Viktoria und Erivan indes hatten in einer frühen Phase der Auseinandersetzungen 1,6 Milliarden Euro gefordert. Das geht aus E-Mails hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Laut Medienberichten soll man sich auf 1,3 Milliarden Euro geeinigt haben.
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Christian Haub hat im Unternehmen nun so viel Einfluss, dass er den zweiten Gesellschafter, seinen Bruder Georg, mit dessen 31,33 Prozent jederzeit überstimmen kann. Dem Vernehmen nach könnte sich Christian Haub auch über Abstimmungen im Beirat hinwegsetzen. Das Gremium kontrolliert die Geschäftsführung ähnlich einem Aufsichtsrat. Vorsitzender des Tengelmann-Beirats ist der Beiersdorf-Vorstand Thomas Ingelfinger. Weitere Beiratsmitglieder sind Astrid Hamker, Präsidentin des CDU-Wirtschaftsrats, und Carl-Thomas Epping, Vorstand der Westfälische Vermögen Management AG.