Mülheim. . Eine Zeitung berichtet, Tengelmann habe für sein Firmengelände in Mülheim ein Verkaufsmandat erteilt. Berater der Familie kommentiert das nicht.
Hartnäckig halten sich die Gerüchte, dass die Speldorfer Tengelmann-Zentrale alsbald Geschichte sein könnte. Wie die Süddeutsche Zeitung nun unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtete, soll die Firmengruppe bereits ein Verkaufsmandat für das gut sieben Fußballfelder große Areal mit Hauptanschrift an der Wissollstraße erteilt haben. Tengelmann selbst wollte dies am Freitag nicht kommentieren.
Bereits im Oktober hatte das Manager Magazin von unbestätigten Plänen der Unternehmensgruppe berichtet, wonach Tengelmann 106 Jahre nach dem Aufbau der Schokoladenfabrik Wissoll am heutigen Standort der Zentrale den Abschied aus Mülheim anpeile. Von einer Verlagerung nach Düsseldorf war die Rede – in die Rheinmetropole, in dessen Altstadt 1893 die erste Filiale für den Verkauf von Kaffee, Tee und Kakao der Kaffee-Import-Gesellschaft Emil Tengelmann eröffnete.
Verlust der Firmenzentrale würde Mülheim hart treffen
Wie im Oktober blieben die Zeitungsberichte zu einem Umzug der Firmenzentrale auch am Freitag vom Unternehmen unkommentiert. Ein Berater, der die Firmengruppe und die Eigentümerfamilie Haub in Kommunikationsfragen berät, vermied allerdings auch ein Dementi zur jüngsten Veröffentlichung.
Der Verlust der Firmenzentrale würde Mülheim hart treffen. Zuletzt noch war die Rede davon, dass Tengelmann trotz seiner Verzweigungen und des Verkaufs von Kaiser’s Tengelmann unter den Top 20 der Gewerbesteuerzahler in der Stadt sei. Seit Jahren schon stehen die Firmengebäude dem Vernehmen nach zu großen Teilen leer. Nur noch 300 Mitarbeiter sollen es in Speldorf im Oktober gewesen sein, Tendenz: fallend.
Die Stadtspitze um Oberbürgermeister Ulrich Scholten gab sich am Freitag unwissend zu etwaigen Abschiedsgedanken. Im Namen des OB sagte Stadtsprecher Volker Wiebels, dass „wir wissen, dass bei Tengelmann was in Bewegung ist“. Über Pläne zur Verlegung der Firmenzentrale sei man nicht informiert, gehe aber davon aus, dass Tengelmann der Stadt derartige Informationen zu „entscheidenden Veränderungen“ nicht vorenthalten hätte.
Neue Gewerbeflächen könnten angeboten werden
Sollte das 14 Hektar große Firmengelände den Eigentümer wechseln, frohlocken derweil andere, sei dies „für Mülheim eher ein Gewinn, weil hier dann Gewerbeflächen angeboten werden könnten“, die zurzeit nicht optimal genutzt seien. Doch Abwarten sei angebracht. Bisher seien die Berichte über einen Abschied Tengelmanns nur Spekulation. „Warten wir doch einmal ab, wo Christian Haub hinziehen und wo er seine Konzernzentrale haben will. Die muss ja dann auch erst einmal noch hergerichtet werden“, heißt es.
Keine Spekulation ist es mehr, dass Christian Haub nach dem Verschwinden seines Bruders Karl-Erivan im April bei einer Skitour am Matterhorn auch in Zukunft vollumfänglich dessen Rolle in der Firmengruppe übernehmen wird. Eine entsprechende Motivation Haubs bestätigte am Freitag der Kommunikationsberater von Unternehmen und Familie. Christian Haub habe „sich mittlerweile eingearbeitet“, deshalb ende zum Jahreswechsel das Engagement von Ex-Wella-Chef Peter Zühlsdorff bei Tengelmann. Zühlsdorff hatte seit Sommer als enger Vertrauter der Familie Haub als Berater fungiert, um das Unternehmen in die Zukunft zu geleiten.
Anfang des Jahres ein Gespräch mit dem OB geplant
Christian Haub übernimmt von Zühlsdorff nun auch den Aufsichtsratsvorsitz bei der Baumarktkette Obi. Laut Berater der Familie hat Haub entschieden, den Wohnsitz seiner Familie von den USA nach Deutschland zu verlegen.
Dass Haub das Unternehmen von Deutschland aus leiten wolle, sei zunächst mal eine gute Nachricht, so Chef-Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier. Zur Aufgabe des Firmensitzes in Speldorf habe er noch nichts vernommen außer die Zeitungsberichte. Für Anfang des Jahres sei von Christian Haub ein Gespräch mit ihm und dem OB in Aussicht gestellt. Dann hofft Schnitzmeier in Erfahrung zu bringen, wie weit die Abwanderungsgedanken tatsächlich gediehen sind.
Attraktive Nähe zur Hochschule
Sollte Tengelmann Speldorf verlassen, stünde mit der Firmenzentrale dort eine schwierige Immobilie leer – mit breiten Fluren, verwinkelt, nicht auf Stand der Technik.
Die Brachflächen dort waren immer mal wieder im Gespräch für hochschulnahes Gewerbe und in Teilbereichen für Wohnungsbau.