Mülheim. . Am Tag des offenen Denkmals empfing auch die Ruhr-Galerie Gäste. In dem Haus mit langer Geschichte lebte einst die Gründerfamilie von Tengelmann.
- Im Haus an der Ruhrstraße 3 lebte einst die Tengelmann-Gründerfamilie Schmitz-Scholl
- In späteren Jahren nutzte das Hauptzollamt die Räume, im Erdgeschoss war eine Fahrschule ansässig
- Heute arbeiten sieben Künstler in den früheren Kinderzimmern und Wohnräumen der Familie Schmitz-Scholl
Ein weißes, cleanes Treppenhaus, hohe Räume, Stuck an den Decken. Die Dielen knarzen unter den Füßen. Aus den Erkerfenstern hat man einen Blick mitten ins Grüne, dahinter die Ruhr. Man hört die Vögel zwitschern und den Wind durch die Blätter pfeifen. Steht man im Atelier von Heidi Becker, merkt man: Das ist ein besonderer Ort. „Ein Ort der Begegnung und Inspiration“, wie es die Künstlerin selbst beschreibt.
In der Ruhr-Galerie trifft ein geschichtsträchtiges Denkmal auf die Moderne und Vielseitigkeit von Kunst. Am Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, stand die Ruhr-Galerie offen, Interessierte konnten sich einen Einblick in die Ateliers und Ausstellungen der Künstler innerhalb des Gebäudes verschaffen. Das Haus hat eine lange Geschichte. Unter anderem lebte dort die Tengelmann-Gründerfamilie Schmitz-Scholl.
"Eine Ehre, meine Bilder ausstellen zu dürfen"
Im Treppenhaus erinnert ein altes Familien-Gemälde an diese Zeiten. Heute entfalten sich sieben verschiedene Künstler in den früheren Kinderzimmern und Wohnräumen der Familie. „Die Geschichte und Tradition dieses Hauses macht auch heute noch das Flair der Galerie aus“, stellt Alexander-Ivo Franz fest. Er ist Vorsitzender des Mülheimer Kunstvereins und leitet die Galerie an der Ruhrstraße 3.
Noch heute bekäme er regelmäßig Hinweise von Anwohnern, welche Funktionen das Haus in der Vergangenheit erfüllt und welche Stationen es durchlaufen habe. So habe das Mülheimer Hauptzollamt einige Jahre die Räumlichkeiten genutzt oder später das Handelshaus Syntana Harke das Gebäude als Firmensitz verwendet. Auch eine Fahrschule sei für einige Jahre im Erdgeschoss ansässig gewesen. „Es ist eine Ehre, meine Bilder in einem so geschichtsträchtigen Haus ausstellen zu dürfen“, meint die Künstlerin Marion Callies.
Künstler tauschen sich aus, vernetzen sich
Ein Besucher, der sich die Ausstellung einmal ansehen möchte, ist Anselm Schardt. Der Mülheimer stellt fest: „Sonst fährt man an solchen Denkmälern einfach achtlos vorbei.“ Dabei sei es besonders wichtig, sich mit der Geschichte seiner Heimatstadt auszukennen. Nur so könne man auch würdigen, was von alten Gebäuden übrig geblieben ist, und vor allem, was daraus gemacht wird. „Man weiß erst, wer man ist, wenn man weiß, wo man herkommt“, stellt Schardt fest.
Heute sei die Kunstgalerie vor allem ein Ort, an dem sich Künstler austauschen und vernetzen könnten, erklärt Ivo Franz. „Das erweckt die Kunst doch erst zum Leben.“ Außerdem biete das Denkmal an der Ruhr genau jene Voraussetzungen, die es braucht, um Kunst einladend zu präsentieren: „Die hohen Decken, das Licht – so können die Bilder am besten wirken“, erklärt der Kunstnarr, wie er sich selbst beschreibt. 2012 erwarb der Mülheimer Kunstverein und Kunstförderverein Rhein-Ruhr das Gebäude und stellt es seitdem einigen Künstlern zur Verfügung.
Darunter auch Heidi Becker, die berichtet: „Als ich 2012 in das Gebäude reingekommen bin, war natürlich noch gar nichts fertig.“ Umso schöner sei, was heute aus dem historischen Haus geworden ist.