Mülheim. . Einem Bericht zufolge plant die Tengelmann-Gruppe den Umzug nach Düsseldorf. Ist das Aus für die Zentrale nach 106 Jahren in Speldorf in Sicht?

106 Jahre ist es her, als mit dem Anlaufen der Schokoladenproduktion von Wissoll der Startschuss gegeben war für die Entwicklung der Speldorfer Tengelmann-Zentrale. Nun nährt ein Bericht des Manager Magazins Spekulationen, dass die Unternehmensgruppe an einen Abschied aus Mülheim denkt, eine neue Zentrale in Düsseldorf plant.

Der Tengelmann-Konzern wolle sich eine völlig neue Struktur geben, berichtet das Manager Magazin unter Berufung auf Unternehmerkreise. Geplant sei, mehr externe Manager in die Führungsspitze um Christian Haub zu holen, das Verwaltungspersonal zu reduzieren und die Zentrale der Holding nach Düsseldorf zu verlagern.

„Zeit der außerordentlichen Herausforderungen“

Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub war im April von einer Skitour am Matterhorn nicht zurückgekehrt. Sein jüngerer Bruder Christian, der in den USA wohnt, übernahm noch im selben Monat die alleinige Geschäftsführung. Klar war, dass die Unternehmensgruppe ihre strategische Neuausrichtung noch weiter umzusetzen hat – auch aufgrund des Ausstiegs aus dem Lebensmitteleinzelhandel. Christian Hab sprach im August von einer „Zeit der außerordentlichen Herausforderungen“.

Laut Manager Magazin holte die Eigentümerfamilie mit Peter Zühlsdorff einen engen Vertrauten hinzu, um den Weg in die Zukunft aufzuzeigen. Der frühere Wella-Geschäftsführer war zur Jahrtausendwende, als sich Tengelmann in ernster Krise befand, schon einmal im Haus. Als Sanierer und Moderator in familieninternen Auseinandersetzungen um die Ausrichtung des Unternehmens war er tätig. Auf Geheiß von Helga Haub, der Ehefrau des in diesem Jahr verstorbenen Patriarchen Erivan Haub. Nun ist Zühlsdorff seit einigen Monaten erneut als Berater tätig – laut Manager Magazin soll er eine umfassende Restrukturierung planen, die die Zukunft der Firmenzentrale nicht mehr in Speldorf sieht.

Gewerbesteuern: Tengelmann unter den Top 20

Das wäre ein Schlag für Mülheim. Auch wenn Tengelmann am Standort nur mehr rund 300 Mitarbeiter beschäftigt, zählt die Gruppe laut Informationen dieser Zeitung doch weiterhin zu den Top 20 der Gewerbesteuerzahler. In Speldorf hält die Familie ein 14 Hektar großes Firmenareal in Händen.

Für Mülheims Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier ist der Bericht zu Abwanderungsplänen „zunächst einmal eine Spekulation. Uns gegenüber ist so nicht kommuniziert worden.“ Es sei zunächst einmal Sache der Tengelmann-Gruppe, den Bericht zu kommentieren. Eine Sprecherin aus der Speldorfer Zentrale lehnte am Freitag jedoch jedwede Stellungnahme ab, sie werde weder bestätigen noch dementieren.

Areal in Speldorf ist seit Jahren nicht ausgenutzt

In Speldorf belegt die Gruppe seit Jahren nicht mehr alle Büros selbst. Aktuell vermietet sie an die Hochschule Ruhr West, nach der Übernahme von Kaiser’s Tengelmann hat Edeka noch Räumlichkeiten an der Koloniestraße angemietet. Das Gründer-Projekt Starbuzz, von Tengelmann selbst mit angeschoben, hat seinen Umzug vom Standort in die Innenstadt bereits verkündet. Tengelmann selbst ist vor Ort mit seiner Holding, mit seiner Beteiligungsgesellschaft Tengelmann Ventures, mit seinem Geschäftsbereich Energie, mit Dienstleistern (Revisionsprüfung, Sicherheitsdienste, Versicherungsmakler) und der Immobilientochter Trei Real Estate vertreten.

Dem Vernehmen nach bemüht sich sie Stadt seit Längerem darum, dass Tengelmann sich mit seinem in großen Teilen suboptimal genutzten Firmengelände noch mehr dafür öffnet, dass sich in Nähe der HRW hochschulaffines Gewerbe ansiedeln kann. Insbesondere die Sportplatz-Fläche soll dabei im Visier sein, war zuletzt zu hören.