Mülheim. Vor allem ältere und vorerkrankte Mülheimer sollen ab September eine dritte Covid-Impfung bekommen können. Was der leitende Impfarzt dazu sagt.

Schon länger ist die Rede von einer möglichen dritten Covid-Impfung – ab September nun wird sie wirklich kommen, berichtet der leitende Mülheimer Impfarzt Dr. Stephan von Lackum am Donnerstag. Allerdings nicht gleich für alle Impfwilligen, sondern nur für spezielle Gruppen.

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Bewohner und Bewohnerinnen von Alten- und Pflegeheimen können die Auffrischungsimpfung erhalten, ebenso alle Über-80-Jährigen sowie immungeschwächte Menschen wie Diabetiker oder Immunsupprimierte wie Rheuma- oder Asthmapatienten. Auch Mülheimer oder Mülheimerinnen, die zu Hause leben und gepflegt werden, können einen dritten Piks bekommen, sagt von Lackum.

In allen Fällen muss die letzte Impfung mindestens sechs Monate zurückliegen

Dr. Stephan von Lackum ist leitender Impfarzt in Mülheim.
Dr. Stephan von Lackum ist leitender Impfarzt in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Zudem seien auch all jene Menschen an der Reihe, die mit den Vektorimpfstoffen Astrazeneca oder Johnson geimpft worden sind. Zudem jene, die von Covid 19 genesen sind und erst eine Impfung erhalten haben. In allen Fällen muss die letzte Impfung mindestens sechs Monate zurückliegen.

Da das Mülheimer Impfzentrum Ende September schließt, und es auch keine mobilen Teams mehr gibt, werden zumeist Haus- oder Fachärzte zur Spritze greifen. Die allermeisten Heime werden durch spezielle Ärzte versorgt, berichtet von Lackum, diese würden also auch die Impfungen vornehmen.

„Es ist nicht nötig, dass alle zur selben Zeit geimpft werden“

Der Arzt schätzt, dass es bis Weihnachten dauern wird, bis alle Mülheimer aus diesen Gruppen versorgt sind. Dass manch einer vielleicht länger als erhofft warten muss, ist für ihn kein Problem. „Es ist nicht nötig, dass alle zur selben Zeit geimpft werden. Es besteht ja schon ein Grundschutz.“ Da das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs auch in den oben aufgeführten, so genannten vulnerablen Gruppen „bei Weitem nicht so hoch ist wie für Ungeimpfte“, gebe es keine zeitliche Vorgabe, bis wann die Drittimpfung abgeschlossen worden sein muss.

Noch ist unklar, wie es mit anderen Bürgern der Stadt weitergeht, die ebenfalls an einer dritten Impfung interessiert sind. „Diese Menschen werden definitiv nicht vergessen“, verspricht von Lackum. Es sei sehr wahrscheinlich, dass auch für sie alsbald eine Empfehlung für eine Auffrischungsimpfung vorliegen wird. „Die Untersuchungen sind da aber noch nicht abgeschlossen.“

Arzt ist sicher: Auch nach Aus des Impfzentrums droht keine gesundheitliche Notlage

Fast 100.000 Bürger haben bereits beide Impfungen erhalten

Kurz vor Schulbeginn steigt der alles entscheidende Inzidenzwert in Mülheim weiter an: Am Donnerstag lag er bei 29,3. Für Broich wies die städtische Statistik sogar eine 49,2 aus und für Styrum eine 43,8. Es fehlt nicht mehr viel bis zur stadtweiten 35, ab der Verschärfungen drohen.

Im Kampf gegen das Coronavirus haben in Mülheim 115.763 Menschen die erste Impfung erhalten, macht 67,8 Prozent. Knapp 100.000 davon sind auch schon mit der zweiten Impfung versorgt; genau genommen waren es am Donnerstag 99.129. Das entspricht 58,1 Prozent aller Bürger und Bürgerinnen.

Hinter verschlossener Tür haben das Landesgesundheitsministerium und die Kassenärztliche Vereinigung am Mittwochabend auch darüber diskutiert, wie das Zusammenspiel zwischen KV und Kommune nach Schließung des Impfzentrums funktionieren kann. „Noch sind die Details nicht festgelegt“, so von Lackum. Sicher sei aber, so betont er, „dass es auch künftig nicht zu gesundheitlichen Notlagen kommen wird“.

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Von Lackum hält es in Zeiten wieder stark steigender Inzidenzen – Mülheim liegt mittlerweile bei 29,3 – für dringend erforderlich, den bestehenden Impfschutz aufzufrischen oder sich überhaupt erstmals impfen zu lassen. Er zitiert einen Kollegen, den Virologen Prof. Ulf Dittmer von der Uniklinik Essen: „Diejenigen, die nicht geimpft sind, werden im Herbst mit hoher Wahrscheinlichkeit an Covid erkranken.“ Schuld daran sei die Delta-Variante, die eben hochansteckend sei und sehr schnell weitergegeben werde.