Mülheim. In Mülheim ist erstmals die als hoch ansteckend geltende Delta-Mutation (Indische Mutante) nachgewiesen worden – betroffen ist auch eine Familie.

Die Delta-Mutation des Corona-Virus (vormals indische Mutante genannt) ist erstmals in Mülheim nachgewiesen worden – aktuell zählt die Stadt sechs Fälle.

Auf Nachfrage der Redaktion bestätigte Stadtsprecher Volker Wiebels am Mittwoch jene sechs Infektionen. Betroffen sei unter anderem eine fünfköpfige Familie. Bei der betroffenen weiteren Person sei noch nicht klar, ob deren Infektion sich weiter ausgebreitet habe. Es seien noch mehr Proben aus dem Umfeld genommen worden, um sie auf die Mutation zu sequenzieren.

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Mülheims Stadtsprecher: Keine Anzeichen für einen großen Ausbruch

Stadtsprecher Wiebels sieht nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt noch keinen Anlass zu großer Sorge. Es gebe keinen großen Ausbruch und es sei dem Gesundheitsamt auch keine Häufung aufgefallen oder gemeldet worden. „Niemand muss im Krankenhaus behandelt werden“, so Wiebels. Alle sechs Betroffenen zeigten einen milden bis mittelschweren Krankheitsverlauf, klagten über Hals- bis Nierenschmerzen. Niemand müsse beatmet werden.

Die Delta-Variante des Corona-Virus wurde zuerst im indischen Bundesstaat Maharashtra nachgewiesen. Sie verbreitet sich aktuell stark in Großbritannien, ist dort mittlerweile die dominante Virusvariante und stellt dort wegen der steigenden Inzidenzen geplante Lockerungen infrage. Laut Robert-Koch-Institut besteht bei der Delta-Variante ein erhöhtes Ansteckungsrisiko. Auch schwerere Krankheitsverläufe werden befürchtet.

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Mutante auch schon in Oberhausen und Duisburg angekommen

Auch in Mülheims Nachbarstädten ist die Delta-Mutation mittlerweile aufgetaucht, so etwa in Duisburg und Oberhausen. Der Anstieg schlage sich zwar nicht „auf irgendwelche Krankenhauszahlen nieder“, sagt Prof. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie im Essener Uniklinikum, im Video-Interview mit unserer Redaktion. Die Mutante sei jedoch „in der Lage, Menschen zu infizieren, die nur einmal geimpft sind. Die erkranken nicht schwer, aber sie werden infiziert, und sie sind leider scheinbar in der Lage, das Virus weiterzugeben.“ Delta zirkuliere vor allem in Ungeimpften und einmal Geimpften, also verstärkt unter Jüngeren.

Gerade die Zweitimpfung sei „sehr, sehr wichtig für den Schutz gegen Varianten“. Dittmer nennt es darum „ein Problem“, dass der Johnson & Johnson-Impfstoff keine Zweitimpfung vorsieht. Denn wie bei einer Einmal-Impfung mit Astrazeneca sei man damit „gegen die Infektionen mit Varianten nicht gut geschützt“. Der Schutz liege ersten Studien zufolge bei „maximal 20 bis 30 Prozent“, so Dittmer.

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SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach befürchtet Welle der Delta-Mutante im Herbst

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte zuletzt im rbb Fernsehen seine Befürchtung geäußert, dass die Delta-Variante ab Herbst für mehr Ansteckungen in Deutschland sorgen könnte. Eine neue Studie der Oxford-Universität zeige, dass die Saisonalität dieser Variante deutlich ausgeprägter sei als zunächst gedacht. Die Mutante sei nicht nur deutlich ansteckender und führe zu schwereren Verläufen, so Lauterbach. Sie sei zum Teil gar resistent gegen die Erstimpfung.

Lauterbach forderte vor dem Hintergrund der Delta-Mutante, auch Kinder zu impfen. „Gerade bei der Delta-Variante haben wir in England gesehen, dass von den infizierten Kindern ein Prozent so schwer erkranken, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Das ist keine Kleinigkeit.“ (sto/pw)