Mülheim. Während die Bahn ihre Modernisierung des Mülheimer Hauptbahnhofs abgeschlossen hat, beginnt am Nordausgang der langersehnte Umbau des Vorplatzes.

„Wirklich fertig ist man ja nie“, glaubt auch der Sprecher der Deutschen Bahn, doch nach fünf Jahren Modernisierung gelten die Arbeiten am Mülheimer Hauptbahnhof offiziell als beendet. Kleinigkeiten seien hier und da noch zu erledigen, so der Sprecher, wie Wegplatten auszutauschen, Abfallbehälter zu montieren, Beleuchtung zu ergänzen und zwei neue Wetterschutzhäuser auf den Bahnsteigen zu errichten. Bis zum Sommer kann das noch dauern.

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Bahnhof hinterlässt trotz vieler abgeschlossener Arbeiten ein unfertiges Bild

Die Bestnote „Hervorragend“ heimste der Mülheimer Hauptbahnhof erst kürzlich von den Experten des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) ein. Auch die Aufenthaltsqualität sei noch „zufriedenstellend“.

Allerdings: Flatterndes Absperrband, Planen an der Decke im Durchgang, neue Graffiti-Schmierereien, übrig gebliebener Schotter vom vergangenen Schnee tragen weiter zum „unfertigen“ Bild bei, das das Gefühl von „neuem Glanz“ eines Einfallstors zur Ruhrstadt nicht wirklich aufkommen lässt. Und auch manche „Kuriosität“ wie ein Panzerrohr, das scheinbar unmotiviert aus dem Boden des Bahnsteigs bricht, dann über vielleicht vier Meter entlang eines Geländers schlängelt, um dann ebenso beiläufig wieder im Boden zu verschwinden.

Der neue Bahnhof: Zwischen Edelstahloptik und nüchterner Funktionalität

Der „neue Bahnhof“ ist irgendwie auch der alte geblieben: ein Stück funktionale Notwendigkeit, das man nur deshalb aufsucht, um es schnell wieder zu verlassen. Nur eben mit etwas neuerem Glas, Edelstahl, LED-Licht, Info-Vitrinen und Geländern. Was will man mehr? Und manches Gute, wie die ebenerdigen Anschlüsse auf dem Bahnsteig, bleibt „unsichtbar“ oder verschwindet schnell im Alltag.

Fünf Jahre haben dennoch die Arbeiten angedauert. Ein Grund liegt eben auch im laufenden Betrieb: Lange Zeit sei die Modernisierung des Bahnhofs nur stundenweise nachts in den Sperrpausen möglich gewesen, schildert der Bahnsprecher. Denn die Ruhrstadt liegt mitten auf der stark befahrenen Ost-West-Hauptstrecke. Auch der Brand des Stellwerks 2015 habe die Fertigstellung verzögert.

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Stadt gestaltet ,Angstraum’ Nordeingang freundlicher um

Während die einen abschließen, fangen andere nach fast fünf Jahren an fast derselben Stelle an: In der vergangenen Woche fiel der Startschuss für die langersehnte Umgestaltung des Nordeingangs. Auf dem Platz unterhalb des Tourainer Rings, wo zuvor Taxen warteten, ist die Asphaltdecke aufgerissen worden.

Bereits im November 2016 hatte man den Baubeschluss als Teil des Innenstadtkonzepts verabschiedet. Verheißungsvoll kündigte man an, zum einen endlich den „Angstraum“ unter dem Tourainer Ring durch eine ansprechendere, offene Gestaltung zu entschärfen, zum anderen einen Aufenthaltsraum für Fußgänger zu schaffen, der eine Verbindung zur Eppinghofer Straße schafft.

Autos sind vom Vorplatz verbannt

Bahnhofsvorplatz in vier Monaten fertig gestellt

2014 hatte die Stadt 28 Maßnahmen mit einem Volumen von ca. 12,5 Millionen Euro bei der Städtebauförderung beantragt, die als Teil des Integrierten Handlungskonzepts die Innenstadt aufwerten sollen.

Diese Maßnahmen sind nach Angaben der Stadtplanung im August 2020 bis auf drei weitgehend abgeschlossen.

Die Aufwertung des nördlichen Bahnhofvorplatzes wird wohl in vier Monaten beendet sein. Die verbleibenden Projekte, die Umgestaltung der Leineweberstraße und die Aufwertung der Ruhranlage, sollen ebenfalls bis Ende des Jahres umgesetzt sein.

Die Planung ist geblieben: Taxen und Autos werden hierhin nicht mehr zurückkehren. Sie und auch die Motorradstellplätze wandern in den östlichen Bereich, wo bereits Autos parken konnten. Und ein Teil der dafür geopferten Park & Ride-Flächen wird später auf der Freifläche an der Parallelstraße entstehen. Sobald diese Brachfläche nicht mehr als Materiallagerplatz für die laufende Umgestaltung dienen muss.

Statt Platz für motorisierte Boliden entsteht auf der Fläche im Norden entlang der Parallelstraße eine Sitzmauer aus Beton, die gleichzeitig ein begrüntes Hochbeet umfasst. Ähnlich wie bereits am Dieter-aus-dem-Siepen-Platz sollen Rasen und Säulenhainbuchen angepflanzt werden.

Verschiedene weitere Sitzwürfel und Bankelemente sollen für eine zusätzliche, bessere Aufenthaltsqualität sorgen. Im Süden des Platzes sollen 42 einfache Fahrradbügel zum Abstellen errichtet werden. Bereits 2019 ist östlich davon ein neuer Fahrradschuppen errichtet worden, den die Pia betreibt. Für mehr Licht und schöneres Ambiente werden laut Planung farbige LED-Streifen sorgen.