Mülheim. Seit fast fünf Jahren läuft die Sanierung des Hauptbahnhofs mit Baustopps. Ende 2020 soll nun alles fertig sein. Pendler beobachten das kritisch.
Der Hauptbahnhof entwickelt sich zur Dauerbaustelle. Seit fast fünf Jahren arbeitet die Deutsche Bahn – mit kleinen und größeren Unterbrechungen – an den beiden Bahnsteigen, den Dächern darüber, den vier Gleisen und den zwei Tunneln darunter. Das Ende war Ende 2019 Jahr absehbar. Jetzt muss die Bahn den Fertigstellungstermin erneut verschieben.
Erst gegen Jahresende sollen auch die „Kleinarbeiten“ wie Lautsprecheranlagen, Beleuchtung und Anstriche erneuert sein, teilt eine Bahnsprecherin mit. Laut Zeitplan von 2017 hat die Bahn mit dieser Baustelle dann 21 Monate Verspätung. In der Bahnsprache heißt das: „Verzögerungen im Betriebsablauf“.
Züge halten an verschiedenen Bahnsteigabschnitten
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Pendlerinnen und Pendler hatten mehrfach in der Redaktion angerufen und gefragt: „Warum hängen über den Bahnsteigen immer noch Kabel von den Dächern? Warum haben die Plattformen noch einen welligen Boden? Warum können wir den Ansager kaum verstehen? Warum halten die Züge jetzt an verschiedenen Enden des Bahnsteigs oder in der Mitte?“
„Wir sind leider noch nicht fertig mit dem Hauptbahnhof in Mülheim“, bestätigt ein Bahnsprecher auf Nachfrage dieser Zeitung. „Die Beschallungsanlage wird komplett erneuert. Wann genau ist noch offen.“ Neben den Brücken über die Eppinghofer Straße ragen Rohre mit Kabeln neben den Masten aus dem fertig verlegten Plattenboden. Sie warten auf Anschluss.
Kabel warten auf Anschluss der Beleuchtung
Ebenerdigen Anschluss haben auch noch nicht alle Bahnsteigbereiche. Die Plattform an Gleis 1 wurde zu Beginn der Bahnhofssanierung neu betoniert. Dieses Bodenniveau passt aber nicht zu den Bahnsteigbereichen, die Arbeiter im letzten Frühjahr mit Platten ausgelegt haben. „Da wird es Angleichungen geben. Das bleibt nicht so“, kündigt der Bahnsprecher an. Genauer Arbeitszeitraum? Noch unklar.
Die Kabel unter den Bahnsteigdächern warten auf den Anschluss der neuen Beleuchtung. LED-Lichter werden das sein, um Energie zu sparen. Wann der Zug mit den Elektrikern in Mülheim Hauptbahnhof hält? Auch dieser Fahrplan ist noch nicht geschrieben.
Neue Wartehäuschen sind aufgestellt
Die verrosteten Geländer über den beiden Brücken „werden auch noch erneuert. Das Gleiche gilt für die Schutzgitter an den Bahnsteigaufgängen“, sieht der Bahnsprecher in der Liste noch unerledigter Kleinarbeiten. „Die neuen Vitrinen mit den Fahrplänen wurden kürzlich aufgestellt.“
Neue Wartehäuschen aus Edelstahl und Glas stehen jetzt neben den Aufzügen. Diese liften zur Zeit Fahrgäste. Vandalen haben sie nicht – wie häufiger – außer Betrieb gesetzt. Zusätzlich stehen jetzt auch neue Regenunterstände auf der Westseite der Bahnsteige. Dort halten inzwischen Nahverkehrszüge der neu eingerichteten Linien.
Frisch gestrichene Wände schon angesprüht
Diese Triebwagen haben eine andere Einstiegshöhe, für welche die Bahnsteige angeglichen wurden. Mülheimer sind jedoch seit Jahrzehnten daran gewöhnt, dass die S-Bahnen in der Mitte, neben dem Dach stoppen. Die Regionalbahnen ziehen weiter vor. „Das sollte in den Zielanzeigern sichtbar sein. Wenn nicht, wird das in den nächsten Wochen programmiert“, erklärt der Bahnsprecher.
Die Decke im Durchgang zwischen Bahnhofshalle und Nordeingang bekommt noch hellere Farbe. Heller gestrichen wird ebenfalls das Aufzughaus zwischen den Gleisen 5 und 6. Am Bahnsteig gegenüber haben die Anstreicher bereits frische Farbe auf die Wände gerollt. Sprayer haben darauf wieder ihre Zeichen hinterlassen.
Keine größeren Anzeigentafeln
Sehbehinderte, die darüber klagen, dass die Anzeigentafel in der Bahnhofshalle kaum zu lesen ist, werden keinen größeren Bildschirme bekommen. „Das ist der Standard für Bahnhöfe der Größe Mülheims“, erläutert der Bahnsprecher. Großflächige Hinweise, wann welcher Zug wohin auf welchem Gleis abfährt, blieben den großen Bahnhöfen wie Duisburg oder Essen vorbehalten.
„Ende des Jahres sollten wir in Mülheim Hauptbahnhof alles fertig haben“, hofft auch der Bahnsprecher. Die Pendler werden es täglich beobachten. Sie mögen keine Verspätungen, weder bei ihren täglichen Zugfahrten noch bei der Bahnhofssanierung. Sie brauchen sichere Anschlüsse.hier gibt es mehr artikel, bilder und videos aus mülheim