Mülheim. Sechs Jahre nach Projektstart ist nun eine Seite der Leineweberstraße in Mülheims Innenstadt fertig. Hoffnung macht eine Gastronomie-Ansiedlung.

„Ein Bäumchen Hoffnung“ setzte OB Marc Buchholz am Freitag an der Leineweberstraße. An der arg von Leerstand gebeutelten Innstadt-Allee sind die Bauarbeiten nach zahlreichen Verzögerungen nun so gut wie beendet. Das vor Jahren ausgerufene Projekt, die Straße samt Kaiserplatz und Übergang zur Altstadt deutlich aufzuwerten, bleibt aber Stückwerk.

Sage und schreibe sechs Jahre nach Projektstart ist nun zumindest der nördliche Fußgängerbereich der Allee hergerichtet. OB Marc Buchholz legte aus diesem Grund am Freitag symbolisch Hand an bei der Pflanzung einer Platane, die die Baumreihe entlang der einen Straßenseite wieder vervollständigt. Allein um den Baumbestand hatte es in der Vergangenheit ein großes Gerangel gegeben. Erst im Zuge einer Online-Petition von Bürgern hatte die Stadtverwaltung ihre Pläne wieder zurückgenommen, die Allee deutlich zu lichten.

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Planungsbüros hatten 2015 umfassende Gestaltungskonzepte entworfen

Die Baustelle hatte, darauf wies noch einmal Roland Jansen als stellvertretender Leiter des städtischen Tiefbauamtes hin, mit einigen technischen Herausforderungen zu kämpfen, schon die Vorarbeiten der Versorger hatten sich zum Leidwesen der Gewerbetreibenden und Anwohner in die Länge gezogen. Nun wird der Bauabschnitt in Kürze abgeschlossen sein, wenn auch die Straßenbahn-Haltestelle von der Kaiser- an die Leineweberstraße verlegt und die Signalanlage am Platz umgestellt sein wird. Dies soll Mitte April passiert sein.

Ursprünglich hatten in einem Wettbewerb Planungsbüros 2015 ein Gesamtkonzept für Leineweberstraße, Kaiserplatz und den Übergang über Bachstraße und Kohlenkamp zur Altstadt entworfen. Schließlich stellte sich aber heraus, dass die kalkulierten 2,6 Millionen Euro für das Bauprojekt bei Weitem nicht ausreichen würden. So entschied sich die Politik dafür, in Etappen zu bauen.

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Mülheims OB sieht „den Grundstein für eine positive Neubelebung gelegt“

Schon länger klar ist, dass die weiteren Bauabschnitte erst in Jahren in Angriff genommen werden sollen, um nicht der Großbaustelle rund um den Kanalbau am Dickswall in die Quere zu kommen und den Baustellen-Kollaps in der Innenstadt zu provozieren. Mindestens fünf Jahre werde das Projekt nun noch auf Eis liegen, hatte Jansen Ende vergangenen Jahres gesagt. Städtebaufördermittel sind dann wieder neu zu beantragen.

Mülheims Leineweberstraße zählt viele Leerstände. Immer mehr höherwertige Fachgeschäfte haben mit der Zeit ihren Standort dort aufgegeben.
Mülheims Leineweberstraße zählt viele Leerstände. Immer mehr höherwertige Fachgeschäfte haben mit der Zeit ihren Standort dort aufgegeben. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Trotzdem: OB Buchholz sieht ein Etappenziel erreicht. „Durch diese Maßnahme, in Kombination mit der Neupflasterung des Bereichs, dem Austausch der Straßenbeleuchtung und der Möblierung, ist es gelungen, den einmaligen Charakter der Leineweberstraße zu stärken“, sah er am Freitag „den Grundstein für eine positive Neubelebung gelegt“.

Breite Pflasterflächen wie geschaffen für Außengastronomie

Die hat die Leineweberstraße bitter nötig, reiht sich doch Leerstand an Leerstand. Citymanagerin Gesa Delija registriert zwar, dass der Leerstand in der City trotz Corona „ein kleines bisschen zurückgegangen“ sei, doch noch kann niemand abschätzen, was nach Corona bleibt.

Stadtentwicklungsgesellschaft: OB ist skeptisch

Der Idee, eine Stadtentwicklungsgesellschaft zu gründen, die etwa an der Leineweberstraße gezielt Immobilien aufkauft und entwickelt, steht OB Buchholz zurückhaltend gegenüber.

Die politische Debatte dazu laufe noch. Es zeichne sich eher ab, dass es eine Grundstücksentwicklungsgesellschaft für Mülheim geben könnte. Sie könne Flächen kaufen, entwickeln und aus den späteren Verkaufserlösen Stadtentwicklungsprojekte finanzieren. Dies sei für „eine arme Stadt“ wie Mülheim womöglich das bessere Konstrukt.

Für Delija ist klar, was für die Leineweberstraße wünschenswert wäre: mehr Gastronomie. Die breite Gehwegfläche zwischen Alleebäumen und Ladenlokalen schreie förmlich nach einer Belebung durch Außengastronomie. Ein neues Restaurant bereitet sich tatsächlich gerade auf eine Eröffnung vor: „Al Pacino“ wird klassisch italienische Küche bieten, mit zusätzlichem Straßenverkauf „Pizza to go“.

OB überlegt, noch einmal auf die Hauseigentümer zuzugehen

OB Buchholz wünscht sich in dieser Sache „mehr mutige Menschen“. Dafür müssten aber die Hauseigentümer mitspielen, mehr Initiative an den Tag legen. Sie in einer Interessen- und Standortgemeinschaft zu versammeln, war vor mehr als einem Jahrzehnt schon einmal gescheitert. Vielleicht, so OB Buchholz, sei noch mal ein neuer Anlauf zu unternehmen. „Das will ich gerne tun.“