Mülheim. Mülheims Krisenstabsleiter alarmieren die Zahlen aus Nachbarstädten, wo die Inzidenz wieder über 100 liegt. Wie er die Lage in Mülheim bewertet.

Es ist ein Wert, auf den zurzeit alle Welt schaut: die Sieben-Tage-Inzidenz. Am Freitag lag diese in Mülheim deutlich über dem Wert von Donnerstag, kletterte von 47,5 auf 59,8. Mit Öffnung der Schulen hat zudem das Thema Quarantäne wieder an Bedeutung gewonnen. Laut städtischer Angaben müssen sich aktuell 367 Mülheimer von der Außenwelt isoliert halten. Am Donnerstag waren es 341 gewesen, am Mittwoch noch 277. Stadtdirektor Frank Steinfort hat die Zahlen von Berufs wegen permanent im Blick. Der Leiter des städtischen Krisenstabes ist alarmiert, weil in Nachbarstädten wie Duisburg die Inzidenz schon wieder auf über 100 gestiegen ist. Zugleich findet er lobende Worte für die Lage vor Ort.

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„Die Pandemie ist definitiv noch nicht vorbei“, sagt Steinfort, zumal mittlerweile „50 bis 70 Prozent“ der Corona-Infektionen auf die als deutlich ansteckender geltende Mutation aus Großbritannien zurückzuführen seien. Man beobachte die Situation „sehr aufmerksam“ und sei „besorgt“ darüber, was in umliegenden Kommunen vor sich geht. „Wegen der vielen Pendler zwischen den Städten müsste man eigentlich annehmen, dass die Zahlen auch hier schnell schlechter werden, sich die Grenzen verwischen.“ Bislang aber stehe Mülheim noch gut da, so Steinfort.

Persönlicher Eindruck: „Mülheimer sind vorsichtiger und verständnisvoller als andere“

Möglicherweise habe das damit zu tun, „dass die Mülheimer Bevölkerung die Dinge ernster nimmt als Menschen in manch anderer Stadt“. Er wisse, dass er sich mit dieser Bemerkung nicht nur Freunde mache, „doch mein persönlicher Eindruck ist wirklich, dass die Mülheimer vorsichtiger und verständnisvoller sind“. Das stellten sein Team und er auch fest, wenn wieder einmal umfangreiche Gesetzesänderungen zur Pandemie in der Welt sind und von jetzt auf gleich umgesetzt werden müssen: „Natürlich gibt es dann auch kritische Anmerkungen – doch wir bekommen immer auch viel Anerkennung.“

An sieben Schulen und Kitas jüngst Quarantänen verhängt

An folgenden Schulen und Kitas hat das Mülheimer Amt für Gesundheit und Hygiene jüngst Kinder, Erziehenden und/oder Lehrkräfte in Quarantäne geschickt: Realschule Broich (Notbetreuung), Realschule Stadtmitte (Klasse 10d, Gruppe A), Gymnasium Heißen (Deutsch-LK), Kita Rappelkiste, Berufskolleg Lehnerstraße (Klasse EH 19B), Astrid-Lindgren-Grundschule (Klasse 4, Gruppe 2) sowie die Kita Velauerstrolche (Gruppe Mondstrolche).

Weitere Informationen – auch in anderen Sprachen – gibt es auf der städtischen Homepage. Genannt wird dort auch der jeweilige Quarantänezeitraum. Und Eltern können Infobriefe herunterladen.

Nachfragen sind unter der zentralen Rufnummer des Gesundheitsamtes möglich: 0208 / 455-5300.

Der Krisenstabsleiter glaubt, dass es „einen Konsens in der Stadt gibt, dass wir Corona ernst nehmen müssen“. Er fühle sich deshalb manchmal „ein bisschen wie auf einer kleinen Insel“. Leider könne sich die vergleichsweise gute Situation jederzeit ändern, das Virus doch wieder verstärkt zuschlagen. Die Verantwortlichen der Stadt seien deshalb in Habachtstellung, stimmten sich permanent ab. Steinfort berichtet von vielen, vielen Besprechungen per Video mit Gesundheitsministerium, Städtetag, benachbarten Kommunen und den Mülheimer Akteuren wie dem Gesundheitsamtsleiter Frank Pisani oder Feuerwehrchef Sven Werner. Nicht nur die aktuellen Zahlen seien dabei Thema, auch über Impfungen und Testungen tausche man sich intensiv aus.

Krankenhäuser können schon fast wieder im Normalbetrieb arbeiten

Beruhigend findet Steinfort, „dass die Krankenhäuser wieder fast im Normalbetrieb arbeiten können und die Altenheime nach den Impfungen stabil sind“. Es gelinge mittlerweile gut, Infektionsherde einzugrenzen und -ketten nachzuverfolgen. Trotz steigender Quarantäne-Anordnungen lobt der Stadtdirektor ausdrücklich Schulen und Kitas – „sie halten sich an die Vorgaben“. Auch den unermüdlichen Einsatz anderer Akteure „in dieser turbulenten Zeit“ hebt er hervor, spricht von „gutem Miteinander und maßvollem Handeln“. Dies sei der richtige Weg – und die Erklärung für die aktuell (noch) guten Zahlen.

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An der Maskenpflicht in der Innenstadt will er übrigens festhalten, auch wenn andere Städte das schon anders handhaben. „Die Leute sollen nicht denken, dass die Gefahr schon vorbei ist“, betont Steinfort erneut. Er hoffe sehr, dass die Zahlen vor Ort nicht doch noch in die Höhe schnellen: „Die guten Ergebnisse der vergangenen Wochen haben alle Menschen belohnt, die mitmachen.“