Mülheim. Die Mülheimer Impfquote liegt derzeit knapp über dem NRW-Schnitt. Das liegt auch daran, dass der Impfstoff besonders effizient genutzt wird.

11.642 Mülheimer und damit gut 6,8 Prozent der Stadtbevölkerung haben Stand Donnerstagmorgen die erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Im Laufe des Tages sind rund 720 weitere Impfungen dazugekommen. Mülheim liegt bei den Erstimpfungen knapp über dem NRW-Schnitt (6,7 Prozent). Rund 3,5 Prozent der Mülheimer (etwa 6000) haben bereits die zweite Impfung bekommen, die Quote liegt ein halbes Prozent über der in Nordrhein-Westfalen. Warum das Impfen in Mülheim effizienter klappt als andernorts.

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Mülheim zieht maximale Impfdosen aus den Fläschchen

Die Spielräume für die Kommunen sind gering: Erlasse zum Impfen werden vom Land vorgegeben, ebenso wie die Impfstoffmengen, die den Städten zugeteilt werden. Doch in kleinem Rahmen lassen sich diese Vorgaben so effizient wie möglich ausnutzen.

So hatte Apotheker Patrick Marx bereits am Anfang erkannt, dass sich aus den Biontech-Impffläschchen sieben und nicht nur, wie zu Beginn angeordnet, fünf Impfdosen ziehen lassen – und das entsprechend getan, bevor dazu die Verordnung kam. Profitiert haben davon bereits hunderte Mülheimer, weil sich so täglich dutzende Impfdosen mehr generieren lassen. Auch bei Astrazeneca ziehen Patrick Marx und über 60 weitere Helfer aus dem pharmazeutischen Bereich zwölf statt zehn Impfdosen.

„Wir haben noch nicht eine Impfdose weggeworfen“, sagt Patrick Marx. Und im Impfzentrum sei auch nichts an jemanden gegangen, der noch nicht an der Reihe wäre. Aus dem Ärger um die Impfung eines Mitglieds der Stadtspitze beim ersten Impftag im Dezember hat die Stadt gelernt.

Impfungen der Über-70-Jährigen starten in Mülheim Ende April

„Um 19 Uhr beginnt hier der Stress“, sagt Patrick Marx. Dann, eine Stunde vor Schließung des Impfzentrums, wird gerechnet: Wie viele Impflinge sind nicht gekommen, wie viele stehen noch auf der Liste, bleibt am Abend Impfstoff übrig? Das können maximal sechs Dosen sein, weil man für den letzten Impfling noch ein neues Fläschchen anbrechen muss. Vergeben werden sie an Personen, die auf der B-Liste stehen.

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Die, das betont Feuerwehrchef Sven Werner noch mal, kann nicht um Privatpersonen erweitert werden. „Wir verwalten uns sonst zu Tode.“ Sie besteht aus Menschen, die zu Berufsgruppen gehören, die derzeit priorisiert werden, und wird stetig aktualisiert. Bei den Berufsgruppen ist die Stadt bereits in die Prio-Gruppe zwei vorgestoßen. Bis die Über-80-Jährigen durchgeimpft sind, dauere es noch bis Ende April, so Sven Werner. „Danach starten wir mit den Über-70-Jährigen.“ Rund 16.500 in dieser Altersgruppe leben in Mülheim, die Bewohner von Altenheimen wurden allerdings schon über die Einrichtungen geimpft.

35.000 Mülheimer zwischen 18 und 70 Jahren haben eine Vorerkrankung

Zur Impfgruppe zwei gehört auch ein weiterer großer Anteil der Bevölkerung: die Vorerkrankten zwischen 18 und 70 Jahren. 35.000 Mülheimer fallen laut Sven Werner in diese Kategorie, sie sollen möglichst bei den Hausärzten geimpft werden. Doch nachdem es zunächst hieß, die Ärzte könnten am 29. März mit dem Impfen starten, ruderten am Mittwochabend die Gesundheitsminister von Bund und Ländern zurück: Das Impfen durch Haus-, Lungen- und andere Ärzte könne erst Mitte April, vielleicht auch erst im Mai beginnen. Klarheit gibt es noch nicht.

Zutritt zum Impfzentrum erst 30 Minuten vor Termin

Feuerwehrchef Sven Werner appelliert an die Menschen, die geimpft werden, nicht zu früh zu kommen. „Manche haben um 10.30 Uhr einen Termin und stehen schon um 8 Uhr vor der Tür“, so Werner. Das sei nicht nötig und führe zu Durcheinander und Wartezeiten bei den Abläufen. Wer einen Termin hat, wird frühestens eine halbe Stunde vorher ins Impfzentrum reingelassen.

Um Verständnis wirbt Werner auch, wenn es um Rückmeldungen auf Anfragen geht. Hunderte Mails und Anrufe erreichen die Stadt täglich. Deren Beantwortung kann etwas dauern.

Überhaupt, so Sven Werner, müsse die Stadt oft sehr kurzfristig auf die Erlasse von Bund und Land reagieren. So konnte das Impfen von Erzieherinnen und Grundschulpersonal erst am Mittwoch und nicht, wie theoretisch angekündigt, am Montag starten. „Das ist ein riesiger logistischer Aufwand“, sagt Werner. In den kommenden Wochen werden diese über 5000 zusätzlichen Impfungen durchgeführt.

Täglich 720 Impfungen im Mülheimer Impfzentrum

Das Impfzentrum läuft nun mit 720 Impfungen, davon gut 400 Biontech-Rationen, zwölf Stunden an sechs Tagen die Woche. Bei ausreichend Impfstoff wären bis zu 5000 wöchentliche Impfungen möglich. Um das erhöhte Impfaufkommen zu stemmen, hat das Impfzentrum das Personal erhöht: Statt drei sind nun vier Ärzte pro Schicht im Dienst, zudem wird die Zahl der leitenden Impfärzte, von denen immer einer vor Ort sein muss, von drei auf sechs erhöht.