Mülheim. Senioren in Mülheim-Speldorf haben es richtig gut, wenn man die Bewertung im Stadtteil-Check betrachtet. Jein, sagen sie selber.

Was den Anteil der älteren Leute angeht, liegt Speldorf ziemlich im Schnitt: Rund ein Viertel der Menschen im Stadtteil sind 65 Jahre oder älter, in ganz Mülheim sind es knapp 24 Prozent. Insgesamt hat Speldorf laut aktueller Statistik rund 4670 Einwohner im Rentenalter. Die Ältesten und Hilfsbedürftigen leben in den beiden Pflegeheimen Marienhof und Carpe Diem.

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Davon ist das Trio, das wir im CBE-Begegnungszentrum an der Duisburger Straße treffen, weit entfernt. Werner Schröder (71), Ute Möhlig (74) und Marlies Wetzel (70) sind ehrenamtlich im Stadtteil engagiert und immer auch am Puls der älteren Generation. Die Seniorenfreundlichkeit wurde in unserer Umfrage mit 2,15 bewertet, bessere Noten gab es nur noch in Saarn und auf der Heimaterde.

Viele Freizeitangebote, Kultur und den Wald in der Nähe

Werner Schröder hat beim Stadtteilcheck selber mitgestimmt und eine 2 gegeben. Generell findet er seinen Stadtteil „sehr positiv. Wir haben viele Freizeitangebote und Initiativen, kulturelle Angebote wie das Theater an der Ruhr, wir haben Wald in der Nähe.“ Speldorf sei wie das Ruhrgebiet im Kleinen, meint der 71-Jährige.

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Als Expertin für den Stadtteil kann man Ute Möhlig bezeichnen, die als Vorsitzende des Speldorfer Bürger- und Kurvereins auch das mobile Museum zur Geschichte Speldorfs mit ins Leben gerufen hat. Sie fällt ein herbes Urteil, wenn man sie nach der Seniorenfreundlichkeit fragt: „Ich würde fast schon zu ,mangelhaft’ tendieren. In den Wohngebieten vermissen ältere Leute die Nahversorgung. Die inhabergeführten Geschäfte sind alle weg.“ Einkaufen könne man mittlerweile nur noch auf der Duisburger Straße oder am Hafen, kritisiert die 74-.Jährige.

Der Stadtteil-Check kurz und kompakt

Nahversorgung „mangelhaft“: Inhabergeführte Geschäfte sind alle weg

Wohl dem, der noch im eigenen Auto unterwegs sein kann. Vor allem vom Speldorfer Süden aus fahren die Busse viel zu selten, meint Ute Möhlig, „und wenn man dann beim Einkaufen dauernd die Uhr im Blick haben muss, macht das keinen Spaß.“

Marlies Wetzel hat genau aus diesem Grund die räumliche Nähe zur Duisburger Straße gesucht: „Ich bin vor sieben Jahren gezielt umgezogen an die Beethovenstraße, damit ich diese Probleme nicht habe. Ich wollte im Alter gut versorgt sein“, erklärt die 70-Jährige. Persönlich würde sie dem Stadtteil jetzt eine gute Note geben. „Wenn jemand noch mobil ist, ist es hier optimal.“ Was sie allerdings mitbekomme: „Viele Senioren bedauern, dass das Caritas-Begegnungszentrum an der Saarner Straße geschlossen wurde.“ Vor allem diejenigen, die im Marienhof wohnen, würden es vermissen.

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In Speldorf fehlt ein zentraler gesellschaftlicher Treffpunkt - dies wurde schon vor fünf Jahren bei einer Quartierswerkstatt herausgearbeitet und gilt bis heute.

Das Centrum für Bürgerschaftliches Engagement (CBE) versucht diese Lücke zu füllen mit seinem kleinen Zentrum an der Duisburger Straße 286. Dort wurde im Frühjahr 2019 auch das Nachbarschaftsprojekt „Gemeinsam im Hundsbuschviertel“ ins Leben gerufen. Koordinatorin vor Ort ist Anna Maria Allegrezza. Sie betont: „Hier können sich Gruppen treffen, egal welchen Alters.“ Hier starten auch Stadtteilspaziergänge, selbst jetzt, wo die Corona-Pandemie viele andere Aktivitäten verhindert.

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Corona hat aber auch einmal mehr gezeigt: Die Nachbarschaft in Speldorf funktioniert gut. Das bestätigen die aktiven Senioren, die alle schon seit vielen Jahren in Speldorf leben. „Mit dem Wohnumfeld bin ich absolut einverstanden“, sagt Werner Schröder. „Wir haben eine gute Nachbarschaft, schöne Umgebung, und alles ist erreichbar mit dem Fahrrad oder Auto.“ Mobilität ist Lebensqualität, wenn man älter wird. Das gilt nicht nur in Speldorf.