Mülheim. Wie erleben Sie Nachbarschaft in Mülheim?, war eine der Fragen, die man sich in der Speldorfer Quartierswerkstatt stellte. Es könnte besser sein.
Nachbarn seien irritiert, wenn man sie grüßen würde. Eine nette Plauderei am gemeinsamen Gartenzaun habe Seltenheitscharakter. Eine Wahrnehmung der Speldorfer, die zeigt, dass sich in vielen Stadtteilen und Siedlungen Mülheims das Verhältnis der Nachbarn untereinander gewandelt hat. Obwohl sich viele Menschen engagieren, damit die Lebensqualität und das Miteinander in den Stadtteilen erhalten oder verbessert werden kann.
Interesse an guter Nachbarschaft ist groß
Am Wochenende kamen 24 Speldorfer zur Quartierswerkstatt vom Speldorfer Netzwerk der Generationen in den Gemeindesaal der St. Michael-Kirche, um gemeinsam Verbesserungsvorschläge und Ideen für Nachbarschaftsprojekte zu erarbeiten. „Wir haben zwar eigentlich mit mehr Menschen gerechnet, aber in dieser kleineren Runde kommen sehr intensive, sehr produktive Gespräche zusammen“, freute sich Kathrin Zimmermann. Sie ist Sozialarbeiterin bei einem Mülheimer Pflegedienst und weiß, dass gerade ältere Menschen immer einsamer werden und Probleme haben, neue Kontakte zu knüpfen.
Dass überwiegend ältere Speldorfer Bürger die Einladung zu der Versammlung angenommen hatten, zeigt, dass vor allem in dieser Generation das Interesse an einer guten Nachbarschaft groß ist. „Eigentlich schade, dass sich so wenig jüngere Menschen bei solchen Veranstaltungen blicken lassen, denn wir möchten ja dass unterschiedliche Generationen miteinander ins Gespräch kommen“, bedauerte Dirk Hempel vom Netzwerk.
Viele Ideen wurden vorgeschlagen
Viele Ideen kamen am Samstag zustande. Ob sie umgesetzt werden können, muss nun erst einmal überprüft werden. Denn viele Projekte brauchen Ehrenamtliche, die sich engagieren. Ein Punkt war etwa die Einsamkeit älterer Menschen. So gebe es in Speldorf zwar einen Besuchsdienst durch Schüler, die in diesem Projekt ihre Zeit schenken. Dies könne jedoch auch umgekehrt aussehen, so die Idee einer Teilnehmerin. „Ältere Menschen können junge Familien unterstützen, wenn zum Beispiel die Kinderbetreuung unvorhergesehen nicht gewährleistet ist. Da könnten dann doch gut Ersatz-Omas oder -Opas einspringen.“
Hilfe beim Einkauf, Naturschutz und Nachhaltigkeit waren Themen
Auch eine Einkaufshilfe wurde thematisiert. Denn natürlich könnten auch ältere Menschen gut und selbstständig ihren Einkauf im Supermarkt erledigen. Wie sie die schweren Einkäufe dann aber nach Hause bekommen, stehe auf einem anderen Blatt. Auch der Naturschutz und die Nachhaltigkeit waren Anliegen der Speldorfer. So könne man Fahrgemeinschaften bilden und damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Eine Autofahrt sei für die Umwelt besser als zwei Autofahrten. Außerdem könnten dadurch auch wieder gute nachbarschaftliche Kontakte entstehen.
Vorschlag: Ein Unperfekthaus in Speldorf an der Duisburger Straße
Mehr Informationen
Schon in den Jahren 2012 und 2015 gab es in Speldorf jeweils eine Quartierswerkstatt. Seit dem sind schon viele Ideen umgesetzt worden.
Verschiedene Gruppen, wie etwa eine Foto- oder Spielegruppe trifft sich auch heute noch regelmäßig. Ein Telefonkontaktkreis wurde eingerichtet.
Interessierte erhalten weitere Informationen beim Netzwerk der Generationen, Jörg Marx, unter 455-5012
Zum Thema „Gesundheit und Pflege“ fiel den Speldorfern viel in Sachen „seelische Gesundheit“ ein. Sei es der Verkehrslärm auf manchen Straßen, der bei Anwohnern großen Stress auslösen kann. Gemeinsame Lauf-, Wander- und Sportgruppen wurden angeregt. Auf positive Resonanz traf die Idee der Mülheimer Künstlergruppe AnDer, dass man die marode Immobilie an der Duisburger Straße Ecke Flockenweg in eine Art „Speldorfer Unperfekthaus“ verwandeln könne.
Am Ende der Quartierswerkstatt konnten die Teilnehmer dann Punkte an die ausgearbeiteten Ideen verteilen. Das Netzwerk der Generationen wertet diese nun aus, und schaut, wie und wann diese umgesetzt werden. Diejenigen, die jetzt schon gerne neue Kontakte knüpfen möchten, haben bei einer gemeinsamen Herbstwanderung am Samstag , 5. Oktober, die Gelegenheit. Ute Möhlig vom Speldorfer Bürger- und Kurverein lädt alle interessierten Speldorfer und andere Mülheimer dazu ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr der Wendekreis Hochfelder Straße.