Mülheim. Der Mülheimer Firmenchor Ruhr Tones hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt in der Tagespflege Carpe Diem. Glücksmomente für beide Seiten.

Strahlende Augen auf beiden Seiten – und am Ende wurde sogar getanzt. Der erste – quasi öffentliche – Auftritt des Firmenchors „Ruhr Tones“ in der Tagespflege „Carpe Diem“ in Speldorf soll nun nicht der letzte gewesen sein: Die elf singenden Mitarbeiterinnen des Verlags an der Ruhr haben längst entschieden: Wir kommen wieder.

Singen ist gut für Herz und Seele – und zwar nicht nur für die eigene. Diese Erfahrung war auch neu für den Firmenchor, der sich vor etwas mehr als drei Jahren bei einer fixen Idee an der Kaffeemaschine gegründet hat. „Wir waren“, erzählt Katrin Neuhäuser nach dem Auftritt vor den Senioren, „alle völlig beseelt. Das hat so viele Herzen erwärmt.“

Die Senioren waren von den Schlagern der 1950er und 1960er Jahre angetan.
Die Senioren waren von den Schlagern der 1950er und 1960er Jahre angetan. © Funke Foto Services | Martin Möller

Alle Aufregung vor dem ersten Aufritt war vergessen, denn für die Chor-Frauen war es ja eine echte Premiere vor firmenfremden Publikum. Bisher hatte der Verlagschor, der einmal in der Woche in der Mittagspause probt, lediglich Auftritte in der eigenen Firma, bei Sommerfesten oder Weihnachtsfeiern, bestritten. Dabei können sich die Frauen gut hören lassen, und eine Auszeichnung hat es bereits im Januar gegeben: Das fröhliche Video mit dem Stück „Lean on me“, selbst gedreht in den Geschäftsräumen an der Wilhelmstraße, zeigt die Frauen singend bei der Arbeit und hat bei einem Wettbewerb des Bundesbildungsministeriums einen Preis gewonnen.

Die Selbstständigkeit erhalten

Die Tagespflege Carpe Diem an der Hansastraße in Speldorf auf dem Gelände der ehemaligen Lederfabrik besteht im sechsten Jahr. 25 Gäste, die in ihrem eigenen Haushalt leben, kommen täglich zwischen 9 und 15.30 Uhr.

Die Einrichtung legt Wert darauf, ein Leben wie in der Familie abzubilden und eine Tagesstruktur zu geben. Dazu gehört Betreuung, Beschäftigung und Begleitung durch den Tag mit dem Ziel, so viel Selbstständigkeit wie möglich zu erhalten, gemeinsames Essen, Spiele oder auch Ausflüge.

Der Verlag an der Ruhr, der nicht nur Lern- und Arbeitsmaterialien für Kita und Schule herausgibt, sondern auch ein Programm hat mit Büchern, DVDs, Spielen für die Altenpflege, hat über den „Runden Tisch Demenz“ Kontakt zu den Senioreneinrichtungen in der Stadt und traf die Pflegedienstleitung der Tagespflege Carpe Diem.

Extra ein neues Repertoire eingeübt

Für ihren Auftritt vor dem reiferen Publikum hatten die Chor-Frauen extra ein neues Repertoire einstudiert: Schlager der 1950er und 1960er Jahre. „Das haben die Kolleginnen mit so viel Liebe gemacht“, sagt Neuhäuser und erzählt, wie seit Wochen „Aber bitte mit Sahne“ oder „Ich will keine Schokolade“ über die Verlagsflure schallt. Das kam sehr gut an: „Marina“, „Marmor, Stein und Eisen bricht“, oder der „Honolulu Strand-Bikini“, unterstützt von Chorleiterin Monika Strobl am Piano oder der Gitarre – das Publikum stimmte schnell und textsicher mit ein in die Gute-Laune-Musik. Und bei „Schuld war nur der Bossa Nova“ wurde sogar getanzt.

Der Firmenchor wird wiederkommen

Christel Schiersching, die zweimal in der Woche die Tagespflege besucht, fand den Auftritt „ganz wunderbar – man kennt ja noch alle Texte. Na, jedenfalls immer die ersten zwei, drei Sätze“, lacht sie. Und Ilse Brinar findet es sehr schade, dass solche Darbietungen nicht öfter mal stattfinden: „Das macht ja Freude, weil wir mitsingen können. Auch in der Gymnastik stimmen wir schon mal was an.“

Und Schlager, die mögen sie hier alle am liebsten. „Die kennen wir ja noch von früher“, sagt Dagmar van Dyck, die auch gerne Volkslieder singen würde. Die hatten die Ruhr Tones diesmal nicht dabei, aber da sie mit so viel Herzlichkeit empfangen wurden, vielleicht beim nächsten Mal. „Das war so schön für alle Seiten, das machen wir noch mal“, sagt Verlagssprecherin Katrin Neuhäuser.