Wanne-Eickel. . Zur Eröffnung der 577. Cranger Kirmes war das Bayernzelt wie immer prall gefüllt. Innenminister Ralf Jäger assistierte Hernes Oberbürgermeister Horst Schiereck beim Fassanstich und Schaustellerpräsident Albert Ritter konnte sich einen Seitenhieb auf die Rheinkirmes in Düsseldorf nicht verkneifen.

Wenn die Luft zum Schneiden ist und nicht nur die Damen sich Kühlung zufächeln, wenn alles, was in Wanne-Eickel, Herne und Umgebung Rang und Namen hat, in seltener Einigkeit nebeneinander auf ungemütlichen Holzbänken hockt, wenn das Herner Bergmannsorchester das Steigerlied intoniert und die Schaustellervereinigungen mit ihren Fahnen einziehen - dann kann das nur eines sein: Die Eröffnung der Cranger Kirmes im Bayernzelt.

500 Bürgerinnen und Bürger hatte die Stadt dazu speziell eingeladen, doch das Bayernzelt war wie immer rappelvoll. Moderator Helmut Sanftenschneider musste die Gäste gar nicht lange bitten, beim Einzug der Schaustellerdelegationen aufzustehen, den Schaustellerpräsident Albert Ritter launig kommentierte. Besonders freute er sich über die erstmalige Beteiligung der Münchener Schausteller: „Sie wollen auch mal eine vernünftige Kirmes erleben. Das haben sie mit den Kollegen aus Düsseldorf gemeinsam, die gleich hinterher kommen.“ Soviel Stänkern muss sein.

Böllerschüsse und Konfetti

NRW-Innenminister Ralf Jäger, der Oberbürgermeister Horst Schiereck beim Fassbieranstich assistierte, legte noch eins drauf und stichelte in Richtung seines Dienstsitzes: „Ich wünsche der Cranger Kirmes zehn sonnige Tage und über vier Millionen Besucher - und damit deutlich mehr als dieser Dorfkirmes an der Düssel.“

Zügig machten sich Horst Schiereck und Ralf Jäger an den Fassbieranstich: „Zwei Schläge ich, ein Schlag der Minister“, gab Routinier Schiereck vorab per Zeichensprache zu verstehen. Genauso machten sie es. Und schon regnete es aus der Konfetti-Kanone im Bayernzelt grüne und weiße Schnipsel, während draußen mit Böllerschüssen kund getan wurde: Piel op! Die 577. Cranger Kirmes ist eröffnet.

Geierabend in Crange

Als Überraschungsgäste hatte die Stadt zwei Bewohner eines Awo-Seniorenzentrums eingeladen: Martin Kaysh und Hans Martin Eickmann aus dem „Geierabend-Ensemble“. Und wenn die beiden eins in dem Jahr gelernt haben, in dem Herne Partnergemeinde des Geierabends ist, dann: „Du darfst in Crange alles sagen, nur nicht Herne!“ Rundum teilten die beiden aus: Das Dorf an der Düssel bekam seinen Teil ab, dem Franz (Müntefering) boten sie einen Platz in ihrem Heim an und Horst Schiereck verdächtigten sie, seine Amts- und SPD-Laufbahn hauptsächlich eingeschlagen zu haben, um auf der Kirmes das Fass anzustechen. Zum Üben lasse er ab Mai heimlich Bierfässer ins Rathaus rollen - und so ein angestochenes Fass kann man ja nicht verkommen lassen. Überhaupt die SPD: Herne ist die einzige Stadt weltweit, in der es mehr SPD-Mitglieder als Einwohner gibt . . . Dem Gelächter und Applaus nach scheint das zu stimmen. Aber auch die Heimatgemeinde der Cranger Kirmes kam nicht davon: „Wanne-Eickel war ursprünglich nur ein Güterbahnhof, der einen Namen brauchte“, spotteten die beiden renitenten Rentner. Aber immerhin: Der Name Wanne-Eickel ist weltweit bekannt - nicht nur wegen seines Mondes.

Zum vierten Mal ist bei der Eröffnung der „Schausteller Award“ für besondere Leistungen verliehen worden. Er ging an Hans-Otto Schäfer, der mit seinem Shake&Roll und dem Voodoo-Jumper auf der Kirmes vertreten ist.