Herne.. In der Kirmessaison wächst Steinmeister zu einem mittelständischen Betrieb. Am ersten Freitag sind 130 Servicekräfte im Einsatz. Der Bierpavillon ist für viele Besucher einer der wichtigsten Treffpunkte auf Crange. Aber auch von der Düsseldorfer Rheinkirmes oder vom Bochumer Weihnachtsmarkt ist Steinmeister nicht mehr wegzudenken.
Der Chef wirkt auf den ersten Blick erstaunlich ruhig in all dem Chaos. Leuchtreklamen liegen auf dem Boden, Getränkekästen stehen herum, Holzstreben und Nägel auch - und dann wird noch eine riesige Ladung mit Gummibärchen angekarrt. Doch die Ruhe, die Bernd Steinmeister ausstrahlt, täuscht. Innerlich ist er angespannt, denn dieses Chaos muss bis morgen verschwunden sein. Perfekt muss es sein - keinen Deut weniger. Damit die Gäste Spaß haben. Für viele ist Steinmeister einer der wichtigsten Treffpunkte auf der Cranger Kirmes, man kann den Bierpavillon aber auch als mittelständisches Unternehmen betrachten...
Frequenzbringer für Nachbarn
...das als „kleiner Krauter“ - Steinmeister weist diesen Begriff im Gespräch zumindest nicht von sich - begann. Wer die 40 noch nicht überschritten hat, wird die Anfänge allenfalls aus Erzählungen kennen. Gemeinsam mit seinem Bruder Gerd-Peter (der 1989 verstarb) ließ Bernd Steinmeister 1981 einen Bierstand entwerfen und bauen. Nicht als Zeitvertreib, die Selbstständigkeit war die feste Absicht.
Der Stand - die Urfassung existiert nach wie vor - entpuppte sich als Spontanerfolg, obwohl er noch an einer anderen Ecke, ein paar Meter Richtung Schwing, platziert war. Dort wollte Steinmeister eigentlich nicht weg, denn in unmittelbarer Nachbarschaft stand damals die Wildwasserbahn, die für reichlich Betrieb, und damit Kundschaft sorgte.
Kultstatus längst erreicht
Doch unter Standortgesichtspunkten erwies sich der Wechsel auf die Kreuzung rund 100 Meter hinter dem Cranger Tor als ideal. Sie ist eine der am stärksten frequentierten Punkte auf der Kirmes. Wobei Steinmeister längst selbst als Frequenzbringer für die benachbarten Schausteller gilt.
Das hängt mit dem Kultstatus zusammen, den der Stand erreicht hat. Steinmeister selbst spricht vom „größten Klassentreffen der Welt“. Mit so einer Stammkundschaft lässt sich wirtschaften. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Steinmeister einmal nicht auf Crange vertreten sein sollte, würden die Menschen wohl das Rathaus stürmen, sagt er ganz selbstbewusst.
„Schwarze Null“ in Düsseldorf
Mit Crange allein lässt es sich jedoch schlecht wirtschaften. Seit über 20 Jahren ist Steinmeister auf den Festen in Sterkrade und den Düsseldorfer Rheinwiesen vertreten, in der jüngeren Vergangenheit kamen der Bochumer Weihnachtsmarkt und der Herner Weihnachtskörl hinzu. „Wir machen nur große Veranstaltungen“, lautet die Devise des 58-Jährigen und: „Wo wir vertreten sind, wollen wir mit an der Spitze sein.“ In Düsseldorf sei dies nicht der Fall, dort gäben die einheimischen Brauereien den Ton. Doch so lange am Ende eine „schwarze Null“ stehe, fahre er an den Rhein.
Das erklärt, warum Crange für den „eingeborenen Wanne-Eickeler“ Steinmeister nicht nur emotional die wichtigste Veranstaltung ist, sondern auch wirtschaftlich. Durch die rund 3,5 Kilometer Leitungen fließt das Bier fast nonstop, am Eröffnungsfreitag seien 130 Mitarbeiter im Einsatz . „Wenn Crange abgearbeitet ist, schrumpft die Firma erstmal auf drei Mitarbeiter“, schildert Steinmeister die saisonalen Schwankungen seines Geschäfts. Ab November endet die Ruhephase mit dem Aufbau auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt.
Hightech-Kühlung gegen warmes Bier
In dem inhabergeführten Betrieb laufen alle Fäden bei Bernd Steinmeister zusammen, er disponiert Material und Personal. Und nicht nur weil er ein Wirtschaftsstudium absolviert hat, kennt er die Weisheit, dass Stillstand Rückschritt bedeutet. So habe er schon früh in eine Hightech-Kühlung investiert, wer will schon warmes Bier. Seit einigen Jahren gibt es Livemusik, seit vergangenem Jahr sind die Pavillons mit historischen Bildern verziert.
Steinmeister, der sich inzwischen mehr als Schausteller denn als Gastronom sieht, spricht zwar über seine Investitionen, allerdings nicht über Umsätze oder die Anzahl der verkauften Fässer Bier. So viel immerhin gibt er preis: Die Frage, ob das Unternehmen Bierstand ein lohnendes sei, beantwortet er mit einem zögerlichen, aber bestimmten: „Jaaa.“