Essen. . Höher, schneller, weiter. Am 2. August beginnt die Cranger Kirmes. Wir haben uns den Budenzauber schon einmal angesehen und erklären, welche Fahrgeschäfte was können. Fünf Kirmes-Klassiker haben wir herausgepickt und verraten, für wen die Fahrgeschäfte geeignet sind.
Wenn ab Donnerstag (2. bis 12. August) auf Crange der Budenzauber beginnt, sind die letzten Kabel verlegt, die letzten Schrauben festgedreht. Alle Helfer haben mächtig Rummel, bevor für andere die Kirmes beginnt. Mehr als 50 Fahr- und Laufgeschäfte und rund 500 Schausteller sorgen für eine prall gefüllte Kirmeslandschaft. Wir stellen fünf Kirmes-Klassiker vor – und erklären, wie sie funktionieren.
Dem Himmel so nah - Riesenrad Bellevue
Sie entdecken am Zuckerwattestand ihre Liebste, doch im dichten Gedränge ist sie direkt wieder entwischt? Ärgerlich! Was also tun? Die beste Übersicht selbst über weitläufige Kirmesplätze bietet: das Riesenrad. Das Modell „Bellevue“ von Oscar Bruch jr. existiert bereits seit 18 Jahren.
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Ein guter Rat: Für den Vorgarten ist dieser Gigant unter den Fahrgeschäften weniger geeignet. Stolze 55 Meter ragt der riesige Drehkreisel in den Himmel. Mehr als 26 Meter streckt sich die Front in die Länge. Platz nach hinten ist unverzichtbar: 20 Meter werden dort noch einmal benötigt. 50 000 Birnen bringen nicht nur Kirmes-Fans, sondern auch das Rad zum Strahlen.
Dieses Riesenrad ist nichts für eine sumpfige Dorfkirmes: 350 Tonnen Gewicht erfordern einen stabilen Untergrund. Ob romantische Privatfahrt oder gesellige Telefonzellenatmosphäre: In 42 Gondeln wird es kuschelig. Das gesamte Material benötigt beim Transport stolze 16 Trucks.
Auf jeden Fall... für Menschen mit Weitblick.
Bloß nicht... für Leute, die schon auf dem Klettergerüst was von Höhenangst säuseln.
Welche Maske? - Geisterbahn Schloss Dracula
„Mensch, du arbeitest doch in der Geisterbahn!“ Während dieser Satz manchen Menschen die Zornesröte ins Gesicht jagt, ist er für Ronny Schütze ein Kompliment. Der Schausteller aus Oberhausen ist Experte unter den Schauerbuden-Betreibern. Das „Schloss Dracula“ ist ein fester Bestandteil seines familiär geführten Gruselkabinetts. Im Winterlager baut er Saison für Saison neue Spukgestalten für die Bude. Viele Figuren bestehen aus einem Gittergerippe und werden danach mit Stoff bespannt. Alle Geister bekommen natürlich auch ihre Namen wie Zoltan oder Zottelmonster, und sie werden technisch lippensynchron mit Spuk-Sprüchen bestückt.
Die einzelnen Gondeln werden über Schienen durch Hui Buhs Wohnzimmer geleitet. 30 Meter erstreckt sich das Vampir-Schloss in die Breite, zwölf Meter ragt das Gemäuer in die Höhe und 15 Meter ist der Zitter-Palast tief.
Auf jeden Fall... für Ghostbusters-Fans und Schock-Rocker.
Bloß nicht... bei schlechtem Wetter. Dann gibt’s Schauer auch ohne Geisterbahn.
Nicht verschaukeln lassen - Konga
Es gab Zeiten, da bildeten sich in Schiffschaukeln regelrechte Gesprächskreise. Nautiker und welche, die es werden wollten, erzählten sich während der gemächlichen Fahrt Seemannsgarn. Nun, das Fahrgeschäft „Konga“ ist zwar mit den gemütlichen Wippen von damals verwandt, aber das war es dann auch schon.
Das Karussell von Sebastian Küchenmeister ist zum ersten Mal in Crange und bezeichnet sich nicht umsonst als die größte transportable Themen-Riesenschaukel der Welt. Aus dem Großstadt- in den Kirmes-Dschungel: Bei Nebel, Fackeln und feuerspeienden Voodoo-Masken möchte man sich glatt hinter den aufgebauten Bambusbüschen verstecken. Vielleicht ist man ja in 45 Metern Höhe sicher. Bis dorthin nimmt das Mega-Pendel nämlich Anlauf, bevor es mit 120 Kilometern pro Stunde und der vierfachen Erdanziehungskraft für eine jubilierende Magengegend sorgt. Was wiederum zur Folge hat, dass Sie beim nächsten Astronauten-Stammtisch mit Fachvokabeln protzen könnten. Vierfache Erdanziehungskraft wird „4G“ genannt. Beim Schaukeln locker zu quatschen, ist dagegen: ausgeschlossen!
Auf jeden Fall... für Tropenfans mit einem stabilen Magen.
Bloß nicht... für Pendel-Patrioten mit Entscheidungsschwierigkeiten. Einerseits, andererseits, einerseits, andererseits.
Der Berg ruft - Achterbahn Alpina Bahn
Bei der Berg-und-Tal-Fahrt in der „Alpina Bahn“ kann auch Herr Kraxelhuber die Bodenhaftung verlieren. Die Achterbahn von Oscar Bruch sen. ist die größte transportable Achterbahn ohne Looping der Welt. Am Kassenhäuschen hängen noch urige Bilder von Edelweiß und Hüttenzauber – doch kurz nach dem Einsteigen ist Schluss mit der Gemütlichkeit. Das Prinzip ist einfach: Zur Ruckelfahrt den ersten Hügel hinauf kann man noch gelassen die Landschaft genießen und anschließend: losjodeln!
Mit 80 Kilometern pro Stunde rasen fünf Züge über das mehr als einen Kilometer lange Schienensystem. Da müssen selbst erfahrene Bergsteiger durchschnaufen. Während der Fahrt absolvieren die Waggons in Sekunden einen Unterschied von 27 Höhenmetern. 600 Tonnen wiegt solch ein Koloss, der 3000 Quadratmeter Platz benötigt.
Auf jeden Fall... für abgefahrene Alpinisten.
Bloß nicht... für Kirmes-Fans, die vor dem Kassenhäuschen sagen: „Achterbahn? Geht nicht, wir sind nur zu siebt!“
Gib Kette! - Star Flyer
Wenn der Kirmesabend von der Gattin mit dem Wunsch nach dem Heimweg abrupt endet, fühlt sich mancher Ehemann an die Kette gelegt. Dabei sollte er dankbar sein. Eine Fahrt im „Star Flyer“ und dieser Satz erfährt einen ganz neuen Sinn. Denn Ketten verleihen hier wertvollen Halt.
Das Fahrgeschäft von Alexander Goetze hat mit den klassischen Wellenfliegern wenig gemein. Denn: Es befördert die Gäste 55 Meter in die Höhe. Allein der Aufbau ist aufwendig: Drei Zugmaschinen und vier Transportwagen wären nutzlos, wenn nicht ein eigener Kran mitgeführt würde. Schließlich geht es um höhere Dinge! 32 Meter bewegen sich die zwölf Doppelsitzer vom Gestänge in der Mitte weg. Zum Vergleich: Das Podium auf der Erde hat einen Durchmesser von nur 20 Metern. Erst ab sieben Metern Höhe beginnt für die Sitzreihen der Ausflug zur Seite. Bis auf 80 Kilometer pro Stunde kann der himmlische Drehwurm letztlich Fahrt aufnehmen.
Auf jeden Fall... für Frischluftfanatiker und Hochgelobte.
Bloß nicht... für Skeptiker, die meinen, dass sich alles nur im Kreis dreht.