Wanne-Eickel. . Kein Ballermann, keine Zeltkirmes: Schausteller und Stadt Herne als Veranstalter setzen auf den familienfreundlichen Charakter der Cranger Kirmes.
Der Breakdancer, das Etagencafé Grell und die Basketballbude, aus deren Boxen der Techno-Beat verhalten wummert, könnten eigentliche heute schon starten; doch ein Blick auf die Wildwasser- und Geisterbahn, das Almhüttendorf und das Bellevue zeigen: Es ist noch einiges zu tun, bis in fünf Tagen die ersten der bis zu vier Millionen Besucher über die 577. Cranger Kirmes bummeln können.
„Das wird alles rechtzeitig fertig“, lacht Kirmesarchitektin Sabine Marek, obwohl sie sogar noch kurzfristig umdisponieren musste: Nach dem „Flasher“ sagte auch „Show Time“ ab, das Kirmes-Varieté ist nicht rechtzeitig fertig geworden. Statt dort den „stärksten Mann der Welt“ zu bestaunen, können die Kirmesbesucher nun selbst ihre Kräfte messen: Als Ersatz für „Show Time“ ist der schlagkräftige Haudegen Charly Schultz mit seiner Boxbude „Fight Club“ in die Bresche gesprungen. Lücken gibt’s auf Crange also keine? „Keine einzige“, sagt Sabine Marek, die mit dem Team vom Ordnungsamt im Vorfeld unter 1700 Bewerbungen 500 Schausteller auswählen musste.
Die Cranger Kirmes sei bei den Schaustellern beliebt und begehrt, betonen Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, und sein Kollege Hans-Peter Arens vom Bundesverband deutscher Schausteller und Marktkaufleute. Die Rahmenbedingungen in Crange stimmten und seien fair, Schausteller und Stadt als Veranstalter begegneten sich auf Augenhöhe. „Das geben wir gerne an die Besucher weiter - zum Beispiel mit konstanten und volkstümlichen Preisen“, sagt Albert Ritter, für den die Cranger Kirmes sich durch ihr stimmiges, familienfreundliches Konzept auszeichnet. „Wir wollen hier keine Zeltkirmes“, hatte zuvor schon Oberbürgermeister Horst Schiereck betont und damit auf ein großes Volksfest im Süden angespielt. Für ihn, wie für alle, sei „die Cranger Kirmes ein Familien- und Klassentreffen, und so soll das auch bleiben.“ Deshalb finden sich auf dem Platz am Rhein-Herne-Kanal über 50 Fahr- und Laufgeschäfte von gemütlich bis Hightech für jedes Alter und jede Magen- und Nervenstärke, gastronomische Angebote jeglicher Geschmacksrichtung, Spiele-, Schieß-, Los- und Schaubuden, die Stände mit Krammarktwaren von Messern bis Socken nicht zu vergessen. „Hier trifft man sich und feiert miteinander, die Cranger Kirmes ist eine kleine Flucht aus dem Alltag“, weiß Sabine Marek.
Für die Schausteller geht die Kirmes natürlich über den Spaßfaktor hinaus, sie ist ein Teil ihrer Existenzgrundlage. „Die Cranger Kirmes“, so Albert Ritter, „ist die lukrativste im ganzen Bereich.“ Nach einer bis jetzt verregneten Saison soll die Cranger Kirmes die Wende bringen. Für Wolfgang Lichte, Vorsitzender der Herner Schausteller, ist es die 55. Cranger Kirmes, die er bewusst miterlebt, und er weiß, wie unkalkulierbar das Geschäft ist: „Ist es zu heiß, bleiben die Leute weg, ist es zu nass, bleiben die Leute weg.“ Obwohl - die Besucher auf Crange lassen sich so schnell nicht vom Rummelbummel abhalten - auch ein Grund, warum Lichte die Kirmes in die „Champions League“ erhebt.
Und so geht’s nächste Woche los: Den Auftakt macht Donnerstag (2.) ab 10 Uhr der Pferdemarkt auf Gut Steinhausen; abends ab 18 Uhr nimmt die Kirmes dann den Betrieb auf, zur gleichen Zeit beginnt der Bürgerabend im Bayernzelt. Offiziell eröffnet Oberbürgermeister Horst Schiereck mit NRW-Innenminister Ralf Jäger am Freitag (3.), 14 Uhr, ebenfalls im Bayernzelt, die 577. Cranger Kirmes. Gaststar: Gitte Haenning. Um 22.30 Uhr steigt das Eröffnungsfeuerwerk. Der Kirmesumzug am Samstag (4.) startet um 10.30 Uhr vom St. Jörgen-Platz.