Hattingen. Hattingen hat eine neue Kita – noch gibt es sogar freie Plätze. Gleichzeitig haben Träger enorme Geldsorgen. Schließung sind langfristig denkbar.

In Hattingen wird eine neue Kita eröffnet – die Kita Isenhöhe in Niederwenigern. Dennoch sind die Kindertagesstätten mehr denn je Sorgenkind – denn immer mehr Träger schlagen Alarm. Schließungen und Kürzungen sind nicht mehr ausgeschlossen.

Die gute Nachricht vorab: Derzeit ist Hattingen, nach Aussage von Dirk Achenbach, Fachbereichsleiter Kinder, Jugend und Familie bei der Stadt Hattingen, auskömmlich mit Kita-Plätzen versorgt. In Zahlen heißt das: auf 2619 Kinder im Kita-Alter kommen jetzt 1766 Plätze. Einige der 75 zusätzlichen Kita-Plätze in Niederwenigern sind auch noch frei. Weil der Vergabeprozess läuft, kann sich die verfügbare Gruppenform und Betreuungsdauer aber täglich ändern.

Diskutiert wird seit nunmehr gut fünf Jahren auch über eine Erweiterung der evangelischen Kita Rauendahlstraße um zwei Gruppen. Dass das bisher nicht passiert ist, liegt am Geld. Und das ist für viele Träger mehr und mehr ein Problem – inzwischen sogar so sehr, dass nicht mehr ausgeschlossen werden kann, dass in Kitas gekürzt oder sogar Einrichtungen ganz geschlossen werden müssen.

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Für die katholische Kita Heilig Geist an der Denkmalstraße ist das Aus zum. 1. August 2024 beschlossen, weil sich eine nötige Modernisierung mit dem vorhandenen Platz nicht umsetzen lasse. Andere Träger haben zumindest ein genaues Auge auf die Entwicklungen.

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„In Hattingen besteht noch keine akute Gefahr von Schließungen“, sagt Heike Wallis-Van der Heide, Bereichsleiterin Kinder und Familie bei der Awo. Aber sie betont, schon jetzt gebe es große Probleme, die Finanzierung zu gewährleisten. So lobt sie das Alltagshelfer-Programm, das Fachkräften mehr Raum für ihre pädagogische Arbeit schaffen soll. Doch was bisher komplett vom Land finanziert wurde, muss jetzt zu zehn Prozent von den Trägern geleistet werden. „Das können wir nicht stemmen. Wir haben große Schwierigkeiten, sie weiter zu beschäftigen“, unterstreicht Wallis-Van der Heide.

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Die neue Kita Isenhöhe in Hattingen bietet 75 zusätzliche Betreuungsplätze.
Die neue Kita Isenhöhe in Hattingen bietet 75 zusätzliche Betreuungsplätze. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Auch Angelika Arend, kaufmännische Geschäftsführerin des Evangelischen Kindergartenverbundes Hattingen-Witten, erklärt, dass diese zusätzlichen Kosten – neben ohnehin gestiegenen Lohnkosten, Energiekosten – ein großes Problem sind: „In der Regel haben Träger keine eigenen finanziellen Ressourcen, die sie alleine für dieses Programm aufbringen könnten.“

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Der Bestand der evangelischen Kitas ist für das Jahr gesichert. „Wie es längerfristig weitergeht, muss die Kreissynode im Herbst entscheiden“, sagt Arend. Sie betont aber auch: „Viele Träger haben gegenüber dem Land deutlich gemacht, dass sie diese hohen Kosten nicht mehr tragen können und davon auszugehen ist, dass Schließungen nicht auszuschließen sind.“

Gruppen, Zeiten und Konzept der neuen Kita

Die Kita Isenhöhe nimmt Kinder von vier Monaten bis zum Schuleintritt auf. Die Betreuungszeiten sind von 7 bis 16 Uhr. Dabei gibt es eine Gruppe für die Kleinen bis drei Jahre mit zehn Plätzen, zwei Gruppen mit je 20 Kindern von zwei bis sechs Jahre und eine Gruppe mit 25 Plätzen für Kinder ab drei Jahren.

Die Kita an der Isenbergstraße 86/88 wurde gebaut von der HWG. Sie hat eine Gesamtfläche von 715 Quadratmetern. Die Räume sind so konzipiert, dass Bewegung im Vordergrund steht. Die Einrichtung ist barrierefrei. Im Obergeschoss des Baus befindet sich eine Demenz-WG.

Betroffen sind von der Kita-Krise nicht nur große Träger, sondern auch kleine, wie die Elterninitiative Wolkenzimmerhaus. „Wir haben massive Probleme, Personal zu finden“, betont Julia Baltes Amado aus dem Vorstand. Umso glücklicher ist sie, dass die Kita jetzt neue Mitarbeiter hat. Auch die Kosten seien massiv gestiegen. Der Elternbeitrag, mit dem sich das Wolkenzimmerhaus neben kommunalen Geldern finanziert, musste zwar bisher nicht angehoben werden. Ob es dabei bleiben kann, wird geprüft.

In Winz-Baak wird unterdessen um die Erweiterung gerungen. „Ohne freiwillige städtische Zuschüsse ist oft kein Platzausbau in freier Trägerschaft möglich“, weiß Achenbach. An der Rauendahlstraße reichen Mittel von Bund und Land nicht aus, um die Baukosten in voller Höhe zu decken. Die Restkosten können weder der Evangelische Kitaverbund noch die Stadt stemmen. Wie die Träger fordert die Stadt eine „angemessene finanzielle Ausstattung durch das Land“.

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Die HWG, die die neue Kita in Niederwenigern gebaut hat, hatte auch in Winz-Baak als Investor Interesse signalisiert. Inzwischen sind die zu erwartenden Kosten aber noch deutlich gestiegen. Jetzt könnte es mit Träger, Stadt und HWG gemeinsam gelingen. Voraussetzung ist unter anderem, dass die Stadt freiwillig mehr als 51.000 Euro pro Jahr zuschießt. Darüber soll im September der Rat entscheiden.