Hattingen. Mitarbeiter gesucht: Viele Geschäfte in Hattingen finden kein Personal. Das wirkt auf die Öffnungszeiten: Einige schließen früher oder mehr Tage.
Zettel oder Plakate mit den Worten „Aushilfe gesucht!“ oder „Wir suchen Unterstützung“ findet man mittlerweile in vielen Schaufenstern. Personal- und Fachkräfte fehlen auch in Hattingen. Leerstände und zu wenig Personal plagen Einzelhändlerinnen und -händler seit Jahren. Nun machen sich die Auswirkungen bemerkbar.
„Wenn man vorher weiß, dass man kein Personal bekommt, warum sollte man dann auch einen Laden aufmachen“ meint Mechthild Lüttgen. In ihren Augen habe Leerstand auch mit Fachkräftemangel zu tun und sei deshalb sehr viel weitreichender und hänge mit vielen anderen Problemen zusammen.
Fünf-Tage-Woche droht
Ihr Juweliergeschäft auf der Heggerstraße komme momentan mit dem bestehenden Personal noch aus, ohne die Öffnungszeiten einzuschränken. Die Befürchtung für das nächste Jahr ist jedoch groß. Dann werden schließlich drei Mitarbeiterinnen aufgrund des Alters oder auch, wie Lüttgen es beschreibt, „freudigen Ereignissen“ wegfallen. Bei kleinen Betrieben ist das eine ganze Menge. Aus einer Sechs-Tage- könnte dann notgedrungen auch eine Fünf-Tage-Woche werden. Und zusätzlich kürzere Öffnungszeiten.
„Früher hatten wir damit nicht so ein Problem und wir suchen ja nicht mal etwas Besonderes“ erklärt sie frustriert. Auch wenn das Schild erst seit 14 Tagen aushängt, hoffe sie täglich auf Interessierte. „Das Wichtigste ist nur Interesse und Spaß an der Arbeit mit Kunden. Das Wissen kann man sich ja aneignen.“
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Im Modegeschäft Ambiente am Obermarkt wurde sehr viel länger nach helfenden Händen gesucht. „Es hat ein Dreivierteljahr gedauert, bis wir die Richtige gefunden hatten“ erläutert Verkäuferin Sonja Haller kopfschüttelnd. „Die Leute wollen einfach nicht mehr mit anpacken“.
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Der Mangel an Personal ging so weit, dass die Inhaberin des Geschäfts zum Einen gezwungen war häufiger selbst auszuhelfen und auch die Öffnungszeiten darunter leiden mussten. Eine Zeit lang haben sie das Geschäft um 16 Uhr schließen müssen, im Normalfall hätten sie bis 18.30 Uhr geöffnet.
Rentner hilft im Friseursalon
Ebenfalls beklagt Mario Coroneo (67), Inhaber des Friseursalons am Obermarkt, seit einigen Jahren Mangel an ausgebildeten Friseurinnen und Friseuren. „Bei vielen Friseuren ist das so, nicht nur bei uns“ meint er. Dies gehe mittlerweile so weit, dass er neben Montags auch Samstags schließen müsse. Zudem muss er als Rentner selbst Hand anlegen.
Bei Filialen von Ketten wie Nanu Nana oder der Mayerschen Buchhandlung stellt die Verknappung an Personal ein weniger großes Problem dar. Buchhändlerin der Mayerschen Juliane Zishoven berichtet freudig über einen neuen Auszubildenden, genügend Aushilfen und gelernte Buchhändler.
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„Wir machen uns in nächster Zeit keine Sorgen“ erzählt auch Filialleiterin Anna Schurig von Nanu Nana. Sie ist jedoch auch der Meinung, dass es schwieriger werde, Personal zu finden. Dies habe bisher zwar keine Folgen für das Geschäft, könnte aber vor allem in der Weihnachtszeit problematisch werden. Dort werden vorwiegend Aushilfen gesucht, da der Andrang aufgrund des Weihnachtsmarktes sehr hoch ist.
Gastronom auf Dauersuche
Vor allem kleinere Geschäfte des Einzelhandel sind von der Personalnot betroffen. Insbesondere jedoch auch die Gastronomie. Inhaber des Café Mexx Sotiris Christanas (40) hat zu kämpfen. Er habe auf seiner Website (www.cafemexx.de) schon eine dauerhafte Such-Anzeige veröffentlicht, da er quasi ständig neue Leute sucht. Vor allem über die Sommerferien und Urlaubszeit, sowie den Winter mit dem Weihnachtsmarkt in Hattingen.
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Dabei habe ihn besonders der Lockdown in der Corona-Pandemie getroffen. „Im zweiten Lockdown habe ich vier meiner Leute verloren. Für einen so kleinen Betrieb ist das eine ganze Menge“ erzählt er. Mittlerweile muss er früher schließen und auch die Cocktailbar ist ausschließlich am Wochenende geöffnet. Er hoffe, dass die Kunden unter der Woche häufiger das Café selbst besuchen.