Hattingen. Erst Millionen-Betrüger, dann Roman-Autor: Es ist die Geschichte eines Hattingers, den Macht und Geld zu einem verurteilten Verbrecher machen.
Aus dem Finanzmarkt-Krimi wird ein Tatsachen-Roman: Der Hattinger Eckhard Bückins wird in einem der schwersten Fälle des Anlagenbetrugs zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung lebt er in einer Luxusvilla in Holthausen und schreibt gemeinsam mit seiner Frau Rita die eigene Geschichte auf: „Die geile Verführung der Macht“!
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Das Buch erscheint drei Jahre nach Bückins‘ Verurteilung am 1. Januar 2000 – es verspricht Einblicke und Bekenntnisse eines Millionen-Betrügers. Doch der Reihe nach:
Nach dem Schneeballsystem zocken Bückins und seine Partner in den Jahren 1989 bis ‘95 mit Renditeversprechen von mehr als 20 Prozent ihre Opfer ab. 25.000 Anleger werden um 250 Millionen Mark geprellt. Viele Millionen bringen sie einfach durch – zahlen Schulden ab, führen ein Luxus-Leben, erliegen den Verführungen des schier unendlich vorhandenen Mammons. Der Hattinger lebt in Holthausen, seine Villa hat eine extravagante Ausstattung.
Bisher sind in der Reihe der Akte Hattingen erschienen:
- Tatort Hattingen: Mordfälle lösen große Panik in Welper aus
- Spaziergänger finden Schädel am Katzenstein in Hattingen
- 23 Tonnen Giftmüll auf Schrottplatz in Hattingen entdeckt
- Betrüger aus Hattingen nimmt Anlegern 250 Millionen Mark ab
- Hattingen: Die lange Suche nach Pfarrer Klaus Sombrowsky
- Drama am Ruhrwehr in Hattingen: Drei Schwimmer sind tot
- Hattingen: Familiendrama erschüttert das Wennische Dorf
- Unausgesprochene Legenden der legendären „Copa“ in Hattingen
- Giftwolke weht übers Schulzentrum Holthausen
- Feuerfalle: Hill-Großbrand in Hattingen – ein Mensch ist tot
Tatsächlich schütten die Betrüger zunächst Gewinne aus – doch dabei handelt es sich um die Spargelder neuer Kunden, mit denen alte Kunden beruhigt werden sollen. Die Staatsanwaltschaft stellt im Jahr 1991 erste Unregelmäßigkeiten fest, intensiviert ihre Ermittlungen aber erst vier Jahre später – und dabei fliegt der Schwindel auf.
Hattinger Bückins gesteht den Betrug vor dem Landgericht
Die Verhandlung findet vor dem Landgericht Hildesheim statt, weil die Düsseldorfer Anlagefirma von Bückins und Co. vor allen Dingen mit Geldern der Firma Plus Concept aus Hannover gearbeitet hatte. Der Hattinger und ein Mitangeklagter machen es dem Gericht leicht: Sie gestehen, was die Anklage für diesen Prozess aufgelistet hat – den Betrug von 4000 Sparern um rund 135 Mio DM. Diese Mitarbeit wird belohnt, das Gericht bleibt um zweieinhalb Jahre unter der möglichen Höchststrafe von zehn Jahren.
Bückins sitzt bereits seit seiner Verhaftung auf den Cayman-Inseln im Jahr 1995 in Untersuchungshaft. Nach Verbüßung von zwei Dritteln der Haftstrafe wird er im Sommer 2000 schließlich freigelassen – und startet ein persönliches Projekt: „Die geile Verführung der Macht – ein Millionenbetrüger packt aus“.
Schillernd beschreibt Eckhard Bückins das Leben seines Alter Ego Edmond Miller
Schillernd beschreibt er das Leben seines Alter Ego Edmond Miller, der Champagner schlürfend durch die Welt jettet, wo er umgeben von (falschen) Freunden sein Glück zu kaufen sucht. In Luxushotels auf den Caymans, auf Hawaii, mal eben hier für eine Million Dollar eine Motoryacht, Schatzsuchen in Schiffswracks, dabei stets von aufreizenden Frauen umschwärmt. Bis zum tiefen Fall.
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Alles ist wahr, was in dem Buch steht, sagt Bückins damals gegenüber der WAZ. „Alle haben die Augen zugemacht und die Hand aufgehalten“, führt er aus. Er meint damit nicht nur betrogene Anleger, sondern schließt namhafte Banken mit ein. Sie müssten gewusst haben, dass sie mit Luftbuchungen Geld nur vorgegaukelt hätten.
Luxus-Villa mit Pool und Sauna wird für 1,85 Mio DM zum Verkauf angeboten
Bückins’ Luxus-Villa mit Pool und Sauna wird schon kurz nach der Haftentlassung für 1,85 Mio DM zum Verkauf angeboten – weil die Familie auswandern und ein neues Leben beginnen will. Doch dies gelingt nicht so wie gewünscht. Schnell türmen sich Schulden auf, im Grundbuch sind im November 2006 Grundschulden und Sicherungshypotheken von mehr als 600.000 Euro eingetragen.
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Und so kommt es zum ersten Zwangsversteigerungstermin vor dem Amtsgericht an der Bahnhofstraße. Der Verkehrswert für das Haus (485 Quadratmeter Wohnfläche) beläuft sich auf 850.000 Euro – mit 23 Anträgen verschleppt Bückins das Verfahren, mit dem letzten will er den Verkehrswert der Villa auf 1,6 Mio Euro festlegen lassen. Das Verfahren wird vertagt.
Einziges Gebot über 390.300 Euro kommt von Delphi Immobilien aus Frankfurt
Im Frühjahr 2012 findet die Geschichte schließlich ihr Ende: Erneut kommt es zu einem Zwangsversteigerungstermin, der neue Verkehrswert liegt indes nur noch bei geschätzten 567.000 Euro. Das einzige Gebot über 390.300 Euro kommt von Delphi Immobilien aus Frankfurt. Ein letztes Mal versuchte Bückins die Zwangsversteigerung noch abzuwenden. Vergeblich.
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