Hattingen. Nach den Gewalttaten gegen Politikerinnen und Politiker ist das Entsetzen groß. Auch Essen war betroffen. So ist die Lage in Hattingen.

Matthias Ecke in Dresden, Rolf Fliß in Essen, Franziska Giffey in Berlin - sie alle wurden innerhalb weniger Tage gewaltsam attackiert. Auch die Statistik belegt, dass die Gewalt zunimmt. 2790 Politikerinnen und Politiker wurde im vergangenen Jahr bundesweit tätlich angegriffen - doppelt so viele wie 2019. Und wie ist die Lage in Hattingen?

„Wir sind entsetzt, dass Menschen glauben, zur Meinungsäußerung körperliche Gewalt einsetzen zu müssen“, sagt Manfred Lehmann. In Hattingen kann sich der Vorsitzende des SPD-Stadtverbandes solche Geschehnisse allerdings „beim besten Willen nicht vorstellen. Und ich will mir das auch nicht vorstellen“.

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Natürlich seien auch in dieser Stadt merkwürdige Menschen unterwegs - „vor allem an den Montagabenden. Ich sage aber: So etwas wie in Dresden, Essen oder Berlin gibt es bei uns nicht“.

Gewalt ist auch in Hattingen durch nichts zu rechtfertigen

Beim Plakatieren ziehen die Sozialdemokraten in Hattingen ohnehin immer zu zweit los. „Das hat mit Arbeitsschutz zu tun, weil man auf einer Leiter arbeitet“, so der SPD-Parteichef. „Wir müssen also im Wahlkampf nichts ändern.“

Für sehr bedenklich hält Gerhard Nörenberg die Entwicklung. „Gewalt ist durch überhaupt nichts zu rechtfertigen“, sagt der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion. Und: „Offensichtlich ist Respekt zu einer Einbahnstraße geworden. Er wird immer nur von anderen eingefordert und immer mehr halten sich selbst nicht daran.“

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Es könne nicht angehen, dass sich politische Ehrenamtler nun Gedanken machen müssten, in der Öffentlichkeit zusammengeschlagen zu werden. „Ich bin zwar persönlich nicht in Sorge, kann aber alle verstehen, die sich künftig auf der Straße öfter als sonst nach hinten umdrehen.“

Auf das Plakatieren haben die aktuellen Vorgänge bei der CDU Hattingen keinen Einfluss. „Wir sind immer schon zu zweit unterwegs gewesen, weil das für das Aufhängen praktischer ist“, erklärt Nörenberg.

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Von einer besorgniserregenden Entwicklung spricht auch Marvin Bruckmann, einer der Sprecher der Grünen in Hattingen: „Es ist eine Warnung an uns alle. Da hilft nur: Haltung zeigen.“

Über die konkrete Gefahrensituation vor Ort haben sich die Mitglieder der Grünen bei ihrer Versammlung am Dienstag unterhalten. „Es gibt schon Parteifreunde, die jetzt lieber zu zweit Plakate aufhängen“, beschreibt Bruckmann das aktuelle Stimmungsbild.

Die Kreispolizei hat das Thema auf dem Schirm

„Ich persönlich lasse mich aber nicht davon anhalten, weiterhin auch nachts unterwegs zu sein. Ich bin gerne der erste Plakatierer, wenn es nachts ab 0 Uhr erlaubt ist.“

Empört über die bundesweiten Vorfälle ist auch die FDP Hattingen. „Diese Angriffe sind Angriffe auf alle Demokraten im Land“, sagt Parteichefin Anna Neumann. Enthemmte Gewalt gegen Menschen sei nicht zu tolerieren und gehe jeden etwas an. „Die Reaktion darauf kann aber nicht sein, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen“, meint Neumann. „Das wollen die Angreifer ja. Wir müssen weiter Flagge zeigen.“

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Beim Start des Plakatierens für den Europawahlkampf werden die Liberalen in Hattingen wie immer zu zweit unterwegs sein. Auch das sei keine Reaktion auf die Gewalttaten. Anna Neumann: „Wir gehen immer zu zweit, weil es einfach praktischer beim Aufhängen der Plakate ist. Ich persönlich habe keine Angst.“

Die Kreispolizei hat das Thema auf dem Schirm. „Natürlich geht die aktuelle Entwicklung auch an uns nicht vorbei“, sagt Sprecher Christoph Neuhaus. „Die Kolleginnen und Kollegen sind dafür sensibilisiert. Aber natürlich können wir nicht jede Person besonders schützen, die ein Wahlplakat aufhängt.“