Hattingen. NRW will Grundschulen vor den Sommerferien – ab 15. Juni – im Regelbetrieb öffnen. Schulleiter aus Hattingen kritisieren die Kurzfristigkeit.

Das Land NRW kündigt an, die Grundschulen ab 15. Juni – nur zwei Wochen vor Beginn der Sommerferien – wieder für den normalen Unterricht zu öffnen. Analog zur Rückkehr zu einem eingeschränkten Regelbetrieb in Kitas würden dann auch in Grundschulen die Abstandsregeln nicht mehr gelten. Von Hattinger Schulleiterinnen gab es schon beim ersten Bekanntwerden der Pläne deutliche Kritik am Zeitpunkt der Öffnung.

Kurzfristige Entscheidungen ärgern Schulleiter

„Das Problem ist, dass das so kurz vor den Ferien wäre. Ich könnte es verstehen, würden die Sommerferien Ende Juli beginnen“, betont Petra Schmidt, Leiterin der Weiltorgrundschule. Ursprünglich war eine Öffnung schon ab dem 8. Juni überlegt worden. Nun bleiben nur zwei Wochen von der Rückkehr in den Regelbetrieb bis zu den Sommerferien. Dafür alle bestehenden Pläne wieder umzuwerfen, hält Schmidt indes nicht für sinnvoll. „Ich habe für viele Seiten Verständnis, auch für die Nöte der Eltern, aber ob sich der Aufwand für diese kurze Zeit lohnt, weiß ich nicht.“

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Schmidt gibt zu bedenken, dass alle anstehenden Termine wie Zeugniskonferenzen und vieles mehr in Plänen verankert seien. Gelte noch vor den Ferien wieder eine neue Regelung, seien diese Pläne erneut „für die Tonne“. „Diese kurzfristigen Entscheidungen ziehen sich leider durch. Wir Schulleiter nehmen es hin, aber glücklich ist damit keiner“, ärgert sie sich.

Verunsicherung und Frage des Zeitpunkts

Auch Barbara Bickert-Brenneken, Leiterin der Grundschule Oberwinzerfeld, hat große Bedenken. „Ich hoffe, das Schulministerium hat gute Berater und überlegt sich das sehr gut“, sagt sie. Mit großem Aufwand habe man die Schüler an die Abstandsregeln und auch an das Tragen von Masken gewöhnt.

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Bickert-Brenneken hält eine zu frühe Aufhebung dieser Regeln ohne ein wirksames Medikament gegen das Virus für fahrlässig. „Man verunsichert die Leute mit diesem Hin und Her“, betont sie. Eine Rückkehr zur Normalität sei wichtig, zumal es nicht weitergehen könne wie aktuell mit nur einem Tag Unterricht pro Woche. „Aber der Zeitpunkt ist fraglich. Wenn doch jemand was hat, baden wir das in den Sommerferien aus.“

Klarheit bei OGS wichtig

Viel wichtiger sei, dass Eltern endlich Klarheit bekämen, ob es eine OGS-Betreuung in den Ferien geben wird. „Notbetreuung und OGS – das geht rein platzmäßig nicht“, weiß die Schulleiterin. Dazu gibt es nun auch eine Entscheidung: Ab Mitte Juni soll laut NRW-Schulministerin auch der normale OGS-Betrieb wieder starten.

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Nicht offiziell äußern wollten sich bei Bekanntwerden der Öffnungspläne einige andere Grundschulleitungen. Allerdings gehen die Einschätzungen alle in die gleiche Stoßrichtung – die Rede ist da sogar von einer Vollkatastrophe. Tag und Nacht würden Pläne erstellt, die Idee alleine, jetzt die Grundschulen voll zu öffnen, führe zu schlaflosen Nächten. Nicht nur wegen der Planung – sondern auch wegen der Sicherheit der Schüler und Kollegen.

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