Mülheim. Nun also doch: Grundschüler in NRW sollen überraschend ab dem 15. Juni wieder regulär unterrichtet werden. Die Stimmung in Mülheim ist gemischt.
Diese Nachricht des NRW-Schulministeriums kam überraschend: Nun sollen doch alle Grundschüler ab dem 15. Juni wieder regulär unterrichtet werden. Zwei Wochen vor den Sommerferien – macht das Sinn, ist das umsetzbar? Die Stimmung in Mülheim ist gespalten.
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„Wir hätten uns gewünscht, dass es noch die zwei Wochen so weitergeht und wir nach den Sommerferien gut geregelt wieder voll starten“, sagt Andreas Illigen, Sprecher der Mülheimer Schulleitervereinigung und Leiter der Schildbergschule. „Wir begrüßen es, die Kinder wieder täglich sehen zu können, aber die Umstände sind nicht problemlos.“ Den Start bis zum 15. Juni vorzubereiten, sei eine Herausforderung.
Große Herausforderung: Genügend Lehrkräfte zu haben
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Derzeit besuchen die Grundschüler einmal die Woche den Unterricht, dann sollen sie wieder jeden Tag kommen und im Klassenverband unterrichtet werden. Innerhalb der Klasse entfällt das Abstandsgebot, allerdings sollen sich die Klassen untereinander nicht treffen, nicht vor oder nach dem Unterricht, nicht in den Pausen. „Wir machen jetzt Pläne, wie wir die Zeiten organisieren“, sagt Illigen.
Besonders für die Nachmittagsbetreuung, die dann wieder jedem in der OGS angemeldeten Kind zusteht, ist das schwer vorstellbar: Denn dort durchmischen sich die Klassen normalerweise. „Wir brauchen nun schnell Rückmeldungen der Eltern“, sagt Andreas Illigen. Weil die kommende Woche wegen des Feier- und Brückentags verkürzt ist, sei das nicht einfach.
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Die größte Herausforderung werde es sein, genügend Lehrer zur Verfügung zu haben. Denn einige Lehrkräfte halten keinen Präsenzunterricht, weil sie zur Risikogruppe gehören. Weil die Grundschüler auch nur reduziert unterrichtet wurden, war das in den vergangenen Wochen noch kompensierbar. Doch bei Regelbetrieb werde das schwierig.
Für viele Familien eine große Entlastung
Noch keine Entscheidung für weiterführende Schulen
Laut NRW-Schulministerium sollen die Anfangs- und Pausenzeiten der Klassen gestaffelt werden. Denn an Stelle des Abstandsprinzips gilt es, „konstante Lerngruppen“ zu bilden. Die Anwesenheit der Schüler soll dokumentiert werden. Eine grundsätzliche Maskenpflicht an den Grundschulen ist nicht geplant.
Bildungsministerin Yvonne Gebauer begründet die Entscheidung mit virologischen Studien, nach denen von Kindern nur ein geringes Infektionsrisiko ausgeht.
Die Entscheidung, wann auch an weiterführenden Schulen der Regelbetrieb starten soll, steht noch aus.
Auch Schuldezernent Marc Buchholz ist am Freitagvormittag überrascht von der Kehrtwende des Ministeriums, vor allem von der Abschaffung des Abstandsgebots. „Diese Entscheidung ist aber auch die logische Konsequenz daraus, dass die Infektionszahlen derzeit so niedrig sind“, sagt Buchholz.
Von diesem Test, die Kinder für 14 Tage bis zu den Ferien im Klassenverband zu unterrichten, erwartet er sich „entsprechende Rückschlüsse, wie der Unterricht ab August laufen kann“. Denn dann gelte es vor allem, die Erstklässler und Viertklässler in den Blick zu nehmen: die, die erst einmal im Schulalltag ankommen müssen und diejenigen, die Lernziele erreichen müssen, weil sie ein Jahr später auf die weiterführende Schule wechseln.
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Ein Grund für die Entscheidung sei sicherlich auch gewesen, dass „der Druck aus der Elternschaft immens wächst“. Daniela Heimann, Vorsitzende des Stadtelternrates, begrüßt deshalb auch die Entwicklung. „Das ist absolut positiv“, sagt Heimann. „Für viele Eltern wird das eine große Entlastung sein.“