Hattingen. Tanja Studiny (31) arbeitet als Reinigungskraft bei der Stadt Hattingen. So haben die Hygiene-Auflagen in der Corona-Krise ihre Arbeit verändert

Als Reinigungskraft bei der Stadt Hattingen ist Tanja Studiny nicht erst seit der Corona-Pandemie im Einsatz. Doch die besonderen Hygiene-Auflagen zur Bekämpfung von Covid-19 haben ihren Arbeitsalltag verändert.

Anstatt wie vor dem Corona-Lockdown reinigt Tanja Studiny im Gymnasium Holthausen nun nämlich nicht mehr nachmittags nach Schulschluss, sondern mitten im laufenden Betrieb - von 9 bis 13 Uhr. Tische, Stühle, Tür- und Fensterklinken - "alle Kontaktflächen" - in den derzeit genutzten Klassen- und Kursräumen müssen die 31-Jährige und zwei ihrer Kolleginnen mehrmals täglich abwischen und desinfizieren. Und zwar während der 25-minütigen Pausen, die zwischen den Unterrichtseinheiten zweier Kursgruppen liegen.

Zwei bis drei Klassenräume muss sie in 25 Minuten putzen

Zwei bis drei Räume, sagt Tanja Studiny, müsse sie in einer solchen Pause schaffen, "das ist schon stressig". Verantwortlich sind sie und ihre Kolleginnen zudem dafür, dass für die Schüler die Seifenspender an den Waschbecken in den Klassenräumen stets gefüllt sind und dass es genügend Einmalhandtücher gibt. Auch hier werde derzeit in jeder Pause nachgelegt, sagt die 31-Jährige. "Nicht zuletzt am stark gestiegenen Verbrauch von Seife und Einmalhandtüchern merken wir, dass die Schüler die Hygiene-Regeln wirklich ernst nehmen."

Wie sie und ihre Kolleginnen selbstverständlich auch. Das Tragen von Handschuhen während der Arbeitszeit ist Pflicht, ebenso das eines Mund-Nasen-Schutzes - auch wenn Tanja Studiny die Maske "ein wenig beklemmend findet".

Das Pensum insgesamt ist sportlich

Körperlich anstrengender sei die Reinigung in Corona-Zeiten aber nicht allein deshalb, vielmehr sei das Pensum insgesamt sportlich. Denn neben den Klassen- bzw. Kursräumen in den Pausen müssen sie und ihre zwei Kolleginnen während der Unterrichtseinheiten alle Handläufe im Schulzentrum reinigen, ebenso das Lehrerzimmer und zwei Toiletten-Trakte mit insgesamt etwa einem Dutzend WCs. Und auch dies alles mehrmals pro Morgen.

Tanja Studiny sagt: "Ich putze gerne, ich liebe meinen Job." Aber auch, dass sie derzeit einen gewissen psychischen Druck verspüre. "Schließlich muss man jetzt nicht nur alles in Rekordzeit reinigen, sondern alles auch so säubern, dass sich niemand an den Kontaktflächen infizieren kann." Da habe eine Reinigungskraft schon eine "verantwortungsvolle, aber auch sehr sinnvolle Aufgabe".

Später am Tag reinigt Tanja Studiny noch die Kindertagesstätte am Heckenweg

Die für Tanja Studiny später am Tag, wenn sie ihre 13-jährige Tochter beim Homeschooling unterstützt hat, noch weitergeht: mit dem Reinigen der Kindertagesstätte am Heckenweg. Anders als das Schulzentrum ist diese während ihres Einsatzes dort indes menschenleer.

Die Schüler haben sich in den letzten Tagen immer wieder bedankt für den Einsatz

Angst, sich selbst mit dem Virus zu infizieren, hat Tanja Studiny trotzdem auch bei ihren Einsätzen im Gymnasium nicht: "Wir sind gut ausgestattet mit Schutzmaterial, packen uns während der Arbeit auch nicht ins Gesicht." Und wenn sie im Gebäude mal Schülern begegnet, dann werde beiderseits auf ausreichend Abstand geachtet. Die Schüler übrigens, freut sich die Hattingerin, "haben sich bei uns in den letzten Tagen immer wieder bedankt für unseren Einsatz. So etwas tut auch mal gut."

Und wenn sie sich für ihren Berufsstand etwas wünschen dürfte für die Nach-Corona-Zeit, dann dies: "dass die Arbeit von uns Reinigungskräften fortan dauerhaft mehr wertgeschätzt wird."

Info:

Insgesamt 82 Reinigungskräfte beschäftigt die Stadt Hattingen, diese reinigen vorrangig die städtischen Büros und die Schulen.

Rund 30 weitere bei Fremdfirmen angestellte Reinigungskräfte säubern im Auftrag der Stadt vorrangig die weiteren städtischen Gebäude.

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