Hattingen/ Witten. Die Kontaktsperre wegen des Coronavirus gilt auch für den Hospizdienst Hattingen/Witten. Die Ehrenamtlichen gehen mit ihrer Hilfe nun neue Wege.
Wenngleich die gewöhnliche Arbeit des Hospizdienstes ruht, weil keine Besuche und Veranstaltungen mehr stattfinden dürfen, sind die Menschen, die von den Ehrenamtlern begleitet werden, nicht allein. „Wir halten den Kontakt zu den betroffenen Menschen und deren Zugehörigen mit den Medien, die zur Verfügung stehen. Hauptsächlich ersetzt das Telefon den persönlichen Kontakt in dieser schweren Zeit“, meldet der Ambulante Hospizdienst Hattingen/Witten. Silvia Kaniut berichtet, wie die Hospizler in der Corona-Zeit arbeiten.
Wie bereits vor Corona sind die ehrenamtlichen Helfer rund um die Uhr erreichbar. Die Besuche ersetzen sie durch Telefonate. „Wir fragen nach dem allgemeinen Gesundheitszustand, ob noch alle Medikamente vorhanden sind“, erzählt Silvia Kaniut.
Gelassenheit Älterer in der Corona-Krise
Überhaupt erlebe sie die meisten der Menschen, die durch den Hospizdienst begleitet werden, als „cool und gelassen“ angesichts der momentan grassierenden Pandemie. Kaniut erklärt sich das so: „Die haben den Krieg hinter sich. Sie verstehen die kritische Lage durchaus und machen sich Sorgen um die Wirtschaft, aber sie werden nicht hektisch, nur weil es kein Klopapier zu kaufen gibt.“ Früher habe man dann halt Zeitungspapier genommen, höre sie jetzt häufiger.
Kamen den Senioren um 2015 angesichts der Flüchtlinge vor allem die eigenen Fluchterfahrungen in den Sinn, sind es heute Erinnerungen an die eigene schwere Zeit kurz nach dem Krieg. „Die Leute sind geduldig und harren aus“, stellt die Hospizlerin fest.
Mundschutz kommt per Brief
Besorgungen, das beobachtet Kaniut, erledigen jetzt häufig Angehörige und Nachbarn für die Hilfsbedürftigen. „Wir sind da eher an zweiter Stelle. Aber die Bereitschaft ist bei unserem Ehrenamtlern sofort dagewesen. Falls die Familie ausfällt, sind wir da, um einzukaufen.“
Manch einer ginge aber immer noch selbst in den Supermarkt. Diese „Gewohnheiten“ ließen sich nicht einfach abstellen, meint Kaniut. Deshalb haben sie und die anderen Hospizler eine Idee entwickelt: „Wir verschicken in den kommenden Tagen einen doppelten Gruß.“ Gemeint ist damit ein Brief mitsamt einem selbst genähten Mundschutz aus der Villa Kunterbunt. „Wir wollen uns in Erinnerung bringen und zeigen, dass wir auch jetzt da sind. Gleichzeitig sind die Leute, die wir betreuen, dann etwas versorgter und können sich draußen den Mundschutz aufziehen.“
Begleitung in der Sterbephase
Den Kontakt zu dem gut halben Dutzend Menschen in den Heimen zu halten, die die Ehrenamtler vor Corona regelmäßig besuchten, sei schwierig. Telefonieren ist in diesen Fällen nicht so einfach möglich. Deshalb wird der Hospizdienst jetzt regelmäßig Karten und Briefe mit Mutmach-Versen in die Heime schicken.
Nur in absoluten Ausnahmefällen suchen die Koordinatorinnen Heime und Krankenhäuser persönlich auf. Nämlich dann, wenn Menschen in der akuten Sterbephase begleitet werden sollen. Ansonsten steht der Hospizdienst für Beratung, Nachfrage und Gespräche jederzeit telefonisch zur Verfügung, sowohl für betroffene Menschen, für An- und Zugehörige, Mitarbeitern in stationären bzw. ambulanten Pflegeeinrichtungen und allen Interessierten.
Kontakt zum Ambulanten Hospizdienst
Als Kooperationspartner in den regionalen Netzwerken hat der Ambulante Hospizdienst Kontakt zu verschiedenen Hilfsangeboten in den Städten.
So sind die Hospizler zu erreichen:
Regionalbüro Hattingen - Silvia Kaniut und Beate Achtelik: 0174/ 97 97 02 9
Regionalbüro Witten - Andrea Glaremin und Susanne Gramatke: 0174/ 97 26 26 5.
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