Hattingen. Ira Copur und Marc Meier arbeiten beim Rettungsdienst in Hattingen. Corona erfordert Sicherheitsvorkehrungen und bedingungslose Ehrlichkeit.
Wenn es gilt, Leben zu retten, dann sind sie ganz nah dran: die Mitarbeiter des Rettungsdienstes. Wie die Corona-Pandemie ihre Arbeit verändert hat und was sie mit Hattingens erstem Corona-Fall zu tun haben, erzählen Anästhesistin Ira Copur und Notfallsanitäter Marc Meier.
Weniger Rettungseinsätze und die Gründe
Seit zwölf Jahren übt der 34-jährige Marc Meier seinen Job hauptamtlich aus. Ira Copur (32) ist seit einem Jahr dabei. Die beiden hatten im März Hattingens ersten bestätigten Coronafall im Auto. „Wir haben die Frau nach Essen gebracht“, erinnert sich Meier. Das war durchaus mit mehr Aufwand als gewöhnlich verbunden. Denn wenn die Retter auch nur einen Coronaverdacht haben, gelten besondere Sicherheitsvorkehrungen mit Schutzkleidung und einer aufwendigen Desinfektion des Rettungswagens. Die dauert dann statt den üblichen fünf Minuten auch mal eine halbe Stunde. „Aber sonst war es ein Einsatz wie jeder andere“, sagt der Notfallsanitäter.
Die Zahl der Einsätze allerdings hat in den vergangenen Wochen abgenommen. Dafür sehen die beiden zwei Gründe: „Es gibt weniger schwere Sachen wie Motorradunfälle oder schwere Autounfälle“, sagt Marc Meier mit Blick darauf, dass viele Menschen zu Hause bleiben. „Und wenn die Menschen nicht draußen sind, merken sie die Beschwerden von zum Beispiel Infarkten oft nicht so“, sagt Ira Copur. Denn unter Belastung würden die stärker in Erscheinung treten.
Bürger müssen die Wahrheit über Kontakte sagen
Wenn dann aber doch ein Rettungswagen benötigt wird, sind die beiden zur Stelle. Jedem Patienten begegnen sie mit einem FFP3-Mund-Nasen-Schutz. Wenn es bereits einen positiven Corona-Test gibt, bekommen sie das schon bei der Meldung mitgeteilt. Dann treffen sie besondere Schutzvorkehrungen, kleiden sich komplett ein, tragen doppelte Handschuhe. „Es dauert deshalb zwei bis drei Minuten länger, bis wir vor Ort sind“, erklärt Copur.
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Obwohl beide ihre Arbeit nicht durch das Virus beeinflussen lassen, fährt der Gedanke daran im Hinterkopf doch mit. „Man geht mit einem gewissen Respekt an Einsätze heran. Es kann ja auch sein, dass ein Patient gar nicht weiß, dass er infiziert ist“, sagt Marc Meier. Und seine Kollegin ergänzt: „Wir müssen uns auf die Bevölkerung verlassen, dass sie die Wahrheit über ihre Kontakte sagen. Das ist schon schwierig“, gibt sie zu.
Wiederbelebung und Selbstschutz
Grundsätzlich beobachten sie aber eine große Bereitschaft der Menschen zur Mitarbeit – die meisten hielten sich an die Maskenpflicht. Allerdings vergessen einzelne darüber, auch den Sicherheitsabstand einzuhalten.
Angehörige dürfen nicht mitfahren
Aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen dürfen Angehörige der Patienten derzeit nicht im Rettungswagen mitfahren.
Ausnahmen gibt es lediglich in Einzelfällen. Sie sind zum Beispiel bei Kindern möglich oder dann, wenn ein Übersetzer nötig ist, um die Kommunikation mit dem Patienten sicherzustellen.
Wird eine Wiederbelebung notwendig, lassen die Retter – wie auch Laien-Ersthelfer es sollten – den Eigenschutz nicht außer Acht. Beide betonen aber: „Jedem wird geholfen, wenn es sein muss, dann unter besonderen Schutzmaßnahmen.“
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