Gladbeck. Kinder und Erwachsene der evangelischen Gemeinde Zweckel haben eine Stadt aus Lego gebaut. Woher so viele Teile kommen – was die Aktion bringt.
Wer am Pfingstwochenende das evangelische Gemeindehaus in Zweckel betritt, der wird es rascheln hören, an allen Ecken und Enden. Blaue Kisten stapeln sich voller Legosteine. Dazu kommen Margarinebecher, Joghurt-Eimer, Eisschälchen vergangener Sommer – eigentlich wird hier alles genutzt, um die über 130.000 Legosteine den fleißigen Bauhelfern zur Verfügung zu stellen. Die wuseln zwischen Kirchenaltar und Pfarrraum umher, sind immer auf der Suche nach dem nächsten passenden Steinchen für ihr eigenes kleines Projekt. 30 Kinder samt Eltern und Großeltern arbeiten beim Besuch der WAZ zusammen an ihrer Stadt.
Lego begeistert die Großen: „Ich bin erstaunt, wie sehr mich das gepackt hat“
Zwischendrin ertönt die Stimme von Pfarrer Dietmar Chudaska. „Aufpassen, Kinder“, ruft er. Er präsentiert einen gerade fertiggestellten halben Meter hohen roten Turm aus Lego, den einzelne Teams im Verbund errichtet haben. Danach wird applaudiert, jeder bekommt hier seine Anerkennung. Gemeinschaftliches Werkeln bringt zusammen. Selbst Generationen, wie Chudaska hervorhebt. „Wir haben hier Eltern und Kinder, Kinder untereinander, aber auch Großeltern und Enkelkinder, die was gemeinsam machen.“
Mit dabei sind zum Beispiel Andreas Houben und sein Sohn Oskar, die sich beide der Legowelt hingegeben haben. „Ich bin von mir selbst erstaunt, wie sehr mich das gepackt hat“, sagt der Familienvater schmunzelnd auf der Suche nach dem nächsten Steinchen. „Aber es ist, glaube ich, einfach die Möglichkeit, dadurch dass man so viele Steine hat, seine Ideen komplett umzusetzen.“ Unter anderem hat das Duo ein Fußballstadion in Miniaturformat gebaut. Mindestens genauso kreativ ist der 9-jährige Nevio, gemeinsam mit seinem Cousin Lennox tüftelt er an einem Fernsehturm. Passt mal etwas nicht, wird mit anderen Steinen improvisiert. „Das gehört mit dazu“, unterstreicht Pfarrer Chudaska.
Der Kirchenraum wird spielerisch entdeckt – nächste Aktion schon geplant
Für das gesamte Dorf, was aus einem eigenen Bahnhof mit elektrischer Eisenbahn, einem Flughafen, dem Stadion, verschiedensten Traumhäusern der Kinder und Fahrzeugen aller Art besteht, gibt es immer nur ein Bild, was zeigt, wie die Steinchen später einmal verbaut sein sollen. Bei tausenden von Teilen ist dann die Kreativität gefragt.
„Das ist sehr anspruchsvoll, da muss man sich erstmal reindenken“, erklärt Organisator Chudaska. Er hat sich für die Aktion extra ins Auto nach Stuttgart gesetzt, zu einem von bundesweit etwa 30 bis 40 Anbietern, um eine ganze Legostadt abzuholen. Der 62-Jährige hat selbst großen Spaß, ist immer wieder mit den Kindern im Austausch.
Freitags und samstags gilt auf der Söllerstraße in Zweckel: Die Bauphasen gehen etwa Eineinhalbstunden, danach werden die Steinchen mal zur Seite gelegt. In den Pausen können sich insbesondere die kleinen Baumeister zwischen den Konzentrationsphasen draußen auf einer Hüpfburg austoben. Zur Stärkung für alle gibt es Spaghetti Bolognese.
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Für Chudaska hat das Wochenendereignis einen sinnvollen Hintergrund: „Erstmal haben die Kinder Spaß. Sie sind nicht ohne Grund in der Kirche, der gesamte Kirchraum wird spielerisch entdeckt. Das ist so gewollt, dann macht es auch Spaß sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen.“ Bevor die Kinder sich auf die abertausenden bunten Teilchen stürzen, wird zum Beispiel morgens gemeinsam gesungen. Auch die Baugeschichte Jesu wird immer wieder aufgegriffen. Zum Gottesdienst am Sonntag wird die Stadt schließlich vor der gesamten Gemeinde präsentiert, direkt vor dem Altar ist sie aufgebaut.
Zum Schluss zeigt uns Pfarrer Chudaska noch seinen nächsten Streich: 80.000 Kapla-Steine oder anders gesagt 1,3 Tonnen Holzstäbchen hat er in Stuttgart ebenfalls ausgeliehen. Mit denen möchte er schon kommende Woche mit verschiedenen Kindergartengruppen bauen.