Gladbeck. Immer mehr Menschen in Gladbeck nutzen Lachgas, um sich zu berauschen. Es ist an Kiosken frei verkäuflich. Doch der Konsum kann tödlich sein.

Es ist an vielen Kiosken einfach so verkäuflich, durch zugesetzten Erdbeergeschmack wirkt es noch harmloser, dabei ist der Konsum extrem gefährlich: Lachgas wird auch in Gladbeck immer beliebter. Gerade bei jungen Menschen.

In großen ein- bis drei-Liter-Kartuschen wird das Lachgas an Kiosken verkauft, oft gleich im Paket mit einem schwarzen Ballon. Vor allem Jugendliche unter 20 Jahren kaufen die Kartuschen, diejenigen, die aufgrund ihres Alters etwa keinen Alkohol oder Cannabis erwerben können. „Sie setzen sich dann auf Spielplätze und in Parks, um zu konsumieren“, berichtet Martina Richter, Sozialarbeiterin in der Gladbecker Drogenberatung „Drop Out“ an der Goethestraße. „Die Grünflächenunterhaltung findet immer wieder mal leere Kartuschen und Ballons auf Spielplätzen und Parks“, sagt auch Reingard Ruch, Abteilungsleiterin des Bereichs Senioren und Gesundheit bei der Stadt Gladbeck.

Beim Konsum von Lachgas kann es zu Erfrierungen kommen oder auch zu Rissen in der Lunge

Seit 1970 tauche Lachgas als Partydroge immer mal wieder auf, heute werde es vor allem im Alltag konsumiert, so Richter. Seit gut einem halben Jahr beobachtet sie nun wieder die Zunahme des Konsums. „Wahrscheinlich ist es wieder ein Trend, der über soziale Medien wie TikTok verbreitet wird.“ Eltern wüssten oft nichts von dem Konsum ihrer Kinder. „Eltern achten kaum darauf, wo ihr Kind im Netz unterwegs ist.“

Sozialarbeiterin Martina Richter von der Gladbecker Drogenberatungsstelle Drop out warnt vor dem Konsum von Lachgas.
Sozialarbeiterin Martina Richter von der Gladbecker Drogenberatungsstelle Drop out warnt vor dem Konsum von Lachgas. © FUNKE Foto Services | Lukas Claus

Dabei ist es ein gefährlicher Trend, denn beim Konsum kann es zu Erfrierungen an Mund und Händen kommen, denn das Lachgas ist bis zu 55 Grad kalt. „Die Erfrierungen werden erst dann bemerkt, wenn die Wirkung des Lachgases nachlässt“, sagt Martina Richter. Rund eine Minute hält der Rauschzustand an. „Das führt dazu, dass der Konsum dann immer exzessiver wird, um den Rauschzustand zu verlängern.“

Als Langzeitfolgen sind Nervenschäden möglich

Dabei kann der Konsum auch zu Rissen in der Lunge führen. Schließlich dehnt sich das Lachgas aus, sobald es aus der Kartusche entweicht. Dehnt es sich in der Lunge aus, kann es gefährlich werden. „Daher nutzen die meisten einen Ballon“, erklärt Martina Richter. So kann sich das Lachgas dort ausdehnen und wird im Anschluss direkt aus dem Ballon eingeatmet.

Zudem gibt es aber auch Langzeitfolgen. „Es kann ein B12-Mangel entstehen, aufgrund dessen weicht dann die Schutzschicht um die Nervenenden auf, und es kann zu Nervenschäden kommen.“ Besonders gefährlich wird es, wenn sich die Konsumenten eine Tüte über den Kopf ziehen, um den Rausch zu intensivieren. „Das kann zum Ersticken führen“, warnt die Sozialarbeiterin.

Sozialarbeiterin: Für Kioskbesitzer ist es ein lukratives Geschäft

Wer Lachgas konsumiert, kann außerdem unter Halluzinationen leiden, möglich ist auch der Verlust des Raum- und Zeitgefühls. „Es wirkt bei jedem anders.“

Auch interessant

In immer mehr Kiosken ist die Droge erhältlich, auch bereits beispielsweise Elfjährige können sich so also schon in jungen Jahren das Lachgas besorgen. Hürden, an die Droge zu kommen, gibt es nicht. „Ich glaube, die Kioskbetreiber sind sich nicht bewusst, was sie da verursachen“, so Richter. Das Paket bestehend aus Kartusche und Ballon koste rund 30 Euro. „Das ist sehr lukrativ für die Kioskbetreiber, sie sehen nur den Gewinn.“ Davon zeuge auch seitens des Herstellers die Beimischung von Geschmack nach etwa Erdbeere, um das Lachgas so noch attraktiver zu machen. „Dass Geschmack beigemischt wird, ist neu. Das unterstreicht zudem den Anschein der Harmlosigkeit“, meint Richter.

Drogenberatungsstelle in Gladbeck erstellt zur Prävention einen Handzettel

Die einzige Möglichkeit zur Intervention sieht sie nur in der Prävention. „Daher erstellen wir gerade einen Handzettel, auf dem wir auf die Gefahren aufmerksam machen, und den wir unter anderem an Kiosken und Schulen verteilen möchten.“ Dort ist auch die Drogenberatungsstelle Drop out als Anlaufstelle angegeben (Goethestraße 42, Tel: 02043 204044).

Dass Geschmack beigemischt wird, ist neu. Das unterstreicht zudem den Anschein der Harmlosigkeit
Martina Richter - Sozialarbeiterin

Bisher sei aber noch niemand wegen des Konsums von Lachgas zu Drop out gekommen. „Schließlich wird man davon nicht körperlich oder psychisch abhängig.“ Tückisch ist, dass Lachgas weder im Blut noch im Urin nachweisbar ist.

Oft konsumierten junge Menschen die Droge zu zweit oder auch in Gruppen. „Die Peer Group macht viel aus für die Identitätsbildung, und dann wird eben ausprobiert.“ Martina Richter rät auf jeden Fall dazu, dass in einer Gruppe immer einer nicht konsumieren sollte, „um im Zweifel den Notarzt rufen zu können.“

+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook! +++