Gladbeck. 1949 wurde das Autohaus Schubert in Gladbeck gegründet. Wie der Gladbecker VW-Händler gegen die großen der Branche bestehen kann.
- 1949 hat Rudolf Schubert Senior Auto Schubert in Gladbeck gegründet.
- Inzwischen hat mit Thomas Schubert die dritte Generation das Steuer beim Gladbecker Traditionsbetrieb übernommen.
- 47 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind am Standort an der Bahnhofstraße beschäftigt, ein Schwerpunkt ist die Ausbildung, um dringend benötigte Fachkräfte zu halten.
Früher war es noch einfach. Rudolf Schubert zieht eine Preisliste von 1969 hervor. Im Angebot damals, der VW 411, zu der Zeit das Wolfsburger Topmodel. Doch wo der Kunde heute beim Topmodel bei der Ausstattung die Qual der Wahl hat und zwischen zig Extras und Varianten wählen kann, war die Liste der Extras 1969 extrem kurz. Sie umfasst gerade einmal neun Optionen, wovon allein drei unterschiedliche Radios sind. Als Extras galten damals unter anderem auch Liegesitze, Zierleisten oder „Sitzbezüge aus luftdurchlässigem Kunststoffgewebe“.
Doch das ist nur eine Sache, die sich mit den Jahren verändert hat, weiß Rudolf Schubert. Seit 75 Jahren verkauft seine Familie nun schon Autos in Gladbeck, mit Sohn Thomas hat längst die dritte Generation das Ruder in dem Autohaus an der Bahnhofstraße übernommen. Sein Großvater Rudolf Schubert hat 1949 den Grundstein für diese Familientradition gelegt. An der Gustavstraße gründete er eine Werkstatt, verkaufte dann später auch Autos, damals noch das knuffige Goggomobil und Tempo, bekannt für den charakteristischen dreirädrigen Lieferwagen der Nachkriegszeit.
Heute stehen in den Showrooms unmittelbar am Bahnhof Ost große SUV und Elektroautos von VW. Hier zeigt sich die Mobilitätswende im Kleinen – und was das für einen Betrieb wie Schubert bedeutet. Vor allem in der Werkstatt wird es deutlich. Dort parkt ein solches Elektroauto, angeschlossen an einen Computer. „Software-Update“, erläutert Thomas Schubert. Damit der Betrieb auch den Service für E-Autos anbieten kann, hat die Familie investiert: in die passende Werkstattausstattung und in die Fortbildung des Personals. Der Gladbecker Betrieb ist sogar einer der wenigen, der Batterien demontieren und reparieren darf.
Eine weitere Investition: Ein 3D-Messstand in der Werkstatt, der muss sein, damit die vielen Assistenzsysteme, wie etwa der Spurhalte-Assistent oder die Abstandsautomatik nach Reparaturen kalibriert werden können. Mehr Technik im Auto bedeutet eben auch häufig mehr Technik in der Werkstatt. Hinzu kommen Vorgaben des Herstellers, die umgesetzt werden müssen. So mussten die Schuberts zuletzt die Ausstellungsräume für einen sechsstelligen Betrag erneuern, weil VW die Anforderungen an seine Vertragshändler verändert hat. Selbst über die Farbe der Wände könne man nicht frei entscheiden, berichtet Rudolf Schubert: „Man kann sagen, dass sich das so alle zehn Jahre ändert, wir hatten eine Zeit, da war braun vorgegeben, wir hatten auch schon blau und silber“, erinnert er sich.
1961 hat Rudolf Schubert Senior sich für VW entschieden, seither setzt die Familie auf die Wagen aus Wolfsburg. Wobei es auch in dieser langjährigen Partnerschaft von Zeit zu Zeit geknirscht hat. Zuletzt während des Dieselskandals, Vater und Sohn erinnern sich noch genau. „Wir hatten hier die wütenden Kunden, mussten uns mit Klagen auseinandersetzen, obwohl wir als Händler ja überhaupt nichts dafür konnten.“ Das habe „Nerven, Ressourcen und Image“ gekostet, ärgert sich Rudolf Schubert immer noch. „Da machte es dann manchmal wirklich keinen Spaß mehr.“
Gladbecker Markt ist zu klein für einen eigenen Audi-Händler
75 Jahre, eine Zeit, in der sich vieles verändert hat. Konzernmarke Audi etwa hat seinen Vertrieb neu aufgestellt. Ein Markt wie Gladbeck, mit gerade einmal insgesamt rund 2000 Zulassungen pro Jahr, benötigt da in den Augen der Ingolstädter keinen eigenen Verkaufspartner mehr. Stattdessen sollten sich darum die großen Häuser in der Nachbarschaft kümmern. In der Werkstatt bei Schubert sind die vier Ringe weiterhin präsent, man ist immer noch Service-Partner für Audi.
Doch tatsächlich ist Schubert mit nur einer Niederlassung in Gladbeck ja vergleichsweise klein. Schaut man in die Städte rundherum, finden sich dort fast überall die großen Platzhirsche mit 20 oder mehr Niederlassungen. Wie behauptet man sich da? Man setze auf die regionale Verwurzelung, sagen die beiden Schuberts. „Wir setzen darauf, dass wir gute Arbeit leisten, guten Service bieten und immer ansprechbar sind. Das ist unser Vorteil, den wir nutzen müssen“, so Thomas Schubert. Man habe zum Glück viele Stammkunden, die das Haus seit Jahren begleiten. Das sei eine Stärke und dafür sei die Familie auch dankbar.
Viele Gladbecker Bergleute kauften früher alle drei Jahre einen Neuwagen
Trotzdem: Der Markt für Neuwagen hat sich verändert. Das hänge auch mit der Entwicklung der Stadt zusammen, sagt Rudolf Schubert. Als es noch die Zechen in der Stadt gab, hätten die Bergleute gut verdient und sich alle drei Jahre einen Neuwagen zugelegt und den in der Regel auch bar bezahlt. Diese Zeiten sind vorbei. Wer sich heute einen Wagen kaufe, der halte ihn im Schnitt sieben bis neun Jahre, so die aktuelle Statistik. Viele Wagen heute würden finanziert oder geleast, berichtet Thomas Schubert aus dem Alltag. Einen großen Anteil mache inzwischen das Flottengeschäft aus, also das Geschäft mit Firmenfahrzeugen. Dazu kommt das Gebrauchtwagenangebot. Alles in allem verkaufe man pro Jahr immer noch rund 800 Fahrzeuge, sagt Thomas Schubert.
Wird sich das Autogeschäft weiter verändern, sich womöglich ins Internet verlagern, einige Hersteller setzen ja auf den digitalen Vertrieb? Das weiß auch Thomas Schubert und es gebe auch Länder, in denen das schon viel stärker forciert werde. Doch noch könne er sich nicht vorstellen, dass es sich auch in Deutschland durchsetzt. „Die Menschen hier wollen sich das Auto vorher ansehen, wollen Probe fahren und sich beraten lassen“, weiß er aus seiner Erfahrung. Einzig beim Gebrauchtwagenverkauf sei das Internet inzwischen maßgeblich, ergänzt Rudolf Schubert. Die Kunden informierten sich im Netz über das Angebot, gekauft werde dann aber vor Ort.
Gladbecker Unternehmen setzt einen Schwerpunkt auf Ausbildung
Drei Generationen Gladbecker Autohandel – neben Thomas Schubert arbeitet auch dessen Zwillingsschwester Anna-Lena Schubert-Röllecke im Betrieb und verantwortet Qualitätsmanagement und Personal – gab es da nie den Wunsch, auszubrechen, was anderes zu machen? Tatsächlich habe es nach der Schule kurz diesen Gedanken gegeben, doch der sei dann auch rasch wieder weg gewesen, sagt Rudolf Schubert. „Man wächst ja mit dem Betrieb auf.“ Er hat dann eine Ausbildung zum Kfz-Meister gemacht und anschließend noch eine kaufmännische Lehre absolviert. Sohn Thomas gesteht, dass er an ein Schiffsbaustudium gedacht habe, sich dann aber nach einem erfolgreichen BWL-Studium doch für den Familienbetrieb entschieden habe.
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Wenn also in der Werbung von der „Autofamilie“ die Rede ist, so ist das vielleicht gar nicht so weit hergeholt. „Hier ist schon drin, was draußen dransteht“, sagt Rudolf Schubert mit einem Schmunzeln, um dann aber den Familienkreis sogleich noch größer zu ziehen. 75 Jahre, das hätten die Schuberts schließlich nicht allein vollbracht. Das funktioniere nur mit einem guten Team. 47 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in dem Betrieb beschäftigt, darunter elf Azubis. Diese seien besonders wichtig, denn selbstverständlich spüre man auch den Fachkräftemangel, sagt Rudolf Schubert. Deshalb lege man viel Wert auf Ausbildung, biete Praktika an und werbe an allen Gladbecker Schulen um Nachwuchs. Schließlich sollen noch weitere Jubiläen folgen.