Gladbeck / Marl / Recklinghausen. In der Zulassungs- und Führerscheinstelle im Kreis sind viele Stellen nicht besetzt. So will der Kreis gegensteuern und den Service verbessern.
In der Kfz-Zulassungsstelle des Kreises Recklinghausen in Marl sind aktuell 14 von 41 Stellen nicht besetzt. Die benachbarte Führerscheinstelle verzeichnet eine Lücke von 4,5 Stellen (von insgesamt zwölf). Hinzu kommen diverse Krankheitsfälle, wie Dr. Ann-Kathrin Besemann-Schulte, Leiterin des Fachbereichs Ordnung, Recht und Sicherheit der Kreisverwaltung, am Montag (11. März) den Politikern des Kreisausschusses in Recklinghausen berichtete. Das Ergebnis ist bekannt: Es herrscht absolute Terminnot. Man muss Glück haben, um im Online-Portal oder an der Telefon-Hotline mit einer Buchung Erfolg zu haben.
„Wir müssen diesem Missstand begegnen“, sagte Landrat Bodo Klimpel in der Ausschusssitzung. Aber wie schnell können Maßnahmen wirken? Kurzfristig soll die Abordnung von vier Verwaltungsmitarbeitern mit Zulassungsstellen-Erfahrung für Entlastung sorgen, ein weiterer wird aus der Rente zurückgeholt. Aktuell werden auch fünf Auszubildende eingearbeitet.
Stellen sind ausgeschrieben aber niemand bewirbt sich
Um zum Normalzustand zurückkehren zu können, müssen jedoch Neueinstellungen erfolgen – sowohl in der Zulassungsstelle als auch in der Führerscheinstelle des Straßenverkehrsamtes. Die Stellen sind ausgeschrieben, die Besetzungsverfahren sollen beschleunigt werden. Doch der Fachkräftemangel hat längst auch die öffentliche Verwaltung erreicht. Ergebnis: „Die Städte und Kreise nehmen sich gegenseitig die Mitarbeiter weg“, so Landrat Klimpel. Es herrsche eine „hohe Fluktuation“ und ein „ruinöser Wettbewerb“.
Die Kfz-Zulassungsstelle ist mit 200.000 Vorgängen im Jahr die am meisten frequentierte Behörde des Kreises. Auch die Führerscheinstelle vermeldet steigende Fallzahlen. Denn neben dem normalen Geschäft muss auch der über mehrere Jahre laufende Führerschein-Pflichtumtausch (Papierführerschein gegen EU-Scheckkartenführerschein) bewältigt werden. Berufskraftfahrer im Vest funken SOS, weil sie befürchten, dass die turnusmäßig vorgeschriebene Verlängerung ihrer Fahrerlaubnis nicht mehr rechtzeitig klappt.
Politik im Kreistag äußert sich nur verhalten zu den Problemen
Seitens der Politik fallen die Kommentare zur Straßenverkehrsamt-Misere verhalten aus. Lediglich AfD-Kreistagsmitglied Tobias Köller warf der Verwaltung in der Ausschusssitzung vor, in dieser Angelegenheit „komplett unorganisiert“ und „konfus“ zu handeln. Es werde ein schlechtes Bild auf den Kreis geworfen. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Dr. Bert Wagener, zeigte hingegen Verständnis dafür, dass die älter werdende Belegschaft krankheitsanfälliger werde und der Fachkräftemangel zu einer Verschärfung der Situation beitrage.
Die FDP will das Thema per Dringlichkeitsantrag nun auch in der nächsten Sitzung des Kreistags auf die Tagesordnung bringen. Dafür hat die Fraktion eine Vielzahl von Fragen formuliert, will unter anderem wissen, aus welchen Bereichen der Verwaltung Personal abgezogen und zum Straßenverkehrsamt versetzt wurde und wie die Bedarfe dann an anderer Stelle gedeckt würden. Gleichzeitig fordert die FDP die Kreisverwaltung auf, „Best-Practice-Beispiele aus anderen Kreisen oder kreisfreien Städten“ anzufragen und vorzustellen, inwieweit sie beispielhaft für den Kreis Recklinghausen sein könnten.
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Unglücklich wirkt vor dem Hintergrund der ohnehin angespannten Lage der Zeitpunkt einer Softwareumstellung in der Kfz-Zulassungsstelle. Mitarbeiter müssen dafür geschult werden und fallen während der Arbeitszeit aus. Und wenn die Umstellung dann Mitte des Monats erfolgt, wird die Zulassungsstelle an zwei Tagen (15. und 18. März) komplett schließen. Das Gleiche gilt auch für den Tag der Personalversammlung am 22. März.