Gladbeck. Ein Gladbecker Stadtteil ist seit mehr als einem Jahr eine Großbaustelle. Warum sich die Arbeiten verzögern und wie die Anwohner reagieren.
Geduld ist gefragt in Rentfort-Nord. Wer dort mit dem Auto unterwegs ist, der hat gute Chancen an einer der zahlreichen Straßensperrungen zu landen. Seit mehr als einem Jahr schon laufen die Bauarbeiten, um das Quartier ans Fernwärmenetz anzuschließen. Insgesamt 2,7 Kilometer Rohre müssen verbuddelt werden.
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Seit einigen Tagen ist nun die Berliner Straße gesperrt. Bagger heben Gräben aus, in denen die Rohre dann verschwinden sollen. Die Arbeiten auf der Enfieldstraße dagegen scheinen in den letzten Zügen zu liegen. Am Donnerstag waren die Bauarbeiter damit beschäftigt, letzte Löcher im Bereich der Parkstreifen zu schließen. Die waren wohl nötig, um die Hausanschlüsse herzustellen.
Aktuell ist die Berliner Straße in Gladbeck gesperrt
Gerade für Autofahrer ist es schwierig, sich durch die zahlreichen Baustellen zu winden. Die Berliner Straße ist aktuell zwischen Karl-Arnold und Schwechater Straße gesperrt, wobei die Kreuzung mit der Schweachter auch dicht ist. Das gilt wohl noch bis April. Die Umleitung führt über Marcq-en-Barœul- und Enfieldstraße um die Baustelle herum. Wobei es auch immer wieder Autofahrer gibt, die die Schwechater Straße nutzen wollen und die das Sackgassen-Schild nicht wahrzunehmen scheinen. Die Folge: Sie stehen vor der Sperre an der Kreuzung und müssen wenden.
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Hinzu kommt: Am Straßenrand und auf den Parkstreifen gibt es immer wieder kleine Baugruben, die für die Hausanschlüsse benötigt werden. Heißt aber auch, dass entlang der Straßen dafür immer wieder Parkplätze weggefallen, oder noch wegfallen werden. „Es ist schlimm“, sagt dann auch ein Paar, das gerade seinen Wagen abgestellt hat und auf einen der Hauseingänge zustrebt. Sie komme mehrmals am Tag hierher, um ihren 90-jährigen Vater zu betreuen, berichtet die Frau. „Die Parkplatzsuche ist eine Katastrophe, vor allem morgens ist hier alles voll.“
Anwohner loben den Einsatz der Arbeiter
Auch Fußgänger haben es nicht unbedingt leicht, berichtet eine Passantin. Sie erzählt von ihrer Tochter, die an der Enfieldstraße lebe. „Ich hole regelmäßig meinen Enkel von der Schule ab. Man kann hier überhaupt keine Abkürzungen mehr nehmen, es gibt nur noch Umleitungen“, klagt sie über die Umwege, die die Anwohnerinnen und Anwohner hier regelmäßig in Kauf nehmen müssen. „Es wird Zeit, dass die fertig werden“, so ihr Wunsch.
Es gibt aber auch Lob für die Bauarbeiter. „Die arbeiten wirklich ganz beachtlich, und was die leisten ist ja wirklich eine Menge“, berichtet eine Anwohnerin der Enfieldstraße. Sie hat Verständnis für die Bauarbeiten. „Davon profitieren wir hier am Ende alle“, ist sie sich sicher. Und dafür müssten alle dann auch mal zurücktreten, „und nicht auf dem Parkplatz vor dem Haus bestehen“, wirbt die Anwohnerin um Verständnis für die Arbeiten.
Die Bauarbeiten in Gladbeck haben sich deutlich verzögert
Allerdings werden die Anwohnerinnen und Anwohner in Rentfort-Nord noch reichlich Geduld aufbringen müssen. Das geht zumindest aus einer Antwort des Fernwärmenetzbetreibers Uniper hervor, der für die Bauarbeiten verantwortlich ist. Denn dort geht man davon aus, die Arbeiten im Spätsommer dieses Jahres abschließen zu können. Heißt: Vor September können Autofahrerinnen und Autofahrer auf den Straßen dort wohl nicht mit freier Fahrt rechnen, und ebenso lange werden wohl auch immer wieder Stellplätze wegfallen. Aber: „Bereits im Frühjahr ist eine Teilinbetriebnahme der Leitungssysteme geplant, um die ersten Objekte mit Fernwärme versorgen zu können“, schreibt Uniper-Sprecherin Ilona Flechtner.
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Nur: Ganz zu Beginn der Arbeiten, beim offiziellen ersten Spatenstich im Januar 2023, hatte es noch geheißen, dass die Arbeiten im Herbst hätten beendet sein sollen. Warum es nun so viel länger dauert? Uniper führt verschiedene Gründe an, die schuld an der Verzögerung seien. „Hervorzuheben sind vor allem die ungünstigsten Witterungsbedingungen seit mehr als 90 Jahren. Anhaltende Regenfälle und Frostperioden führten dazu, dass bestimmte Leistungen wie Asphalt- und Muffenarbeiten nicht wie geplant ausgeführt werden konnten.“
Am Ende können 1500 Wohneinheiten ans Fernwärmenetz angeschlossen werden
Außerdem sei der Zeitverzug auch auf den anhaltenden Fachkräftemangel, insbesondere bei Schweiß- und Nachisolierarbeiten, zurückzuführen. „Gerade letzteres Gewerk ist im Zuge der Wärmewende bundesweit stark nachgefragt. Es gibt schlichtweg kaum oder viel zu wenig Personal“, so die Uniper-Sprecherin. All das zusammengenommen führt also dazu, dass die Straßen in Rentfort-Nord noch über Monate zu Baustellen werden und es weiter zu entsprechenden Einschränkungen in dem Viertel kommen wird.
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Am Ende können rund 1500 Wohneinheiten in Rentfort-Nord an das neue Netz angeschlossen werden. Die Wärme dafür kommt aus dem Uniper-Kraftwerk in Scholven. Uniper spricht von einer Investition von 16 bis 17 Millionen Euro. Das CO₂-Einsparpotenzial beziffert das Unternehmen auf 2500 Tonnen pro Jahr. Aktuelle Informationen, auch zum Zeitplan, veröffentlicht Uniper auch im Internet unter: https://uniper-waerme-rentfort-nord.de