Gladbeck. Die städtische GWG setzt statt auf Gas immer stärker auf Fernwärme. Doch das ist nicht überall möglich, das Unternehmen sucht nach Lösungen.

192 Wohnungen in Rentfort-Nord schließt die Gladbecker Wohnungsgesellschaft (GWG) an die Fernwärme an. Ein Vorhaben, das schon länger geplant war und nicht mit den neuerlichen Überlegungen aus Berlin, die Gasheizungen womöglich kurzfristig verbieten zu wollen, zusammenhängt. Doch klar ist auch, die GWG macht sich schon seit längerem Gedanken über Alternativen zum Gas. Daraus macht Geschäftsführer Stephan Patz keinen Hehl. Denn 2045 muss die Wohnungswirtschaft klimaneutral sein, das geht nicht mit Gasheizungen.

Die GWG setzt nun vor allem auf die Fernwärme. Wo möglich, schließt sie ihre Gebäude ans entsprechende Netz an. Der Vorteil liegt für die Wohnungsgesellschaft auf der Hand: Es brauche lediglich den Hausanschluss und eine Wärmeübergabestation im Haus, erklärt Stephan Patz. Für alles andere könne die bestehende Heizinfrastruktur genutzt werden. Heißt also, es müssen keine Rohrleitungen getauscht oder neu verlegt werden, und auch die Heizkörper können an den Wänden hängenbleiben. Das macht einen solchen Wechsel auch für die Bewohner des Hauses einfacher.

Ab 2045 muss der Fernwärmeanbieter klimaneutrale Wärme anbieten

Weiterer Vorteil aus Patz’ Sicht: Im Haus entstehen keine Abgase, der regelmäßige Besuch des Schornsteinfegers entfällt. Allerdings setzt die GWG bei dieser Lösung dann auch darauf, dass der Fernwärmeanbieter spätesten ab 2045 klimaneutrale Wärme anbietet. Patz spricht in dem Zusammenhang von einer „Vertrauenssache“. Gleichzeitig, so schätzt er, sei der Druck auf die Anbieter derzeit auch hoch genug. Für die GWG ist die Fernwärme aber auch die wirtschaftlichere Lösung. Patz: „Im Vergleich zur Wärmepumpenlösung ist das ein Schnäppchen.“

Doch was bedeutet der Wechsel von Gas zur Fernwärme für die Mieter – insbesondere für deren Portemonnaie? Allgemein könne man dazu schlecht etwas sagen, so Patz. Das sei eben abhängig vom Wärmepreise, den der örtliche Lieferant aufruft und von dem etwas vorher fürs Gas bezahlt werden musste. „In der Vergangenheit waren Fernwärme und Gas preislich aber immer nah beieinander, da sie faktisch auch Konkurrenten waren.“

Speziell für die Mieter in Rentfort-Nord garantiere Uniper als Anbieter jedoch, „dass die Fernwärmeversorgung in den ersten fünf Jahren nicht teurer wird als die Gasheizung in den vergangenen drei Jahren – als das Gas noch günstig war“. Patz spricht hier von einem „unschlagbaren Vorteil“ für die Mieterinnen und Mieter der GWG.

GWG-Geschäftsführer Stephan Patz.
GWG-Geschäftsführer Stephan Patz. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Nur ist dieses Schnäppchen eben nicht überall in der Stadt verfügbar, so dass die GWG auch andere Lösungen finden muss. Doch so viele Möglichkeiten gebe es nicht, sagt Stephan Patz. Biomasse falle aus, entsprechende Anlagen könne die GWG nicht realisieren, und auch Holzpellet-Heizungen seien aus GWG-Sicht für Mehrfamilienhäuser keine gute Lösung. Bleibe also die Wärmepumpe. Die sieht die GWG derzeit als Mittel der Wahl an den Stellen, wo das Gas ersetzt werden soll und Fernwärme nicht verfügbar ist. Das habe aber an einigen Stellen möglicherweise auch energetische Sanierungen zur Folge.

GWG tauscht alte Gasthermen noch schnell aus und erkauft sich Zeit

Trotzdem will sich die GWG nun noch ein wenig Zeit erkaufen. Aus diesem Grunde werde man einige der besonders alten Gasthermen, bei denen möglicherweise auch die Gefahr von Störungen besonders hoch ist, gegen neue, effizientere austauschen, erläutert Stephan Patz. Diese dürften dann theoretisch noch 30 Jahre in Betrieb sein – wobei hier das Jahr 2045 die Grenze setzt.

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Bei all dem stehe die GWG noch vor einer zusätzlichen Herausforderung. Denn im Bestand des Unternehmens gibt es eine Vielzahl von Gebäuden mit Gas-Etagenheizungen. Die auf Zentralheizungen umzurüsten, sei schwieriger, erläutert Patz. Hauptproblem ist die fehlende Steigleitung. Stattdessen bildet jede Wohneinheit für sich einen abgeschlossenen Heizkreislauf.

Ein Umbau sei mit einem gewissen Aufwand verbunden. Inzwischen gebe es erste Ansätze, etwa indem durch die nicht mehr genutzten Abgasschächte eben diese Steigleitungen verlegt werden. Wo dann die Thermen installiert waren, würden stattdessen Wärmetauscher angebracht, so ließe sich die restliche Technik weiter nutzen, sagt Patz. Doch aktuell beobachte die GWG diese Entwicklung noch.