Gladbeck. Im August startet die neuen Erstklässler in der Grundschule. Schon jetzt suchen Familien nach der idealen Schultasche. Das raten Kinderärzte.
Im August beginnt für viele Kinder mit dem Start ins Schulleben ein neuer Lebensabschnitt. Und schon jetzt bereiten sich viele Familien darauf vor. Dazu gehört auch, den passenden Tornister auszusuchen. Diese Anschaffung ist nicht nur deshalb entscheidend, weil die Jungen und Mädchen darin ziemlich viel Gewicht auf ihrem kleinen Rücken tragen, sondern stellt auch eine hohe Investition dar. Zwei Kinderärzte aus Gladbeck erklären, worauf zu achten ist.
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„Das ist ein riesen Prestige-Kauf, die Dinger kosten ein Wahnsinns-Geld“, sagt Carsten Rothert, Arzt im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin. „Das ist der eigentliche Skandal“, findet er. Tatsächlich kosten die Schulranzen inklusive Turnbeutel und Federmäppchen schon mal leicht über 300 Euro. Eine Summe, die nicht jeder problemlos zahlen kann. Bürgergeld- oder Sozialhilfe-Empfänger bekommen dabei finanzielle Unterstützung.
Bedürftige Familien bekommen einen Zuschuss bei der Anschaffung von Schulmaterialien
Zweimal pro Schuljahr erhalten bedürftige Familien einen Zuschuss, „um die Anschaffung von persönlichen Gegenständen zu erleichtern, die für den Schulbesuch benötigt werden“, so die Stadt Gladbeck. Dazu zählt eben auch ein Schulranzen, aber auch Schreib-, Rechen- und Zeichenmaterialien. Der Zuschuss liegt aktuell bei 130 Euro für das erste Schulhalbjahr und bei 65 Euro für das zweite Schulhalbjahr – insgesamt also bei 195 Euro. „Dieser Betrag wurde zum Januar noch einmal erhöht, er lag zuvor bei 174 Euro“, so Stadtsprecher David Hennig.
Bei der Auswahl eines geeigneten Modells komme es vor allem auf die richtige Beratung in einem Fachgeschäft an, da sind sich Carsten Rothert und Kinderarzt Stefan Kusserow einig. Aber: „Es gibt doch kaum Fachhandel vor Ort“, sagt Rothert. Und auch Kusserow meint: „Eine ordentliche Meinung zu bekommen ist schwierig. Zudem ist ein fürchterlicher Online-Kauf von Billig-Massenware zu beobachten.“ Einige Eltern tauschten sich zudem lieber untereinander per WhatsApp aus, statt auf Fachmeinung zu setzen. Auch Rothert beobachtet immer wieder Fehlkäufe über das Internet. „Die Teile sehen dann vielleicht schick aus, passen aber nicht zum Kind.“
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Es kommt auch darauf an, den Tornister richtig zu tragen
„Jeder Rücken ist anders“, sagt Stefan Kusserow. Und wer einen Schulranzen online bestellt, weiß nicht, ob er auch zum Kind passt. „Auch, den Rucksack des großen Bruders weiterzutragen, ist nicht immer sinnvoll.“ Die Formel, dass zehn Prozent des Körpergewichtes mit dem Tornister nicht überschritten werden sollten, gebe eine Orientierung, könne aber nicht komplett pauschalisiert werden. Und: „Oft wird der Tornister falsch getragen. Wenn die Kinder in der Schule von einem Raum in den anderen gehen, werfen sie den Ranzen oft nur über eine Schulter“, so Kusserow.
Gerade im Teenager-Alter zeigten sich dann häufig Rückenschmerzen, so Rothert und Kusserow. „Immer wieder sehe ich bei Jugendlichen in meiner Praxis einen Rippenbuckel oder einen Schulterhochstand“, sagt Stefan Kusserow Viele litten unter Rückenschmerzen, das aber sei ein schleichender Prozess und oft erst sichtbar, je älter die Kinder werden. „Das sieht man nicht sofort.“ Dann aber stünde die Überweisung zu einem Orthopäden oder Physiotherapueten oder aber das Tragen von Einlagen an. Wer ein sehr zartes oder auch ein frühgeborenes Kind hat, sollte noch bewusster einen passenden Tornister auswählen, rät Rothert. „Da gibt es sogar Rollkoffer. Aber die sind sehr unbeliebt, da die Kinder dann oft gehänselt werden.“
Kinderarzt: Eltern können sich an der Stiftung Warentest oder Ökotest orientieren
Denn der schwere Inhalt des Tornisters ist ein Problem. „In Abstimmung mit der Schule sollten Eltern gerade bei Erstklässlern regelmäßig den Tornister ausmisten“, so Rothert. Stefan Kusserow hat für seinen Sohn ein Mietfach in der Schule, in dem die Dinge lagern können, die er nicht immer braucht. Er weiß aber auch: „So ein Mietfach kann sich nicht jeder leisten.“
Die Schulranzen-Messe gibt es nicht mehr
Die Schulranzen-Messe, die die Sparkasse Gladbeck zuletzt immer in Kooperation mit ProBüro anbot, wird es in diesem Jahr nicht mehr geben. Grund sei die Geschäftsaufgabe von ProBüro, denn hinter der Messe stand immer auch der Gedanke, den lokalen Einzelhandel zu stärken, heißt es aus dem Rathaus.
Buero.de, der Nachfolger von ProBüro, habe kein Interesse, das Angebot fortzusetzen.
Einen grundsätzlichen Tipp kann Kusserow bei der Auswahl des richtigen Schulranzens noch geben: „Man kann sich immer gut daran orientieren, was Stiftung Warentest und Ökotest empfehlen.“ Jedes Jahr lädt sich Kusserow die aktuellen Empfehlungen auf seinen Computer und kann dort schnell nachschauen, wenn Eltern das Thema bei ihm in der Praxis ansprechen.
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