Gladbeck. Die Gladbecker Gemeinde St. Johannes geht Zelten – IM Jugendheim. Wie die Jurte in den Saal kam und was bis Weihnachten, drinnen stattfindet.
„Er hat unter uns gewohnt“, heißt es im Johannesevangelium 1,14, aber Beatrix Klein-Wiele mag eine andere Übersetzung lieber, zumindest im Moment: „Er hat unter uns gezeltet.“ Nicht ohne Grund, denn mit dem „Advent im Zelt“ vom 6. bis zum 24. Dezember nimmt die Gladbecker Pfarrei St. Lamberti die Bibel äußerst wörtlich – und baut IM Jugendheim St. Johannes an der Bülser Straße ein Zelt auf, als Spielort für allerlei Adventliches.
Nicht irgendein Zelt freilich, sondern eine Jurte, ein Zelt aus der Kultur der Nomaden. Klein-Wiele hat als Gemeindereferentin auch das Zelt theologisch verortet und verweist auf den Exodus. „Als die Israeliten aus Ägypten ausgezogen sind, hatten sie natürlich Zelte dabei. Und die große Jurte im Zentrum wurde schnell zum Versammlungsort, in dem gefeiert, gebetet und gesungen wurde.“ Und, nicht zu vergessen: Auch die Bundeslade wurde in dem Zelt aufbewahrt, Indiana-Jones-Fans geht das Herz auf.
50 Quadratmeter und 500 Kilo schwer – ein Zelt im Gladbecker Jugendheim
Doch zurück zum Weltlichen. Als Unterstützung rücken am Dienstagabend die Pfadfinder aus St. Josef an, die haben Erfahrung mit der Jurte, gezeltet wird bei den Pfadfindern schließlich eine Menge. Und das merkt man auch, schon nach ein paar Minuten steht das Holzgerüst und damit die elliptische Form der Adventsjurte. 50 Quadratmeter Fläche wird das Zelt bieten, mit allem drum und dran rund 500 Kilo wiegen. Stephan Alfs und Leon Alfs (nicht verwandt und nicht verschwägert) sind sich trotzdem sicher: „In anderthalb Stunden steht das Ding. Vielleicht auch schon in einer Stunde.“
Die Konstruktion ist dabei durchaus Marke Eigenbau, muss sie für solche besonderen Situationen auch sein – Heringe in den Boden des Jugendheims zu treiben, käme beim Klerus wohl nicht so gut an. Deshalb hat Pfadfinder Dominik Wortmann die 32 Winkel-Steckelemente selbst geschweißt, „man kann sowas zwar auch kaufen“, sagt er, „aber ist dann halt schweineteuer.“
Platz weggenommen? Umut über das Zelt in Gladbecker Gemeinde
Kaum steht das Holzgerüst, klettert einer der fleißigen Zeltbauer unter die Jugendheimdecke – und wird positiv überrascht. Eigentlich wollten die Pfadfinder zwei Haken in die Dachbalken schrauben, für ein Seil, an dem später das Zeltdach hochgezogen wird. Tatsächlich stecken aber schon zwei im Holz, „vermutlich von Adventskränzen“, schätzt Pastoralassistent Thomas Halagan. Und dann geht es ganz schnell: Seitenwände verknüpfen, das zentrale Jurtenkreuz bauen, verbinden, hochziehen fertig. Raum in Raum ist ja modern, St. Johannes geht einen Schritt weiter: Zelt in Raum.
Wobei, ein paar Hindernisse gab es, erinnert sich Halagan. „Es gab schon Unmut in der Gemeinde. Einige haben das Zelt im Raum als ‘Platz wegnehmen’ aufgefasst. Aber in der Kirche herrscht Endzeit. Wir müssen ab und zu einen Testballon steigen lassen.“
Advent im Zelt in Gladbeck: Das Programm in der Jurte
Und was genau passiert jetzt in der Jurte? Am 9. Dezember wird ab 18.30 Uhr eine Messe gefeiert, anschließend gibt es Reibekuchen, eine Anmeldung braucht es nicht. Am 17. Dezember steigt ab 18 Uhr eine Andacht zum Thema „Licht“, gemeinsam mit dem Singkreis aus St. Franziskus.
Am 13. Dezember Basteln Kinder ab 5 Jahren „Prickelleuchten“, dafür braucht es allerdings eine Anmeldung. Bis in die Woche vor dem vierten Advent gibt es noch eine ganze Menge mehr Programmpunkte, alle Informationen und die Anmeldemöglichkeiten gibt es im Internet unter sankt-lamberti.de