Gladbeck. Gladbecker müssen 2024 höhere Abwassergebühren zahlen. Was die Emschergenossenschaft damit zu tun hat und warum der Anstieg nicht höher ausfällt.
Die Abwassergebühren in Gladbeck steigen im kommenden Jahr. Das hat der Hauptausschuss nun beschlossen. Bisher zahlen die Haushalte 2,69 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser. Ab Januar liegt der Kubikmeterpreis dann bei 3,05 Euro. Gute Nachricht dagegen bei der Gebühr fürs Niederschlagswasser: Die Gebühr bleibt stabil bei 1,14 Euro pro Quadratmeter angeschlossener, befestigter Grundstücksfläche.
Grund für die Steigerung der Abwassergebühr: Es sind vor allem die Kosten der Emschergenossenschaft, die hier durschlagen, und die die Stadt an die Gebührenzahler weitergeben muss. So steigt die Umlage, die Gladbeck an die Emschergenossenschaft zahlen muss, um 630.000 Euro. Insgesamt zahlt die Stadt somit nun 10,35 Millionen Euro an den Verband.
Vertreter der Emschergenossenschaft legen Gladbecker Politik Gebührenbedarf dar
Gegenüber den Ausschussmitgliedern nahmen zwei Vertreter der Emschergenossenschaft dazu Stellung. Sie machten deutlich, warum die Kosten derart gestiegen sind. Die Genossenschaft betreibt in der Region zahlreiche Pumpwerke und mehrere Kläranlagen. So ist unter anderem der Energiebedarf groß, und angesichts der gestiegenen Preise müsse auch die Emschergenossenschaft mehr dafür bezahlen, erläuterte Issa Nafo vom Verband.
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Dessen Strombedarf liegt bei 191 Gigawattstunden. 101 davon produziert die Emschergenossenschaft schon jetzt selbst. Ziel sei es, energieautark zu werden, erläutert Nafo. Dazu wolle man in den nächsten Jahren ein Potenzial von 100 Gigawattstunden erreichen – durch zusätzliche Photovoltaikanlagen. Mittels Aquathermie will der Verband zudem Wärmeenergie aus dem Abwasser gewinnen.
Medikamenten- und Kosmetikrückstände: Klärwerke müssen vierte Klärstufe aufbauen
Daneben gibt es weitere gesetzliche Auflagen, die die Kosten bei der Emschergenossenschaft steigen lassen. So muss in den Klärwerken eine vierte Klärstufe installiert werden, die unter anderem auch Medikamenten- und Kosmetikrückstände aus dem Abwasser entfernen soll.
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Derartige Steigerungen muss die Emschergenossenschaft auf die Kommunen umlegen, die sie wiederum an ihre Bürger weiterreichen. Darauf macht auch Kämmerin Silke Ehrbar-Wulfen aufmerksam. Man reiche die Kosten als Kommune im Prinzip durch, doch müsse man vor Ort eben auch den Kopf für steigende Gebühren hinhalten. Sie appelliert an die Vertreter der Emschergenossenschaft, sorgfältig mit dem Geld der Bürger umzugehen.
Niedrigere Zinsen und Rücklagen verhindern größeren Preissprung
Der Preisanstieg für die Bürgerinnen und Bürger hätte sogar noch höher ausfallen können. Doch weil die Stadt nach einem Verwaltungsgerichtsurteil bei der Berechnung nun niedrigere kalkulatorische Zinsen ansetzen muss, und es noch Gebührenrücklagen gibt, die mit einfließen, bleibt es bei dem Anstieg von 36 Cent. Das ist ein Plus von rund 13 Prozent.
Laut dem Bund der Steuerzahler hat ein Vierpersonenhaushalt in NRW im Jahr 2023 im Schnitt 755,52 Euro an Abwassergebühren bezahlt. Für Gladbeck hat der Verband fürs laufende Jahr eine Belastung von 686,20 Euro ermittelt. Die steigt dann im kommenden Jahr auf 758,20 Euro, teilt die Verwaltung in ihrer Vorlage mit, und entspreche damit dem Landesschnitt 2023. Ärgerlich aus Sicht der Bürger: Zum Jahreswechsel 2023 waren die Schmutzwassergebühren gar um 17 Cent gesunken.