Gladbeck. Die Stadtverwaltung Gladbeck weiß nicht wohin mit der steigenden Zahl von Beschäftigten. Eine Lösung ist gefunden, doch die kostet.
Die Stadtverwaltung Gladbeck platzt aus allen Nähten. Wohin mit all’ den Beschäftigten, wenn die räumlichen Kapazitäten ausgeschöpft sind? Die Belegschaft verringert sich obendrein nicht, im Gegenteil. Die Verwaltung hat eine Lösung gefunden, doch die kostet. Und einige Stellen müssen ausgelagert werden.
Die neue Adresse für das Amt für Jugend und Familie sowie Öffentliche Ordnung heißt Humboldtstraße 13. Da im Haus der evangelischen Kirche „Flächen zur Anmietung frei waren“, habe die Verwaltung im Sommer Kontakt zu den Verantwortlichen der Gemeinde aufgenommen. Auf etwa 1110 Quadratmetern befinden sich unter anderem 33 Büro- und zwei Sitzungsräume. Die Kaltmiete pro Jahr beträgt rund 86.000 Euro – es kommen also noch die Nebenkosten drauf. „Die Anmietung ist für fünf Jahre beabsichtigt, um Flexibilität zu wahren“, so Gladbecks Bürgermeisterin Bettina Weist. 54 Beschäftigte werden demnach an der Humboldtstraße arbeiten.
Im Stellenplan 2023 sind 65 Neuzugänge festgeschrieben. Davon entfallen 29 auf die Fachämter im Neuen Rathaus. „Es ist zu klein, die Zeit hat uns überholt“, räumt Bürgermeisterin Bettina Weist ein. Es gebe schon Arbeitsräume mit drei statt zwei Beschäftigten oder einer Einzelperson. Berthold Barheier, Leiter des städtischen Organisations- und Personalamtes, bestätigt: „Wir haben weiter verdichtet. So konnten wird das Personal unterbringen.“
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Doch bereits im Jahre 2021 stieß dieser Ausweg in der Bedrängnis an seine Grenzen. „Die Unterbringungsproblematik war nur durch die Anmietung zusätzlicher Räumlichkeiten im Kreativamt am Jovyplatz und die Auslagerung des Amtes für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung dorthin möglich.“
Für manche der Beschäftigten in der Stadtverwaltung Gladbeck ist Homeoffice keine Option
Aber irgendwo in einem ohnehin eigentlich voll besetzten Büro einen Katzen- beziehungsweise Katertisch einzurichten, das genügt nicht. Schließlich gibt’s ja das Arbeitsstättenrecht. Weist: „Jeder hat das Recht auf einen gut ausgestatteten Arbeitsplatz. Wir haben eine Fürsorgepflicht.“
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Wie wäre es denn mit Desk-Sharing, so eine Idee der CDU. Sprich: Das Prinzip heißt dann nicht mehr: „Ein Angestellter – ein Schreibtisch“. Ist ein Arbeitsplatz frei, kann er genutzt werden – einerlei von wem, um es vereinfacht auszudrücken. „Hört sich gut an, aber auch diese Plätze müssen entsprechend ausgestattet werden“, lautet Barheiers Antwort. Zu berücksichtigen sei unter anderem höhenverstellbares Mobiliar.
Nach Auffassung der Stadtverwaltung rührt das Dilemma aus einem Anstieg von Aufgaben, die Bund und Land auf die Kommunen übertragen haben – und eine Kettenreaktion, die aus dieser Entwicklung resultiert. Je mehr Pflichten und steigende Fallzahlen, desto mehr notwendige Rathaus-Beschäftigte, desto mehr Platzbedarf in den Verwaltungsgebäuden.
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Sicher, die Arbeit von zuhause aus wird immer beliebter. „Corona war ein Beschleuniger für Telearbeit und Homeoffice“, stellt Weist fest. Wie viele der gut 1000 Beschäftigten in der Stadtverwaltung daheim arbeiten, lässt sich nicht ohne weiteres sagen, so Stadtsprecherin Christiane Schmidt. „Wir haben unterschiedliche Modelle“, erklärt sie. Die Bürgermeisterin: „Es gibt kein Vorstellungsgespräch ohne die Frage nach Möglichkeiten des ,Mobilen Arbeitens’.“ Wo dies machbar sei, würden „Anträge auf Homeoffice“ bewilligt.
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Aber das funktioniert halt nicht immer. Zunächst einmal kann niemand gezwungen werden, im Homeoffice zu arbeiten. In manchen Fällen besteht aus Gründen der technischen und räumlichen Kapazitäten auch kein Spielraum, um in privater Umgebung zu arbeiten. Diejenigen Kräfte, die in Stellen mit Publikumsverkehr – wie im Bürgeramt und in der Seniorenarbeit – tätig sind, müssen vor Ort im Rathaus präsent sein – keine Chance ins Homeoffice zu wechseln. Und dann ist da auch noch der Datenschutz zu beachten, schließlich handelt es sich auch um sensible Informationen. Ein Stichwort: elektronische Akte.
Verteilung der Arbeitsplätze
„Bei Bezug des Neuen Rathauses im Jahr 2006 waren dort 304 Arbeitsplätze verortet; zu damaliger Zeit wurde perspektivisch von einer maximalen Ausrichtung von bis zu 320 Arbeitsplätzen ausgegangen“, berichtet die Stadtverwaltung Gladbeck. Mittlerweile ist dieses Limit längst überschritten. Es handelt sich derzeit um 355, die sich in diesem Jahr noch um 29 erhöhen werden, so steht’s im Stellenplan. Macht unterm Strich 384 Arbeitsplätze.
Standort Altes Rathaus: Anno 2006 befanden sich hier 78 Plätze. Aktuell sind’s 106. Mit dem Stellenplan 2023 steigt die Zahl um zwei auf 108 Arbeitsplätze.
„Aktuell ist ein Drittel aller städtischen Ämter am Elektronischen Rechnungsworkflow angeschlossen. Perspektivisch sollen möglichst alle Ämter im Laufe des Jahres 2024 angebunden werden. In 13 von insgesamt 19 Ämtern ist aktuell komplett oder teilweise ein elektronisches Dokumenten-Management-System implementiert. Die Ausweitung auf die weiteren Organisationseinheiten schreitet sukzessive weiter voran“, berichtet die Stadtverwaltung. Bis eine Voll-Digitalisierung bestehe, dürften noch Jahre ins Land gehen. Die Christdemokraten sind jedoch auch überzeugt: „Digitalisierung ist kein Allheilmittel.“ Daneben, so die Bürgermeisterin, werden auch die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) in Betracht gezogen.
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Die Verwaltung wächst mit ihren Aufgaben. Und die bestimmen oft Bund und Land. Deswegen müsste nach Ansichten aus der Lokalpolitik das Konnexitätsprinzip – also die Delegierung von öffentlichen Aufgaben von übergeordneten auf untergeordnete Strukturen wie Kommunen mit entsprechendem finanziellen Ausgleich – eingefordert werden. CDU und AfD finden, bei 86.000 Euro Kaltmiete jährlich tut der klammen Stadt Gladbeck jeder Cent weh. Zunächst einmal bringt Berthold Barheier die derzeitige Situation auf die Formel: „Uns sind viele Dinge durch Gesetze übertragen, so dass wie steigende Fallzahlen haben“ – „wir haben Personalzuwachs, und den müssen wir unterbringen.“
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