Gladbeck. Ein Assistenzhund könnte Selina (13) aus Gladbeck dabei helfen, mit ihrer Behinderung im Alltag zurecht zu kommen. Doch Krankenkasse zahlt nicht.
- Die 13-Jährige Selina aus Gladbeck hat eine leichte Behinderung und eine posttraumatische Belastungsstörung, weshalb ihr einfachste Handlungen im Alltag sehr schwer fallen.
- Um beim Einkaufen und Co. besser zurecht zu kommen, benötigt Selina einen Assistenzhund.
- Doch die Krankenkasse beteiligt sich nicht an den Kosten, die Familie soll die 35.500 Euro für den Hund aus eigener Tasche zahlen.
- Aus diesem Grund sammelt Selina mit ihrer Familie nun Spenden.
35.500 Euro für einen Hund. Eine immens hohe Summe, doch genau so viel Geld muss die Gladbecker Familie Helbrecht zusammenbringen, um sich Hündin Nelli leisten zu können. Die speziell ausgebildete Assistenzhündin soll die 13 Jahre alte Selina, die unter einer Behinderung und einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leidet, in ihrem Alltag unterstützen. Doch die Krankenkasse unterstützt die Finanzierung nicht, und die Familie kann die hohen Kosten nicht alleine stemmen.
13 Jahre alte Selina kann ihre Emotionen oft nicht kontrollieren
Wenn Selina in der Stadt unterwegs ist, hat sie Angst. Kommen ihr Menschen beim Einkaufen zu nah, passiert etwas Unerwartetes, oder ist ein Raum überfüllt, dann kann die 13-Jährige ihre Emotionen nicht kontrollieren. Sie reagiert urplötzlich gereizt, bekommt Panik und teilweise sogar körperliche Schmerzen. Selina leidet unter einer leichten geistigen Behinderung, die bei ihr im Kleinkindalter diagnostiziert wurde, vor eineinhalb Jahren erhielt sie zusätzlich die Diagnose PTBS.
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Selinas Start ins Leben war alles andere als leicht: Ganz genau weiß man nicht, was mit ihren biologischen Eltern passierte, doch schon als Baby schrie sie stundenlang und ihr ganzer Körper verkrampfte – „wahrscheinlich, weil sie unter Todesangst litt“, erzählt ihre Pflegemutter Stephanie Helbrecht. Mit elf Monaten kam sie in eine Gladbecker Pflegefamilie, lebt seitdem gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer Schwester in Ellinghorst. Doch die Vergangenheit lässt sie nicht los, Selina kann durch ihre emotionalen Aussetzer nur schwer am gesellschaftlichen Leben teilhaben, Freunde hat sie keine. Helfen könnte ihr ein Assistenzhund, genauer gesagt: Nelli.
Mit der Nase anstupsen: Assistenzhündin lernt, auf Selinas Unruhe zu reagieren
Stephanie Helbrecht wurde im Internet über die Seite der „Reha Assistenzhunde Deutschland“ auf Nelli aufmerksam. Die Labrador-Hündin erhält derzeit eine umfangreiche Ausbildung und lernt, Anzeichen zu erkennen, wenn Selina wieder emotional überfordert ist – Hände kneten beispielsweise. Stephanie Helbrecht erzählt: „Nach der Ausbildung weiß Nelli dann genau, was sie zu tun hat. Sie stupst Selina mit der Nase an, um ihr zu signalisieren ‘Ich bin da’, dann kann Selina ihren Kopf tätscheln und den warmen Körper des Hundes an ihrer Seite spüren, damit sie sich wieder beruhigt.“
Beim Einkaufen werde Nelli zudem darauf trainiert, sich so vor Selina zu stellen oder zu legen, damit andere Menschen der 13-Jährigen nicht zu nahe kommen. Zusätzlich trägt Nelli ein spezielles Geschirr mit einer Kenndecke, auf der geschrieben steht, dass sie eine Assistenzhündin ist und nicht einfach gestreichelt werden soll.
Nach erstem Treffen mit Hündin Nelli war Selina „ganz aus dem Häuschen“
Doch die aufwendige Ausbildung der Hündin kostet Geld, viel Geld. Anschaffung und Aufzucht des Welpen: 6600 Euro. Basis- und Intensivausbildung über insgesamt 300 Stunden à 60 Euro inklusive Prüfungen: 18.000 Euro. Teamschulungen: 9600 Euro – enorme Kosten, die sich aber lohnen, da ist sich Familie Helbrecht sicher. Vater Andreas erinnert sich an das erste Treffen zwischen Nelli und Selina im April: „Wir wussten schon vorher, dass Selina sehr tierlieb ist, aber die Harmonie zwischen Nelli und Selina war wirklich unglaublich. Noch auf der Rückfahrt vom Treffen war Selina ganz aus dem Häuschen.“ Seine Frau ergänzt: „Ich habe Selina seit langer Zeit nicht mehr so entspannt und glücklich gesehen.“
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Doch die insgesamt 35.500 Euro für Nelli kann die Familie nicht mal eben aus eigener Tasche zahlen, deshalb sammelt sie seit Monaten Spenden. „Wir haben hundertfach Flyer gedruckt, 335 Stiftungen angeschrieben und waren auch schon in einem Beitrag bei Sat 1 zu sehen, so sind immerhin schon 14.000 Euro zusammengekommen, für die wir sehr dankbar sind“, erzählt Stephanie Helbrecht. Doch mehr als die Hälfte des Geldes fehlt noch, weitere Großfirmen will die Familie noch anschreiben – damit Nelli in ein paar Monaten endlich zu Selina ziehen darf.
So können Sie Selina unterstützen
- Die Organisation „Rehahunde Deutschland“ hat ein eigenes Konto angelegt, auf dem Spenden für Selina gesammelt werden.
- Die IBAN des Kontos lautet: DE11 1406 1308 0906 8445 29, BIC GENODEFIGUE bei der VR Bank Mecklenburg.
- Wenn Sie ebenfalls Geld spenden möchten, geben Sie bitte den Überweisungszweck „Assistenzhund Selina“ an.