Gladbeck/Schermbeck. Um zukünftig alleine angeln zu dürfen, üben Gladbecker an einem Teich, wie man den Fisch richtig fängt. Deshalb ist Angeln auch Naturschutz.

Theorie kann grau und trocken sein, die Praxis ist nass und glitschig. Und sie zappelt, wenn sie aus dem Wasser kommt, wehrt sich, weshalb sie schnell, wie es Fachmann formuliert, „versorgt“ werden muss. Ein Schlag aufs Hirn, ein Stich ins Herz – Petri Heil. Die Theorie haben 24 Teilnehmer des Vorbereitungslehrgangs zur Fischereiprüfung, den die Angelfreunde Gladbeck alljährlich ausrichten, in den vergangenen Wochen immer montagabends gebüffelt, die Praxis erleben zehn von ihnen am Samstag an einem Angelteich in Schermbeck-Gahlen. Endlich selbst die Angel auswerfen, endlich selbst einen Fisch aus dem Wasser ziehen, endlich am Ende des Tages eine Forelle verspeisen, die man selbst gefangen hat.

Von der Theorie zur Praxis: Angelfreunde zeigen, wie man Forellen richtig fängt

Ehrlicherweise sei gesagt: Allzu schwierig ist es an diesem Tag nicht, einen Fisch zu fangen. 40 Forellen sind am Morgen in dem kleinen Teich ausgesetzt worden. Der Geschäftsführer der Angelfreunde Gladbeck, Robert Nebel, hat den Tag in Schermbeck akribisch vorbereitet, Angelruten, Köder, Messer und weiteres Equipment mitgebracht und ausgelegt. Nach einer kurzen Einführung – ja, die Theorie darf auch an diesem Tag unter freiem Himmel nicht fehlen – können die Teilnehmer die Angeln zusammensetzen und auswerfen. Es dauert nicht lange, und schon zappelt die erste Forelle am Haken. Vereinsmitglieder eilen herbei und holen den Fisch mit dem Kescher aus dem Wasser.

Daniel Podewski (links) schaut dem Angelfreunde-Geschäftsführer Robert Nebel interessiert dabei zu, wie er die richtige Handhabung von Angel und Köder erklärt.
Daniel Podewski (links) schaut dem Angelfreunde-Geschäftsführer Robert Nebel interessiert dabei zu, wie er die richtige Handhabung von Angel und Köder erklärt. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Um ohne bestandene Prüfung überhaupt angeln zu dürfen, haben die Angelfreunde für die zehn Männer eine Ausnahmegenehmigung eingeholt. Was die Neulinge auch an diesem Tag noch nicht dürfen: den Fisch „versorgen“, also töten. Das übernehmen die Profis von den Gladbecker Angelfreunden. Nebel zeigt, wie’s fachmännisch und fürs Tier möglichst schonend geht: Mit dem Priest, einem kleinen Hammer ähnlich, aufs Gehirn schlagen, überprüfen, ob der Fisch wirklich betäubt ist, dann das Messer zwischen den Brustflossen ansetzen und ins Herz stechen. Später demonstriert er, wie die Forelle ausgenommen wird. Und er erklärt, wie man eine Forelle möglichst schmackhaft zubereiten kann.

Sorgsames Umgehen mit dem Tier: „Angeln ist Naturschutz“

Dem Geschäftsführer ist es wichtig, dass die Kursteilnehmer lernen, möglichst sorgsam mit dem Tier umzugehen. Und mit der Natur. Denn Angeln, sagt er, ist Naturschutz. Es sind umfangreiche Kenntnisse von Fischen und Gewässern, von dem, was am Ufer wächst und gedeiht, kreucht und fleucht erforderlich. Ziel sei es laut Nebel nicht nur, etwas Nahrhaftes aus dem Wasser zu ziehen, sondern die Vielfalt der Unterwasserwelt zu schützen. Der 41-Jährige betont auch immer wieder, dass man nicht mehr angeln soll, als die Familie – und vielleicht auch Gäste – daheim verzehren können. „Wir erhalten die Natur“, betont Nebel – auch deshalb, weil man nicht mit riesigen Kuttern aufs Meer hinausschippere und Unmengen an Beifang aus dem Wasser fische, der später wieder entsorgt werde.

Eine Forelle hat angebissen und kämpft gegen den Zug der Angel.
Eine Forelle hat angebissen und kämpft gegen den Zug der Angel. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Der 14-jährige Max Jetten kennt sich mit dem Sport schon gut aus. Er geht regelmäßig mit seinem Vater zum Angeln und besitzt auch schon den Jugendfischereischein. Wenn er die Prüfung besteht, woran Angelfreund Robert Nebel keine Zweifel hat, kann er künftig auch alleine losziehen. Der Gladbecker Robert Schmirler macht mit dem Vorbereitungslehrgang für die Fischereiprüfung eher einen Schritt zurück. Er ist Jäger und will nun auch am Wasser „auf die Pirsch“ gehen. Warum? Weil er die Natur liebe und zum Angeln auch seinen kleinen Sohn mitnehmen könne.

Angelfreunde fischen auch Müll aus Gladbecker Gewässern

Die Verbundenheit zur Natur, die Hoffnung, Stress abbauen zu können und etwas Gesundes auf den Teller zu bekommen, das motiviert nach Beobachtung von Robert Nebel die zumeist männlichen Teilnehmer, sich den Mühen einer Fischereiprüfung zu unterziehen. Die Angelfreunde hoffen, weitere Mitglieder und Helfer für die vielfältigen Aufgaben gewinnen zu können. Die Gladbecker Petrijünger kümmern sich um die Gladbecker Teiche und deren Zuwegung, sie lesen Müll an den Gewässern auf und ziehen auch immer wieder Dinge aus dem Wasser, die dort nichts zu suchen haben.

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Aber zurück nach Schermbeck. Ein Teilnehmer hat die Angel nicht ganz ordnungsgemäß ausgeworfen. Nun hängt der Haken in der Jacke fest. Der Geschäftsführer hilft. Einem anderen zeigt Robert Nebel, dass er die Rute nicht so schnell zurückziehen soll, sondern der Forelle Zeit zum Anbeißen geben muss. So vergehen die Stunden an dem Angelteich im Fluge. Am Ende werden die gefangenen Forellen gerecht aufgeteilt, sodass jeder daheim seinen ersten Fang präsentieren kann. Und nach den Herbstferien steht die Theorie wieder auf dem Stundenplan: büffeln für Prüfung.