Gladbeck. Von Jena nach Gladbeck: Die Liebe hat Chiara Rasche ins Ruhrgebiet geführt. Nun möchte sie Gladbecks Appeltatenmajestät werden. Mit gutem Grund.

Mit 21 Jahren ist Chiara Sophie Rasche in diesem Jahr die jüngste Kandidatin im Kreis der Anwärterinnen auf die Appeltatenmajestäten-Würde. Und noch etwas unterscheidet sie grundsätzlich von ihren Mitbewerberinnen. Ihre Vorkenntnisse über Gladbecks größtes Stadtfest basieren nämlich hauptsächlich auf Erzählungen über das Ereignis, das sie am 2. September noch dazu aus einer ungewöhnlichen Perspektive erleben wird. Von der Bühne aus nämlich, auf der die Apfel-Olympiade – der Wettkampf um den Thron der Appeltatenmajestät – stattfinden wird.

„Vor einem Jahr ist die Olympiade komplett an mit vorbeigegangen“, sagt Chiara Rasche. Von den Appeltatenfesten in den Jahren zuvor mal ganz zu schweigen. Warum ist leicht erklärt, die 21-Jährige hat es nämlich erst vor knapp einem Jahr nach Gladbeck verschlagen. Der Liebe wegen.

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Erst vor knapp einem Jahr ist Chiara Rasche von Jena nach Gladbeck gezogen

Die junge Frau ist also Neu-Gladbeckerin. Vor zwölf Monaten hat sie noch bei ihrer Familie im thüringischen Jena gelebt. Und bis dahin reicht der Bekanntheitsgrad des Gladbecker Appeltatenfestes eben noch nicht. „Aber bei uns zuhause werden auch viele Traditionen gepflegt“, sagt Chiara Rasche. Das hat bei ihr zu der Idee geführt, ihre neue Heimat und die Menschen hier auch kennen lernen zu wollen, in dem sie sich mit den Traditionen und Festen beschäftigt, die in Gladbeck so gepflegt werden.

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Dass die Wahl dabei gerade auf das Appeltatenfest fiel, und dann auch noch die Idee bei Chiara Rasche aufkeimte, eventuell sogar Gladbeck für ein Jahr als Appeltatenmajestät repräsentieren zu wollen – das könnte ein bisschen auch an ihrem neuen Job liegen. Die 21-Jährige ist gelernte Gestaltungsassistentin und ihr Arbeitsplatz ist die Rathaus-Druckerei.

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Dort sind die Flyer, Plakate, Aufkleber und Wimpel fürs Stadtfest zwar nicht angefertigt worden. Aber wenn die 21-Jährige an ihrem Arbeitsplatz aus dem Fenster schaut, dann sieht sie überall Äpfel. Kreisrunde Apfel-Aufkleber in allen Rathausfenstern, im Wind flatternde Wimpel mit Apfelmotiv überall in der Innenstadt. Und nicht zuletzt die riesigen, apfelgrünen Plakate mit Werbung fürs Stadtfest, eines hängt direkt am städtischen Familienbüro, gegenüber der Druckerei. Klar, wenige Tage vor dem großen Wochenende präsentiert sich Gladbeck schon festlich geschmückt.

Von den Kollegen gab’s viele Informationen über das Appeltatenfest

Letztendlich war es aber wohl nicht die Reizüberflutung, ausgelöst durch Apfelmotive, die bei der Neu-Gladbeckerin das Interesse geweckt hat. Vielmehr haben da wohl die Kolleginnen und Kollegen im Rathaus eine Rolle gespielt. „Ich hab natürlich mit einigen über das Appeltatenfest gesprochen, so viele Informationen bekommen“, sagt die 21-Jährige. Und als dann auch noch Kerstin Zilch, die vor 27 Jahren Appeltatenmajestät war und ebenfalls im Rathaus arbeitet, ihr vorschlug, sich doch einfach mal zu bewerben, da erklärte sich Chiara Rasche spontan einverstanden.

Appeltatenfest: Das sind die Thron-Anwärterinnen

Seitdem, sagt sie und lacht, stapeln sich nicht nur die Umzugskartons in der frisch bezogenen Wohnung in Gladbecks Innenstadt, sondern auch die Äpfel. Schließlich muss für die Apfel-Olympiade trainiert werden, da besonders das Schälen. Nur gut, dass die 21-Jährige die Früchte mag, sowohl als leckeren Snack als auch verbacken in Muffins.

Lampenfieber verspürt Chiara Rasche noch nicht wirklich, obwohl es ja nur noch wenige Tage sind bis zur Apfel-Olympiade am Samstag vorm Rathaus. Das mag, meint sie, daran liegen, dass sie über eine gewisse Bühnenerfahrung verfügt. Die Neu-Gladbeckerin kommt nämlich aus einer Musiker-Familie und hat selbst zehn Jahre lang in einem Blasorchester gespielt. „Wir waren schon recht erfolgreich“, sagt sie. Der Auftritt vor Publikum schreckt sie also nicht ab.

Zwei Arten der Motivation

Und dann gibt es da noch zwei Menschen, die Chiara ganz besonders motivieren, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Der eine ist ihr Kollege in der Rathausdruckerei. Er, erzählt sie lachend, hat schon damit angefangen, sie ab und an „Eure Majestät“ zu nennen. Und die zweite Person? Ihr Freund, der so gar nicht an einen Erfolg seiner Lebensgefährtin bei der Apfel-Olympiade glauben will – und ihr das auch immer wieder sagt. Chiara Rasche reagiert selbstbewusst: „Ich denk mir dann immer, jetzt erst recht!“