Gladbeck. Eine internationale Liebesgeschichte, ein Drama ums Visum: Eva Öney-Gökkayas Weg zum Appeltatenfest war lang und rührend.

Dass Eva Öney-Gökkaya heute auf ihrer Couch im Wohnzimmer in Gladbeck sitzt und hofft, die neue Appeltatenmajestät zu werden – es war ein langer Weg mit vielen Zufällen. „Ich komme gebürtig aus Traben-Trarbach an der Mosel, bin jedoch mit zehn Jahren gemeinsam mit meinen Eltern in die Türkei gezogen“, erzählt die junge Frau, „aber ein Teil von mir wollte immer zurück nach Deutschland.“

Ein Erasmussemester 2013 in Oldenburg – Öney-Gökkaya studiert damals Deutsch und Englisch auf Lehramt in der Türkei – macht ihr schließlich klar: Sie muss zurück in die Heimat. Was folgt, ist eine zuckersüße Liebesgeschichte, wie sie sonst nur Hollywood schreibt. Denn Öney-Gökkayas Ehemann Gökhan Gökkaya ist damals noch ihr Verlobter und Jurist in der Türkei. „Ich habe mir Sorgen gemacht, ob er überhaupt mit mir nach Deutschland kommen will. Aber er hat nur gesagt: ,Ich will da sein, wo du bist’.“

Liebe und Zufall: der Weg zum Appeltaten-Krone

Direkt geht das aber erstmal nicht. Eva Öney-Gökkaya beginnt ihr Masterstudium an der Universität zu Köln, ihr Verlobter bekommt aber kein Visum – zwei Jahre lang. „Das war eine extrem schwere Zeit“, erinnert sich die beinahe fertigstudierte Lehrerin, gerade schreibt sie ihre Masterarbeit. „Ich habe viel geweint und war mehrmals kurz davor, aufzugeben. Aber mein Mann hat mir geholfen. Er ist einfach meine zweite Hälfte. Wir lieben uns.“

Bei einer so herzerwärmenden Liebesgeschichte vergisst man leicht, dass es ja noch irgendwie um Äpfel geht. Aber selbst der erste Kontakt zum Appeltatenfest hat mit der Ehe der beiden zu tun. Denn seit zehn Monaten ist das Paar zu dritt, und bei einem Ausflug über den Weihnachtsmarkt mit Töchterchen Amina-Büsra lernt Eva Öney-Gökkaya die amtierende Appeltatenmajestät Meryem Cin kennen. „Wir wollten eigentlich schon weitergehen, aber ein heißer Apfeltee an einem kalten Abend klang zu gut.“ Die beiden Frauen kommen ins Gespräch, und Meryem Cin sagt: „Bewirb dich doch einfach als nächste Majestät!“

Appeltatenmajestät in spe will in ihrer Amtszeit möglichst viele Menschen treffen

Für Eva Öney-Gökkaya ein Zeichen des Universums. „Nach meiner Elternzeit habe ich mich wie in einer anderen Welt gefühlt, ich kannte nicht viele Menschen in Gladbeck und wollte Veranstaltungen finden, bei denen ich auf neue Leute treffe.“ Auch deswegen hofft sie auf die Krone der Appeltatenmajestät: „Als Königin die Menschen der Stadt kennenzulernen und Gladbeck zu repräsentieren, das wäre mir eine große Ehre. Besonders, die Kitas zu besuchen.“ Macht Sinn, vor ihrer Babypause arbeitete die Lehrerin in spe nämlich in einem mehrsprachigen Kindergarten in Duisburg. „Das vermisse ich schon sehr.“

Keine verbotene Frucht: Eva Öney-Gökkaya will aus vielen Gründen Gladbecker Appeltatenmajestät werden – auch, weil ihr Name ja passenderweise schon Eva ist.
Keine verbotene Frucht: Eva Öney-Gökkaya will aus vielen Gründen Gladbecker Appeltatenmajestät werden – auch, weil ihr Name ja passenderweise schon Eva ist. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Besonders viel übe sie nicht für die Apfelolympiade, sie vertraut auf ihre geschickten Hände. „Ich muss immer irgendetwas machen, gerade habe ich Plotten für mich entdeckt“, sagt sie und zeigt eine Espressotasse, in goldenen Lettern prangt „Eva“ darauf. Ein Plotter, das ist kurzgesagt eine Maschine, die auf Basis von Vektoren Schriftzüge und mehr auf alle möglichen Gegenstände malen kann.

Hobby-Kombination: Tochter und Masterarbeit

Ihre Tochter ist auch irgendwie ein Hobby, im Bücherregal stehen Werke zu entwicklungspsychologischen Themen, das passt ganz gut, denn Öney-Gökkayas Masterarbeit trägt den klingenden Titel „Altersgemäße Spielaktivitäten beim Fremdsprachenlernen im Grundschulalter“, ein Essay von ihr wurde schon in einer Londoner Fachzeitschrift abgedruckt.

Bereits vor der Appeltaten-Epiphanie war Eva Öney-Gökkaya Apfelfan, „am liebsten als Saft, oder roh. Wenn ich unterwegs bin und nichts zu essen dabei habe, ein Apfel ist immer in der Tasche.“ Und außerdem, sagt sie lächelnd, „dass ich Eva heiße, bedeutet ja, dass ich eigentlich Appeltatenmajestät werden muss.“ Und bei so einer bewegten Geschichte wäre das dann kein Sündenfall – sondern ein Glücksfall, für Eva Öney-Gökkaya und für Gladbeck.