Gladbeck. Von BIG und ABI kommt harte Kritik an den Zuständen auf der Vogelinsel Wittringen. Zentraler Betriebshof Gladbeck weist die Beschwerden zurück.
Udo Flach und Heinz-Hermann Scholl (BIG) sowie Süleyman Kosar (ABI) lassen kein gutes Haar – besser gesagt: keine gute Feder – an der Vogelinsel in Wittringen. Nach einem Besuch kommen sie zu dem Ergebnis: „Der Zustand gleicht einem Trauerspiel.“ Das „eigentliche Idyll“ habe einen ungepflegten und verwahrlosten Eindruck hinterlassen, Tiere seien kaum zu sehen gewesen. Schwere Vorwürfe, die der Zentrale Betriebshof Gladbeck (ZBG), der verantwortlich für die Vogelinsel ist, so nicht stehen lassen will.
Die Kritiker schildern den Zustand, den sie bei ihrem Besuch empfunden haben, so: „In den Vogelkäfigen waren, bis auf eine Ausnahme, ein bis drei Tiere zu sehen. Vielfach war kein Wasser in den Tränken vorhanden. Rund 240 Vögel sollen hier zu Hause sein. Das können wir nicht bestätigen.“ Gerade in der jetzigen Ferienzeit würden Familien Ausflugsziele vor der Haustür ansteuern. Aber: „Was sie da zu sehen bekommen, lohnt nicht den Weg dorthin.“ Man könne froh sein, dass im WDR-Bericht über Wittringen „nur der eine oder andere Vogel zu sehen war und kein Blick auf die gesamte Vogelinsel geboten wurde“.
ZBG lädt Kritiker zu einem Ortstermin auf der Vogelinsel Wittringen ein
Der ZBG reagiert „verwundert auf die Beobachtungen der Vertreter der Ratsfraktion Soziales Bündnis ABI - BIG - DKP“. Er weist die Kritik entschieden zurück: „Auf der Vogelinsel sowie im dazugehörigen Kleintiergehege sind täglich eine ausgebildete Tierpflegerin sowie geschulte Mitarbeitende des ZBG im Einsatz, um die Versorgung der Tiere sowie ihr Wohlbefinden sicherzustellen.“
Diese Beschäftigten haben laut ZBG nicht nur eine hohe Fachkunde im Bereich der Vogel- und Kleintierhaltung, sondern identifizieren sich auch stark mit ihrer Tätigkeit. Über die Jahre seien so Bindungen zu den Tieren entstanden.
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Der zweite Betriebsleiter René Hilgner verweist auf die Überwachung der veterinär-gesetzlichen Vorschriften. Erst vor wenigen Wochen habe das zuständige Kreisveterinäramt den Zustand der Anlage und der Tiere als vorbildlich bezeichnet. „Die Kritik des Sozialen Bündnisses ist für die engagierten Kollegen ein Schlag ins Gesicht“, sagt Hilgner.
Auch in diesem Jahr brüten nach ZBG-Angaben wieder mehrere Vogelpaare auf der Insel und ziehen ihren Nachwuchs auf. Das sei ein „eindeutiges Zeichen, dass sich die Tiere in ihrer Umgebung wohl fühlen“. Auf die Vorhaltung, es seien ja kaum Vögel zu sehen, heißt es: „Durch die Bruttätigkeit und insbesondere aufgrund der aktuell hohen Temperaturen halten sich die Tiere oftmals im Inneren der Volieren auf. Für das Publikum mag dies enttäuschend sein, entspricht aber dem natürlichen Verhalten der Vögel.“
Der ZBG führt an, dass ihn in den zurückliegenden Jahren keine Beschwerde aus der Bevölkerung zum Zustand der Vogelinsel und des Kleintiergeheges erreicht habe, die die Ansichten der Fraktionsvertreter in irgendeiner Weise stützen: „Hier ist eher das Gegenteil der Fall. Viele Besucher äußern sich gegenüber den Mitarbeitenden vor Ort sehr positiv und dankbar, dass dieses kleine schmucke Ausflugsziel kostenfrei genutzt werden kann.“
Der Betreiber lädt Vertreter von BIG, ABI und DKP zu einem Ortstermin ein, um die Sachlage zu erörtern und eventuelle Unstimmigkeiten auszuräumen. Das „Soziale Bündnis“ will im Rat einen Antrag stellen und „eine kurzfristige Instandsetzung der Vogelinsel zu einem ansehnlichen Ausflugziel fordern“.
Eine kunterbunte Schar gefiederter Inselbewohner hat in Wittringen ein Zuhause. Das Publikum kann derzeit unter anderem bewundern: jeweils einen dunkelroten Ara und einen Gelbbrustara, einen Goffin’s Kakadu, zehn Graupapageien, vier Blaustirnamazonen, 30 Rußköpfchen und diverse Sittiche. Insgesamt handelt es sich um 163 Vögel.
Viele Tiere werden abgegeben
Viele der Tiere, die auf der Vogelinsel Wittringen Besuch von neugierigen Menschen bekommen, werden beim Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) abgegeben. Grund: Die Lebensumstände der Besitzer haben sich geändert. Wohnungswechsel, Krankheit und Tod gehören zu den Gründen.
ZBG-Kommunikationsleiter Henrik Feldhaus berichtet: „Manche Tiere lebten einsam und haben ihre Eigenarten entwickelt. Die Neuzugänge werden in die bestehenden Gruppen integriert. Zuerst kommen sie bei uns jedoch in den Quarantänebereich auf dem Warmhausgelände und werden auf Krankheiten überprüft.“
Feldhaus: „Die Vögel ziehen im Mai auf die Vogelinsel und je nach Wetterlage im Oktober ins Warmhaus.“ Zum Herbst sei meistens mit einer erhöhten Abgabe zu rechnen.
Auch auf dem Warmhausgelände und im Streichelzoo leben Tiere, 38 an der Zahl. Da sind beispielsweise Höcker- und Pommerngänse, eine Warzenenten, ein Indischer Pfau, Zierputen und Hühner. Hinzu kommen 28 Vierbeiner: vier Afrikanische Zwergziegen, fünf Kamerunschafe, zwei Kaninchen und 17 Meerschweinchen.
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Tierpflegerin Meike Holthaus sowie Christian Siedlaczek und Denise Lorenz betreuen die Tiere. Sie erhalten nur spezielles Futter, je nach Vogelart, so der ZBG. Kommunikationsleiter Henrik Feldhaus erklärt: „Obst wird in die entsprechende Größe geschnitten und ist zu entkernen. Salat und Kräuter werden in großen Plastikuntersetzern angeboten.“ Ganz wichtig, gerade bei den aktuell hohen Temperaturen: „Trinknäpfe bzw. Wasserbecken werden zweimal täglich überprüft – bei starker Hitze immer wieder.“ Zur Abkühlung steht ein Rasenregner bereit.
Mehrmals täglich seien die Tiere auf ihren Gesundheitszustand zu prüfen. Zu den Aufgaben von Meike Holthaus, Christian Siedlaczek und Denise Lorenz gehört es auch, die Volieren und Futternäpfe täglich zu reinigen, die Badebecken und Stöpsel abzuwaschen, die Mauern und Gitter von Kot und Futterresten zu befreien und den Besucherweg regelmäßig zu fegen. Mehr noch: Die Bepflanzung der Vogelinsel muss bewässert werden, der Rasen im Mittelteil ist zu mähen. „Die Brombeeren und Brennnessel hinter den Volieren sind zurückzuschneiden, damit sie nicht in die Volieren wachsen und die Tiere verletzen“, so der ZBG.