Sabine Ehmanns-Kramp aus Gladbeck muss sich wegen Corona neu erfinden. Sie arbeitet nicht mit Tieren, sondern kümmert sich um Menschen.
Sabine Ehmanns-Kramp hat einen Vogel. Ehrlich gesagt: Es sind etliche, und wild sind die Gefiederten obendrein. Tierische Vierbeiner fühlen sich bei der 59-Jährigen aus Gladbeck ebenfalls sichtbar pudelwohl. Doch Ehmanns-Kramp sattelte jetzt um. Die Falknerin und Hundetrainerin nimmt ab sofort auch Menschen unter ihre Fittiche: Sie hat den Betreuungsdienst mit Herz & Seele gegründet und schmiedet weitere Pläne.
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Denn die Gladbeckerin erfindet sich in der Pandemie-Zeit neu. Nicht etwa aus Jux und Dollerei, wohlgemerkt. Die Corona-Krise drängte Ehmanns-Kramp in die Ecke – finanziell.
Gladbeck: Sabine Ehmanns-Kramp flatterte mit ihren Vögeln in Schulen und Altenheime
Die unternehmungslustige Frau flatterte vor Ausbruch des Covid-19-Geschehens mit der zierlichen Charlotte, dem imposanten Fritzi, dem hübschen Waldemar & Co. in Schulen, Altenheime und auf Feste – immer ein Erlebnis für Kinder wie Erwachsene. Wer bekommt denn schon – außerhalb zoologischer Anlagen – eine Schnee-Eule, einen Uhu oder einen Afrikanischen Waldkauz zu Gesicht? Der dreijährige Königspudel Danny und Grete, eine zwölfjährige Terrier-Rauhhaardackeldame, waren gerne und gut als Therapiehunde samt Frauchen gebucht. Eine 50-Stunden-Woche, das war Normalität für die Gladbeckerin. Schließlich wollen auch andere lustige Käuze wie Anneliese mit der Brille, der bellende Kolkrabe Anton, der wütende Wüstenbussard Lutz, drei Frettchen und unzählige weitere tierische Mitbewohner versorgt sein, wenn Aufträge absolviert sind.
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Dann kam Corona. Keine Buchungen, keine Piepen in der Kasse – so landete die fahrende Falknerin knüppelhart auf dem Boden der Corona-Tatsachen. Sabine Ehmanns-Kramp erinnert sich noch gut an den Augenblick, der ihr in den kommenden Monaten die Existenz-Grundlage unter den Füßen wegriss. Als Dozentin war sie engagiert, entsinnt sie sich: „Die Schüler waren ganz hysterisch. An dem Tag habe ich geahnt: Dieses Virus wird gravierende Folgen haben.“ Und aufgeweckte Spatzen pfiffen es schon bald von den Dächern: Die Krise kann dauern.
Folge der Krise: Ohne Aufträge kein Piepen
Die erste Konsequenz, die die Falknerin zu spüren bekam: „Uns Honorar-Dozenten wurden alle Verträge gestrichen.“ Ganz deprimiert sei sie gewesen. Aber Sabine Ehmanns-Kramp wäre nicht Sabine Ehmanns-Kramp, wenn sie nicht ein neues Ziel ins Visier nähme.
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Die Gladbeckerin besann sich ihrer Wurzeln. Sie erzählt: „Fast 30 Jahre war ich als Altenpflegerin tätig.“ Vor elf Jahren zog die gebürtige Oberhausenerin sogar wegen einer Stelle im Luisenhof nach Gladbeck. Sie bewarb sich nun wegen Corona bei Zeitarbeitsfirmen als Altenpflegerin. Aber als sich die Chance bot, ihr eigenes Ding zu machen, packte sie die Gelegenheit beim Schopfe. Immerhin war die „Fahrende Falknerin“ zuvor bereits vier Jahre selbstständig unterwegs.
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Nun also die Sozialbetreuung Gladbeck. Slogan: Besser leben dank Alltagsbegleitung. Die 59-Jährige erläutert: „Gebucht werden einzelne Entlastungsleistungen.“ Das kann Unterstützung im Haushalt sein, Yoga oder auch die Begleitung zu Terminen. „Auf Wunsch kommt auch Therapiehund Danny“, sagt Ehmanns-Kramp. Hauptsächlich Senioren machen derzeit die Klientel des jungen Betriebs aus. Gleichfalls könnten jedoch auch Hilfen für behinderte Kinder geordert werden. Flexibel zeigt sich die Gladbeckerin ebenso bei der Frage der Einsatzorte: Es muss nicht immer Gladbeck sein! Beispielsweise steuere sie auch Bottrop an.
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Blick in den Werdegang
Es ist nicht das erste Mal, dass Sabine Ehmanns-Kramp etwas Neues anfängt. So qualifizierte sie sich bereits neben ihrer Ausbildung zur Altenpflegerin ebenso als Jägerin. Die 59-Jährige erklärt: „Der Jagdschein ist die Voraussetzung, um als Falknerin arbeiten zu dürfen.“
Dieses Berufsziel fasste sie ins Auge, nachdem sie auf einem Mittelalter-Markt einen Profi mit Greifvögeln beobachtet hatte. Aber damit nicht genug: Die zugezogene Gladbeckerin bildete sich später weiter zur Hundetrainerin und -sachverständigen sowie zur Tiertherapeutin.
Ihrem ursprünglich gelernten Beruf kehrte sie auch nach ihrem gesundheitlich bedingten Ausstieg nicht ganz den Rücken. Die Altenpflegerin ist zertifizierte Pflegeberaterin und Soziotherapeutin. Sie gibt Yoga-Unterricht und hält als Dozentin Fachvorträge – wenn ihr nicht Corona einen Strich durch die Rechnung macht.
Und nun ist Sabine Ehmanns-Kramp auch Unternehmerin. Wer Kontakt zu der Frau, die Tier und Mensch hegt und pflegt, aufnehmen will, kann anrufen unter: 0173/5 18 76 42.
Sabine Ehmanns-Kramp vertraut nicht auf hochfliegende Träume, dass sich das Pandemie-Problem flugs in Luft auflösen wird. Daher hat die Gladbeckerin mit Kollegin Marina Junker zudem den Betreuungs- und Pflegedienst „Communet Care“ in petto. Die Angebotspalette reicht von A wie Alltagsbegleitung über D wie Demenzbetreuung bis zu G wie Grundpflege und P wie persönliche Betreuung. Dabei liegt der Expertin eines sehr am Herzen: das gegenseitige Vertrauen auf beiden Seiten. Sie hebt hervor: „Es soll möglichst immer derselbe Mitarbeiter ins Haus kommen.“ Und dann wagt die Gladbeckerin doch einen Blick in die Zukunft, auf die Nach-Corona-Zeit, irgendwann einmal: Ihre Betreuungsdienstleistungen will sie behalten – selbst wenn ihre Tiere nicht mehr pausieren müssen.