Gladbeck. Das „Soziale Bündnis“ will Ordnungsdienst-Mitarbeiter in Gladbeck mit kleinen Kameras ausstatten. Wie die Stadt zum Vorschlag steht.

Ordnungsdienst-Mitarbeiter in Gladbeck sollen weiterhin keine kleinen Kameras an der Uniform tragen, wenn es nach der Stadt geht. Das teilt Christiane Schmidt, Kommunikationschefin im Rathaus, auf WAZ-Anfrage mit. Damit stellt sich die Stadt gegen einen entsprechenden Antrag im Sicherheitsausschuss – und sie geht einen anderen Weg als Ruhrgebietsstädte wie Essen und Duisburg.

Die Ratsfraktion „Soziales Bündnis“ (ABD) beantragt im Ausschuss für Sicherheit, Ordnung und Feuerwehr, die Beschäftigten des Kommunalen Ordnungsdiensts (KOD) in Gladbeck mit Bodycams auszustatten. Das Bündnis argumentiert, die Kameras würden die KOD-Beschäftigten beschützen.

„Soziales Bündnis“ argumentiert für Bodycams

Immer häufiger würden Mitarbeiter beleidigt, bedroht und teils körperlich angegriffen. Die Körperkameras hätten hingegen eine deeskalierende Wirkung und dienten als Beweismaterial. „Wir gehen davon aus, dass das aggressive Verhalten gegenüber Ordnungsdienstkräften mit dem Einsatz der Kameras zurückgeht“, heißt es in einer ABD-Pressemitteilung.

Lesen Sie auch

Christiane Schmidt hält die Ausstattung des KOD mit Bodycams für unnötig: „Aufgrund der derzeitigen Situation mit wenig Eskalationen sieht die Stadt momentan davon ab.“ Verbale Gewalt komme häufiger vor, körperliche nicht. Nur in Ausnahmefällen würden Beschäftigte Schürfwunden davontragen. Um sich im Notfall zur Wehr setzen zu können, würden die Mitarbeiter regelmäßig geschult und Ausrüstung wie Gaspistolen bei sich tragen.

Wie oft KOD-Beschäftigte körperlich angegriffen werden, könne die Stadt nicht genau beziffern. Die Grenze zur verbalen Gewalt sei fließend, meint Stadtsprecherin Schmidt.

Diese Ruhrgebietsstädte setzen auf Körperkameras beim KOD

Das Polizeipräsidium Recklinghausen hat im vergangenen Jahr 832 Fälle von Gewalt gegen Einsatzkräfte registriert. Dazu zählt aber neben der Gewalt gegen KOD-Mitarbeiter auch die gegen Polizisten und Feuerwehrleute. In Gladbeck wurden 45 Einsatzkräfte 2022 Opfer von Gewalt.

Andere Städte im Ruhrgebiet setzen bereits auf Bodycams, um Ordnungsdienst-Mitarbeiter zu schützen. Zum Beispiel wollen Essen und Duisburg alle KOD-Beschäftigten noch in diesem Jahr mit den Kameras ausstatten. Bochum, Gelsenkirchen, Witten und Herne testen die Bodycams bei den Ordnungsdiensten zumindest.

Die Stadt Gladbeck hat sich bereits 2020 gegen Kameras bei KOD-Mitarbeitern ausgesprochen. Theoretisch kann der Stadtrat die Ausstattung des KOD mit Bodycams beschließen. Dann würde die Stadtverwaltung dem Beschluss folgen, wie Christiane Schmidt mitteilt.

Die meisten Polizisten in NRW dürften mit Bodycams mittlerweile vertraut sein. Seit der vergangenen Woche müssen alle Polizisten in NRW eine Körperkamera tragen – wenn auch nicht immer einschalten. Die Polizei Recklinghausen setzt die Kameras schon seit drei Jahren ein, auch in Gladbeck.