Essen. Voraussichtlich im zweiten Quartal sollen Außendienstkräfte der Stadt mit Körperkameras ausgestattet werden. Das soll für mehr Sicherheit sorgen.
Die seit langem geplanten Bodycams für Ordnungskräfte der Stadt Essen sind in Sicht: Voraussichtlich im zweiten Quartal dieses Jahres werden sowohl alle Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdiensten als auch die Außendienstler der kommunalen wie der Zentralen Ausländerbehörde (ZAB) nach und nach mit den Körperkameras ausgestattet, berichtete Ordnungsdezernent Christian Kromberg auf Anfrage dieser Zeitung.
Die Ausstattung soll vor dem Hintergrund zunehmender Aggressionen gegenüber Einsatzkräften insgesamt für mehr Sicherheit sorgen.
Erst Anfang des Monats hatten sich zwei Mitarbeiter des Ordnungsamtes massiv bedroht gefühlt, als sie wegen einer Ruhestörung durch Gäste einer Geburtstagsparty an der Helbingstraße im Südostviertel einschreiten wollten. Als die Polizei zur Unterstützung eintraf, eskalierte die Situation vollends.
Zusätzliche Einsatzzeiten bergen zusätzliche Risiken
Seitdem wird wegen Widerstandshandlungen und Körperverletzung im Amt ermittelt. Es war nur einer von elf Einsätzen gegen Krawallmacher an diesem Abend für die beiden Besonderen Verbindungskräfte (BVK), die neuerdings außerhalb der regulären Dienstzeiten der Stadt in den Nachtstunden und auch an Wochenenden für Ruhe und Ordnung sorgen sollen, was naturgemäß zusätzliche Risiken birgt.
Bedrohungen und Beleidigungen bis hin zu körperlichen Widerständen – die Umgangsformen im öffentlichen Raum lassen zunehmend zu wünschen übrig. Wer in Essen die öffentliche Ordnung und Sicherheit durchsetzen will, muss mittlerweile gut gerüstet sein. Mental, aber auch technisch.
Die entscheidenden rechtlichen Fragestellungen seien inzwischen abgearbeitet, sagte Kromberg – von der noch laufenden Ausschreibung und der Anschaffung über die Auswertung der aufgezeichneten Daten bis hin zu Schulungen wie zur Klärung rechtlicher Bedingungen, ob und wann die Körperkameras zum Beispiel nicht nur im öffentlichen Raum, sondern zudem in Wohnungen eingesetzt werden dürfen. Sie dürfen. Eine grundsätzliche Akzeptanz unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war ebenfalls Voraussetzung, das Projekt voranzutreiben.
Gegenteilige Effekte bis hin zur Eskalation
Spannend bleibt für Kromberg künftig, wie die Bürger auf Ordnungskräfte mit Bodycams auf den Straßen reagieren. In Duisburg zum Bespiel gibt es erste Erfahrungen. Die Auswertung einer Pilotphase dort zeigt: In Dreiviertel aller Fälle konnte allein durch Einschalten des Displays erreicht werden, dass sich eine Lage beruhigte.
Die Bodycams haben bei einer gewissen Klientel aber auch gegensätzliche Effekte bis hin zur Eskalation, geht aus einer Analyse des Instituts für Polizei- und Kriminalwissenschaft hervor, das die Wirkung der Körperkameras im Wachdienst der Polizei NRW ausführlicher untersucht hat.
Die Erkenntnis mag überraschen, ist aber empirisch belegt: Verfallen Beamte in der Ansprache renitenter Personen in ein formelles Amtsdeutsch und wechseln vom sonst üblichen Duzen zum Siezen in dem Bewusstsein, dass Dritte ihr Auftreten im Nachhinein anhand eines Videos beurteilen könnten, sorgt das für Irritationen bei so manchem Gegenüber. Menschen, die eher die Sprache der Straße gewohnt sind, könnten derartiges Auftreten als Arroganz oder zusätzliche Provokation empfinden, weiß auch Kromberg.
Bodycams sollen die richtige Einsatztaktik nicht beeinflussen
„Der Einsatz der Bodycam darf das in der Situation und gegenüber den Adressatinnen und Adressaten einsatztaktisch adäquate Verhalten nicht beeinflussen“, heißt es in dem Bericht. Das schließe beispielsweise aggressive Anweisungen, Umgangssprache und die rechtzeitige Anwendung von Zwangsmaßnahmen mit ein.
Damit sich Ordnungshüter vor dem Hintergrund der Dokumentation ihres Verhaltens durch die Bodycam nicht gehemmt fühlen, sei in den Dienststellen ein kulturelles Klima der Akzeptanz und Offenheit zu schaffen. Das sollte die Einsatzkräfte ermutigen, ihr Verhalten ausschließlich an den Erfordernissen des polizeilichen Einsatzes auszurichten, lautet die klare Empfehlung. Dies dürfte uneingeschränkt auch für die Kräfte des Kommunalen Ordnungsdienstes gelten, die deshalb gut geschult werden wollen.