Gladbeck. Anwohner der Josefstraße in Gladbeck hatten Straßenbäume mit Bewässerungssäcken ausgestattet. Unbekannte torpedierten nun dieses Engagement.

Bei diesem Akt der Zerstörung ist Annette Schmidt ruckzuck auf der Palme. Und nicht nur sie. Da haben doch Menschen, die an der Josefstraße wohnen, die Initiative ergriffen, weil sie etwas Gutes für das Grün vor der eigenen Haustür in Gladbeck tun wollten – und nun das! Unbekannte haben dieses Engagement torpediert und Wassersäcke, die Privatleute an Straßenbäumen angebracht haben, zerstochen.

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Annette Schmidt erzählt: „Ulrike Kieslers-Tenk und ich haben so sehr für diese Bewässerung gekämpft und geworben. Auch wegen der Artikel in der WAZ wurden es immer mehr Wassersäcke in unserer Nachbarschaft.“ Mit gutem Beispiel gingen die Freundinnen bereits im Sommer 2020 voran. Sie kauften Bewässerungssäcke für Straßenbäume an der Hege- und Josefstraße.

Ulrike Kieslers-Tenk und Annette Schmidt starteten vor zwei Jahren die Aktion in Alt-Rentfort

Grund: Bei etwa 11.000 holzigen Schützlingen, die der Zentrale Betriebshof Gladbeck (ZBG) stadtweit betreut, kann nicht jeder Einzelne in Trocken-Perioden bewässert werden. Also: Warum spucken die Menschen im Umfeld nicht selbst in die Hände, spendieren Linden, Kastanien & Co. das kostbare Nass? So die Idee.

Die Freundinnen schritten zur Tat. Etwa 75 Liter fasst solch ein Sack. Je nach Größe des Baumes können mehrere dieser Behältnisse notwendig sein. „Ich habe pro Stück 20 Euro bezahlt“, erzählt Annette Schmidt, „man kann sie immer wieder verwenden, denn eigentlich gehen sie nicht kaputt.“ Eigentlich. Es sei denn, jemand will sein Mütchen kühlen und sticht auf die Bewässerungssäcke ein, wie jetzt geschehen.

Da hatte Annette Schmidt noch gut lachen: Voller Tatendrang und Optimismus warb die Gladbeckerin seit dem Start der Aktion im Jahr 2020 für Wassersäcke an Straßenbäumen.
Da hatte Annette Schmidt noch gut lachen: Voller Tatendrang und Optimismus warb die Gladbeckerin seit dem Start der Aktion im Jahr 2020 für Wassersäcke an Straßenbäumen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Erst habe ich den Schaden gar nicht bemerkt, bis mich ein Anwohner darauf angesprochen hat“, sagt Annette Schmidt. Sie schaute sich die Gießsäcke genauer an. Und richtig, zu ihrer großen Empörung bemerkte sie, dass aus Löchern Wasser sickerte oder sogar floss. Schmidts Feststellung: „Da hat jemand mit einem spitzen Gegenstand auf die Säcke eingestochen – und zwar nur an der Josefstraße. Die Hegestraße und Martin-Luther-Straße sind nicht betroffen.“ Sieben Bewässerungssäcke seien zerstört: „Wir haben sie entfernt.“

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Sicher, die Überlegung habe im Raum gestanden, Anzeige bei der Polizei zu erstatten, so Annette Schmidt. „Wir wollten sogar eine Belohnung für Hinweise zur Aufklärung der Tat ausloben.“ Ob dieser Plan noch umgesetzt wird? Abwarten.

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Was Annette Schmidt besonders erbost: Skeptiker, die Zerstörungswut irgendwelcher Wüteriche befürchtet hatten und deswegen zurückhaltend auf den Einfall mit den Gießsäcken reagierten, haben Recht behalten. „Wir machen lieber nicht mit, weil wir Angst vor Vandalismus haben“, erinnert sich Annette Schmidt an die Bedenken. Doch auch nach diesem aktuellen Rückschlag will sie nicht aufgeben. Schmidt beteuert: „Ich werde auf jeden Fall weiter für die Wassersäcke werben und dafür Klinken putzen.“ Schließlich dürften auch zukünftig Straßenbäume auf menschliche Hilfe angewiesen sein. Stichwort: Klimawandel. Aber schon jetzt muss Annette Schmidt sehen, dass selbst dieses Bemühen nicht immer fruchtet: „An einer Kastanie ist die Krone verdorrt.“

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Die Mitinitiatorin der ursprünglichen Kampagne, die sich mittlerweile – dank der Unterstützung von Stadt- und Kreisverwaltung – auf viele Bereiche in Gladbeck ausgedehnt hat, weiß: „Einige der Nachbarn haben an den Gratis-Aktionen teilgenommen.“ Andere haben hingegen Säcke aus eigener Tasche bezahlt.

David Hennig, Stadtsprecher in Gladbeck, bietet an: „Wir haben noch Säcke vorrätig und würden die kaputten Säcke gern kostenlos ersetzen.“
David Hennig, Stadtsprecher in Gladbeck, bietet an: „Wir haben noch Säcke vorrätig und würden die kaputten Säcke gern kostenlos ersetzen.“ © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

David Hennig ist nichts bekannt von weiteren Standorten, an denen derartige willkürliche Attacken wie an der Josefstraße entdeckt wurden. Der Sprecher der Stadtverwaltung zieht eine vorläufige Bilanz: „Insgesamt wurden durch die Umweltabteilung bisher 70 Gießsäcke ausgegeben, weitere 50 kommen vom Kreis dazu.“

Gladbecker Umweltabteilung will die zerstörten Säcke ersetzen

Hennigs Angebot: „Frau Schmidt kann sich gerne an Jörg Piontek-Möller von der Umweltabteilung wenden. Wir haben noch Säcke vorrätig und würden ihr die kaputten Säcke gern kostenlos ersetzen.“ Annette Schmidt freut sich über dieses Entgegenkommen: „Das finde ich super!“ Mal eine gute Nachricht.

Informationen zu Gießsäcken: 0 20 43/99 23 08, Joerg.Piontek-Moeller@stadt-gladbeck.de

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